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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Ihr davon, dass Kuneke tot ist? Es wurde doch noch keine Leiche gefunden!«
    Agnes und Ludolf erzählten von den Ereignissen des Tages. Den Tuchhändler und dessen Plan, den er mit Mechthild Fischer ausgebrütet hatte, verschwiegen sie. Es war jetzt nicht nötig, den Priester in alles einzuweihen. Anno von Dankersen war tief erschüttert, Tränen rannen ihm über die Wangen. Er schlug ein Kreuz und murmelte hastig ein Gebet.
    Missmutig und widerwillig stapfte Agnes in Richtung des Hauses der Familie Wiegand. Gerade das, was sie auf alle Fälle hatte vermeiden wollen, war ihr zugewiesen worden.
    Anno und Ludolf gingen über die Zugbrücke, die den Burggraben überspannte. Es war eher ein Bach als ein wirkungsvoller Teil der Befestigung der Burg und wurde aus verschiedenen Quellen, die aus den Hügeln hervortraten, gespeist. Anno klopfte gegen das geschlossene Burgtor. Seit dem Aufruhr bei der Verhaftung des Schmieds war es zugesperrt. Die beiden Männer warteten. Erst nach einem zweiten, festeren Klopfen hörte man endlich schlurfende Schritte. Eine kleine Klappe öffnete sich, und der Kopf eines Soldaten mit Helm und ungepflegtem Bart wurde sichtbar.
    »Was wollt Ihr?«, kam es brummig. Die Verärgerung über die unerwartete Störung war unüberhörbar.
    »Wir möchten der armen Magd Marie geistlichen Beistand leisten. Wie Ihr wisst, hat sie eine schwere Zeit vor sich. Da braucht sie mich.«
    »Das geht Euch nichts an. Sie darf keine Fremden empfangen. Schert Euch, sonst muss ich Euch Beine machen!«
    Der Priester ließ sich aber nicht einschüchtern. In einem ruhigen, ja geradezu liebenswerten Ton fuhr Anno von Dankersen fort. »Wollt Ihr einer christlichen Seele die Beichte verweigern?«
    »Der Amtmann hat befohlen, dass keiner die Marie besuchen soll.«
    »Der Amtmann vertritt die weltliche Macht. Ich stehe hier aber als Gottes Vertreter. Will sich Josef Resenbach gegen die göttliche Autorität auflehnen? Das macht noch nicht einmal der Burgherr Wedekind. Oder wollt Ihr das wagen? Ihr riskiert die Exkommunikation. Ich denke, das wisst Ihr.«
    Das wirkte. Der Wachsoldat zuckte erschrocken zurück. Eine Ächtung würde ihn aus der Gesellschaft ausschließen, ihn zu einem Verbannten machen, man entließe ihn aus den Diensten des Burgherrn, man würde ihn aus dem Dorf treiben. Er hätte nicht mehr mit seiner Familie zur Kirche gehen können, nie wieder die heilige Kommunion empfangen, nie wieder zur Beichte gehen. Er würde ohne Hoffnung auf eine Auferstehung sterben und müsste auf ewig in der Hölle schmoren.
    »Kommt rein«, antwortete er brummig.
    Ein schwerer Riegel wurde zurückgeschoben, und das Burgtor öffnete sich. Anno und Ludolf traten ein. Der Soldat zeigte überrascht auf den jungen Mann. Aber bevor er noch ein Wort sagen konnte, erklärte der Pater, dass das sein Gehilfe wäre, der mitkommen müsse. Die Wache zog es vor zu schweigen und führte die beiden Besucher durch das Torhaus in den Burghof, der sich wie ein Hufeisen um das Haupthaus legte.
    Sie standen genau vor dem großen Gebäude, in dem der Herr Wedekind wohnte. Links an der Burgmauer stand ein Wirtschaftsgebäude mit großen Dielentoren. Rechts lag die Kapelle der Schalksburg, genau in der nordöstlichen Mauerecke. Dann weiter herum, auf der anderen Seite des Haupthauses, musste der Turm sein, den man von der kleinen Hütte im Siek aus sehen konnte.
    Die drei Männer gingen im Gänsemarsch in den linken hinteren Teil des Hofes. Durch eine schmale, niedrige Tür, die sich genau neben der großen Burgmauer befand, betraten sie das herrschaftliche Haus. Dieses war die Tür für die Knechte, Mägde und Soldaten, durch die man in den Trakt kam, wo die Bediensteten ihre Kammern hatten. Schweigsam gingen sie durch einen dunklen Gang. Aus einigen Räumen klang geschäftiges Treiben. Es roch nach gebratenem Fleisch und frischem Brot. Hier musste irgendwo die Küche sein. Dann stiegen sie zwei schmale Treppen hoch. Und wieder an einigen Türen vorbei.
    Der Soldat ging auf eine Tür zu, klopfte zweimal kurz dagegen. Dann schob er einen Riegel zur Seite und stieß die Tür auf. Er zeigte wortlos hinein und gab den Weg frei. Anno und Ludolf betraten den kleinen Raum. Die Abendsonne, die durch das Fenster schien, blendete die beiden. Sie konnten im ersten Augenblick nichts erkennen. Irgendwo war ein Schluchzen zu hören. Kaum waren die Besucher im Raum, wurde die Holztür wieder zugeknallt und versperrt. Mürrisch brummte der Soldat durch die

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