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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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geschlossene Tür: »Klopft, wenn Ihr wieder rauswollt.«
    Langsam erkannten die beiden Männer mehrere Einzelheiten des Raumes. Er bestand aus einem schmalen Bett, einer kleinen Truhe, einem winzigen Tisch und einem Stuhl, auf dem eine blonde, junge Frau saß. Marie. Sie war in sich zusammengesunken und hielt ein Tuch vors Gesicht. Sie weinte leise, sagte aber kein Wort. Der Pater ging zur ihr und legte seine Hand behutsam auf ihre Schulter. Seine Stimme war leise und sehr sanft. Er erkundigte sich, was sie bedrücke, versuchte sie zu trösten. Aber ihr Weinen wurde lauter und heftiger.
    »Meine Tochter, hat es mit dem Schmied Dietrich zu tun, dass du so weinst?«
    Sie nickte.
    Anno strich ihr über den Kopf, um sie zu beruhigen. Es schien zu wirken. Das laute Weinen ließ allmählich nach.
    »Wir wollen dir helfen. Aber du musst uns sagen, was los ist. Denkst du, dass du das schaffst?«
    »Ja.«
    Marie klang leise und heiser. Ihre Augen waren geschwollen vom Weinen. Fragend schaute sie auf Ludolf. Pater Anno erklärte ihr, dass der Fremde im Auftrag des Bischofs unterwegs war und ihr helfen wollte.
    »Was ist geschehen?«, fragte Pater Anno mitfühlend.
    »Ich habe alles falsch gemacht. Es ist meine Schuld.« Bei den Worten begann sie wieder zu weinen.
    »Wieso glaubst du, Schuld zu haben? Schuld woran?«
    »Dass Dietrich eingesperrt wurde.«
    »Aber warum denn? Erzähl doch einfach.«
    »Der Amtmann, dieses hinterhältige, gemeine ...«
    »Ganz ruhig, mein Kind. Bitte versündige dich nicht.«
    »Dieser ... na ja, gemeine Mann. Er hat mich angeschrien und gedroht, mich zu schlagen. Er behauptet, mich würde man auch hinrichten als Mörderin, wenn ich nichts sage.«
    »Um was geht es denn?«
    »Am Abend, an dem Kuneke zuletzt gesehen wurde, war ich auch mit ’nem Boot unterwegs. Irgendwer hat mich gesehen und das dem Amtmann gesagt.«
    Anno strich ihr wieder über das dunkelblonde Haar. »Hast du denn eine Sünde begangen?«
    Marie schüttelte nur den Kopf und schwieg.
    »Du musst schon sagen, um was es geht. Nur so können wir dir beistehen. Unser allmächtiger Herr in den himmlischen Höhen will bestimmt nicht, dass ein Unschuldiger unnötig leidet.«
    Sie schaute zu ihm hoch und öffnete den Mund. Aber nur nach und nach kamen die stammelnden Worte: »Und ... und wenn’s ’ne Sünde war? Nicht, was ich tat. Ich meine ... Das, was ich gesehen habe?«
    Anno von Dankersen atmete tief durch. »Mein liebes Kind, wir werden alles tun, um dir zu helfen. Ob Sünde oder nicht, werden wir noch feststellen.«
    »Aber ich soll nix sagen. Das hat mir der Amtmann ganz streng verboten.«
    »Er möchte, dass alle vor ihm zittern und ihm gehorchen. Dabei ist er nur jemand, der sehr allein ist. Eine bemitleidenswerte, traurige Seele. Von keinem geliebt. Darum tut er alles, damit man ihn beachtet. Aber leider kann er es nicht auf die freundliche Art tun, sondern nur auf die böse. Deshalb werden wir dir helfen, Marie, falls du Ärger bekommen solltest. Wir werden zum Herrn Wedekind gehen. Das verspreche ich dir.«
    Langsam und leise, immer wieder von Schluchzern unterbrochen, erzählte Marie, was sie an dem unglücklichen Sonntagabend erlebt hatte. Es war wie eine Beichte: Marie hatte gesehen, wie Kuneke Wiegand am Nachmittag mit dem Boot übersetzte. Kurze Zeit später folgte ihr Schwager Dietrich. Schlau, wie er war, band er sein Boot ein Stück weiter die Weser hoch an einem Baum fest. Nur damit keiner auf den Gedanken kam, sie würden sich treffen, waren sie getrennt gefahren. In Marie stieg wieder die Eifersucht auf. Sie liebte ihn schon lange. Doch der hatte nur Augen für seine Schwägerin. Marie wollte unbedingt wissen, was die beiden auf der anderen Weserseite taten. Also nahm sie auch ein Boot und fuhr hinterher. Damit sie die beiden unbemerkt belauschen konnte, band sie ihren Kahn weiter unten an und schlich im Gestrüpp am Ufer entlang. Sie war sehr vorsichtig, konnte aber niemanden mehr sehen. Die beiden mussten weiter zum Berg oder in die Wiesen gegangen sein. Marie wollte sich jedoch nicht geschlagen geben und versteckte sich, um ihre Rückkehr abzupassen. Was die beiden wohl alles in der Zeit trieben. Die waren so lange fort, dass sie nicht nur miteinander gesprochen haben konnten.
    »Warum Kuneke?«, platzte Marie heraus. »Ich bin doch jünger und hübscher! Ich war wütend, ich war traurig. An diesem Nachmittag hätte ich sie erwürgen können!«
    »Hast du es denn getan?«, fragte der Pater überrascht.
    Sie

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