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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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wirklich war, wird sich vor Gericht zeigen.« Ohne ein weiteres Wort holte Agnes die Kette mit dem Kreuz und den Rosenkranz hervor und legte die Sachen auf den Tisch.
    Mechthild Fischer starrte erschrocken darauf. Mit zitternden Händen griff sie nach der Kette. Behutsam putzte sie das Kreuz und drückte es dann fest gegen ihre Brust. Sie schloss die Augen. Tränen quollen hervor und rannen ihr über die Wangen. Aber sie sagte kein Wort. Es war ein stilles Weinen, ein Weinen ganz, ganz tief unten in der Seele. Das Weinen einer starken, aber einsamen Frau.
    Agnes musste zugeben, dass ihr die Frau jetzt doch leid tat. Trotz allem war Kuneke ihre Tochter gewesen. Und diese Tochter war nun unwiderruflich verloren. Es gab keine Möglichkeit mehr, sich zu entschuldigen oder etwas gutzumachen. Wie hieß es doch so treffend in der Heiligen Schrift: Alles, was deine Hand zu tun findet, das tu mit all deiner Kraft, denn es gibt weder Wirken noch Planen, noch Erkenntnis, noch Weisheit in dem Grab, dem Ort, wohin du gehst.
    »Eure Tochter ist leider tot«, begann Agnes. »Sie wurde schwer verletzt gefunden und von guten Menschen ins Heilig-Geist-Hospital nach Minden gebracht. Sie konnte noch die Beichte ablegen und verschied dann. Da man nicht wusste, wer sie war, bekam sie dort ein christliches Begräbnis. Den Schmuck hatte sie bei sich. Die Schwestern gaben mir die Sachen, damit Ihr sie bekommt.«
    Mechthild hob langsam ihren Kopf und deutete ein leichtes Nicken an. Verwundert zeigte sie aber auf den Rosenkranz und fragte Agnes: »Was ist damit?«
    »Den Rosenkranz hatte Eure Tochter bei sich, als sie gefunden wurde. Er gehört doch ihr?«
    »Nein. Der ist mir unbekannt. Solch einen wertvollen besaß sie nicht. Sie hatte einen schlichten, einen einfachen, und der liegt noch in ihrer Schlafstube.«
    Agnes war verblüfft. Konnten die Schwestern im Hospital den Rosenkranz vertauscht haben? »Kuneke hatte das Stück in der Hand. Kann es ihr jemand geschenkt haben?«
    »Ich wüsste nicht, wer.«
    »Vielleicht ist der Rosenkranz von dem Tuchhändler, der sich um sie bemüht hat?«
    Mechthild Fischer zog bei der Nennung des Tuchhändlers die Augenbrauen überrascht hoch. »Nein, so etwas Frommes passt nicht zu ihm. Und wenn, hätte ich bestimmt davon gehört. Nehmt ihn bitte wieder mit. Ich möchte keinem etwas schuldig sein. Wenn man den rechtmäßigen Besitzer nicht findet, sollte er der Kirche gestiftet werden.«
    Ratlos nahm Agnes die Perlenschnur wieder an sich. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, was die Nonne im Hospital über den Rosenkranz gesagt hatte: Hatten die Schwestern ihn gefunden, als sie Kuneke untersuchten, oder erst, als sie tot war? Sie musste Ludolf fragen. Hoffentlich erinnerte er sich noch.
    Mechthild Fischer stand langsam auf. Agnes sah das als Aufforderung an, nun zu gehen, und erhob sich ebenfalls. Doch die Frau bat sie, noch zu bleiben. »Einen Augenblick bitte. Ich möchte Euch noch etwas zeigen.« Damit verschwand sie in dem hinteren Teil des Hauses.
    Agnes setzte sich wieder. Sie hatte ihren Auftrag erledigt und wollte nun so schnell wie möglich fort. Sie war müde.
    Zum Glück kam Mechthild rasch wieder zurück. Sie trug Pergamente, die zu einer Rolle aufgewickelt und mit einer Lederschlaufe zusammengehalten waren. »Ich habe Euch gestern doch erzählt, dass der Amtmann irgendwelche Papiere von Kuneke haben will. Ich habe sie gefunden.«
    »Und was sind das für Papiere?«
    »Irgendwelche Listen. Seht selbst.«
    Agnes nahm die angebotene Rolle. Sie löste das Band und glättete die Blätter. Es waren Listen mit verschiedenen Zahlen und Namen. Das sah nach Unterlagen zu Abgaben aus. Der Hofname, die Menge an Getreide oder Vieh und ein Datum. Wenn das die Steuerlisten waren, die Kunekes verstorbener Mann geführt hatte, konnten die für den neuen Amtmann so wichtig sein, dass er der Witwe deswegen drohen sollte? Hatte es irgendwelche Unregelmäßigkeiten gegeben, konnte Resenbach damit natürlich Druck ausüben. Dazu hätte er aber genau diese Papiere gebraucht. Oder steckte etwas anderes dahinter? »Darf ich die Listen einmal mitnehmen?«, fragte Agnes. »Ich bring sie Euch auch ganz bestimmt wieder zurück.«
    »Lasst bitte. Ich will nichts mehr damit zu tun haben. Falls Dietrich der Mörder meiner Tochter ist, soll er dafür gerichtet werden. Falls jedoch Resenbach seine Finger im Spiel hat, gönne ich ihm jede Strafe, die jemals ein Mensch ersonnen hat. Hauptsache, sie ist schmerzhaft, dauert ihre

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