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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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schüttelte energisch den Kopf.
    »Dann erzähl doch, wie es weiterging.«
    Marie wartete hinter den Büschen, bis es dunkel geworden war. Dann hörte sie jemanden kommen. Es war Kuneke. Es war zwar schon ziemlich dunkel, aber sie hatte sie an dem roten Halstuch erkannt, das der Schmied ihr geschenkt hatte. Dann rief jemand: Kuneke! Marie konnte nicht sehen, wer es war, aber es musste Dietrich gewesen sein. Kuneke blieb stehen und wartete. Die beiden unterhielten sich leise. Sie hatte erst nichts verstehen können. Aber dann wurde es lauter. Dietrich nannte seine Schwägerin eine Hure und Erbschleicherin. Sie verbat sich diesen Ton. Marie stockte. Sie sah Anno von Dankersen flehentlich an. Die Tränen begannen wieder zu fließen. Plötzlich hatte Dietrich einen Knüppel in der Hand und schlug auf Kuneke ein. Immer wieder. Die wehrte sich verzweifelt. Marie verhielt sich ganz still, aus Angst, entdeckt zu werden. Dann zog er Kunekes leblosen Körper zum Wasser. Marie hörte ein Platschen. Sie wusste nicht mehr, wie lange sie in ihrem Versteck geblieben war. Aber als sie eine ganze Zeit nichts gehört und gesehen hatte, schlich sie zu ihrem Boot und ruderte zurück. Dabei musste sie irgendeiner gesehen haben. Sie konnte auf nichts mehr achten. Sie wusste nicht, wie sie es geschafft hatte, ihre Kammer zu erreichen.
    »Das war’s?«
    Marie nickte sachte und begann wieder leise zu weinen. Anno sprach tröstend auf sie ein.
    Ludolf konnte sich aber nicht länger zurückhalten. Er hatte die ganze Zeit still zugehört. Nun musste er seine Fragen loswerden. »Entschuldigt bitte, wenn ich Euch noch einmal belästigen muss. Ihr sagtet, dass Ihr Kuneke nur an ihrem roten Tuch erkannt habt, weil es schon etwas dunkel war.«
    »Ja.«
    »Am Gesicht habt Ihr sie also nicht erkannt?«
    »Es ist ziemlich düster zwischen den Büschen, und ich war auch nicht sehr nah bei ihr. Und Gestrüpp hat auch noch im Wege gestanden. Aber sie war es ganz bestimmt. Das kann ich beschwören!«
    »Das glaube ich Euch. Obwohl es doch so schön heißt: Nachts sind alle Katzen grau. Ab einem bestimmten Punkt der Dämmerung erkennt man auch rot nicht mehr als rot. Aber wenn Ihr Kuneke nur am Halstuch erkannt habt, wie könnt Ihr sicher sein, dass der Mann, der sie erschlug, der Schmied war?«
    Marie schaute ihn groß an. Sie machte den Eindruck, als wüsste sie nicht, was er meinte. »Wer soll es sonst gewesen sein?«
    »Wenn es aber zufällig ein anderer Mann war? Hättet Ihr das dann bemerkt?«
    »Ja ... äh. Ich meine ...« Marie war verwirrt. »Wer soll es sonst gewesen sein?«
    »Genau darum geht es. Könnte es nicht auch jemand anderes gewesen sein? Wenn ich es gewesen wäre, so wie ich hier jetzt stehe, hättet Ihr dann den Unterschied gesehen?«
    Sie blickte nervös zwischen den beiden Männern hin und her.
    Ludolf hakte nach: »Habt Ihr den Schmied vielleicht an der Stimme erkannt?«
    Sie überlegte. »Ich sagte doch, die beiden waren ein Stück entfernt. Das klang so leise, dass ich nix verstanden habe. Nur so ‘n Tuscheln. Und beim Schreien später ... Da war ich so erschrocken, dass ich jetzt nicht sagen könnte, wer’s war.«
    »Also kann auch ein ganz anderer Mann Kuneke erschlagen haben.«
    Sie schaute mit großen Augen zu Ludolf auf. »Scheint so«, kam es sehr leise. Nervös nagte sie an ihrer Unterlippe. Plötzlich platzte sie hervor: »Da fällt mir aber ein, dass Dietrich – oder wer immer das auch war – nicht mehr den Weg zurückkam. Er ist also mit seinem Boot rüber.«
    »Was ist aber, wenn der Mann abseits des Weges ging? Vielleicht am Ufer entlang.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Dazu kommt noch, dass Dietrich erst nach Euch mit dem Boot zur Burg kam. Wo war er in der Zeit? Das passt doch nicht zusammen!«
    Nun waren nicht nur Marie, sondern auch Anno aufs Tiefste betroffen. Sie starrten Ludolf erstaunt an. Der konnte sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen. Er war stolz darauf, wieder einmal seinen scharfen Verstand unter Beweis gestellt zu haben.
    »Dietrich war es also doch nicht«, kam der Pater zu dem Schluss.
    »Augenblick, bitte«, Ludolf unterbrach ihn. »Das habe ich nicht gesagt. Er war es höchstwahrscheinlich nicht. Solange wir noch kein Geständnis von irgendjemandem haben oder einen unerschütterlichen und vertrauenswürdigen Zeugen, so lange ist gar nichts sicher. Aber ich vermute, dass Dietrich sein Kind besucht hat. Das ist bei seinem Schwager und seiner Schwester auf der Burg Wedigenstein. So wie ich

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