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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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konnte, und Salomo unterbrach den hastig hervorgestoßenen Bericht nicht. Als der Schmied geendet hatte, herrschte eine Weile tiefe Stille.
    »Er hat sich also mit zwei welfischen Edelleuten getroffen. In dem Punkt bist du dir sicher?«
    »Ja, der hat ja selber gesagt …«
    »Ruhe. Das könnten die Männer sein, die deinen Vater aufgesucht haben. Nun zu den Morden: Hat Ludowig sie zugegeben?«
    »Er hat …« Gerald zögerte betroffen. »Nein. Nicht direkt.«
    Salomo runzelte die Stirn. »Aber die Spange hatte er?«
    »Ja!«
    »Und er hat sie den Welfen gezeigt. Auch das eingeritzte Wort?«
    »Nein, aber sie haben gewusst, dass der Graf kommen wird.«
    Salomo schloss die Augen. »Ludowig hat sich mit den Feinden des Grafen verschworen. Er will mit ihrer Hilfe die Grafschaft übernehmen, will wahrscheinlich selbst Graf werden. Durch die Heirat mit Wendelgard hätte er es erreicht, doch sie …«
    »Aber was ist mit meinen Eltern? Ich weiß, dass er sie getötet hat!«
    »Wie?« Salomo schien in die Gegenwart zurückzukehren. »Ach so, deine Eltern. Wenn er wirklich für diese Morde verantwortlich ist, wird er sie nicht selbst begangen haben, sondern Handlanger damit beauftragt haben. Es wird schwer werden, ihm etwas nachzuweisen.«
    Frustriert ballte Gerald die Fäuste, aber er schwieg. Stattdessen stellte er sich wieder ans Fenster. Salomo sah ihm mit einem mitleidigen Blick nach. »Im Himmel gibt es Gerechtigkeit, auch wenn sie hier auf Erden manchmal versagt. Konzentrieren wir uns auf das Naheliegende. Udalrich.« Salomo stemmte seine Hände auf den Tisch. »Du musst ihn finden!«
    Gerald erstarrte. »Also glaubt Ihr wirklich, dass er lebt?«, fragte er langsam.
    »Wenn seine Gegner es glauben, dann sollten wir das auch. Wo könnte er sich verstecken? Es ist deine Heimat.«
    »Ihr glaubt, sie würden ihn töten?«
    Salomos Miene wurde hart. »Natürlich werden sie das. Du hast es doch mit eigenen Ohren gehört. Und bedenke: Was ist einfacher, als einen Toten zu ermorden?«
    »Ich verstehe, Herr.«
    »Dann verstehst du auch, dass meine Hoffnungen auf dir ruhen.«
    Gerald schaute wieder aus dem Fenster. »Da kommen sie.«
    Salomo umrundete eilig den Tisch und stellte sich neben den Schmied. Unten ritten Ludowig und seine drei Gefolgsleute in den Hof. Der Jüngste schien sich nur mit Mühe auf seinem Gaul halten zu können. Um seine Mitte schlang sich ein blutgetränkter Verband.
    »Wie wird er diese Verwundung erklären?«
    »Ludowig?« Salomo sah auf den zusammengekrümmten Mann hinunter. »Dem fällt schon etwas ein.« Sein Blick kehrte zu Gerald zurück und durchforschte sein Gesicht. »Aber ich bin von dir beeindruckt. Du bist zu Fuß schneller gewesen als sie zu Pferd.«
    Gerald errötete flüchtig. »Ich hab gehört, dass sie in Argenau haltmachen. Wegen der Verwundung.«
    Salomo legte Gerald die Hand auf die Schulter. »Du bist ein findiger Bursche. Gebe Gott, dass er dich auch diesmal leitet.«
    »Ich mache mich gleich auf den Weg.«
    »Zwei Dinge noch!«, rief Salomo, ohne Geralds Schulter loszulassen. »Erstens, ziehe niemanden ins Vertrauen, auch nicht Wendelgard oder deine Fridrun.«
    »Aber ich vertraue ihr. Sie ist verschwiegen und klug und …«
    »Hübsch!«, vollendete der Bischof trocken. »Das weiß ich alles. Aber sie könnte Wendelgard gegenüber reden, und Wendelgard ist nicht in der Lage, so eine Nachricht zu verarbeiten. Ich will nicht, dass sie den Tod ihres Mannes ein zweites Mal ertragen muss, nur weil wir ihn nicht vor seinen Feinden schützen konnten.«
    »Wie Ihr wünscht, Herr.«
    »Und zweitens!« Salomo wedelte mit erhobenem Zeigefinger. »Reinige dich, bevor du gehst.«
    »Ich werde beten.«
    Salomo unterdrückte ein Lächeln. »Das ist löblich, aber das meinte ich nicht. Wasch dich und zieh dir frische Kleider an. Du stinkst erbärmlich!«
    »Ich … ja, Herr.«
    »Du willst doch nicht so dem Grafen begegnen?«
    »Nein, Herr. Und eigentlich …«, setzte er leise hinzu, »möchte ich ihm gar nicht begegnen.«
     
    Als Gerald gegangen war, setzte sich Salomo wieder an seine Notizen, unter denen er sein Gedicht hervorholte. »Ob ich das je fertig schreibe?« Er rieb sich das Kinn. »Vielleicht sollte ich es umschreiben. Ein Lobpreis Gottes für Udalrichs Heimkehr. Adero, so könnte ich es nennen.«
    Er hatte gerade den Titel niedergeschrieben, als es klopfte. Ehe er etwas sagen konnte, ging die Tür auf, und Wendelgard stürmte herein. »Was geht hier vor? Salomo, was geht unter

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