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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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was? Lass mich los, Kerl, muss arbeiten.«
    Der Page schickte sich an weiterzugehen, doch Crescentius packte ihn am Kragen und schleuderte ihn mit dem Rücken gegen die Wand. Er presste seinen Ellenbogen gegen den Kehlkopf des Pagen und fragte noch einmal, diesmal im Dialekt des Bediensteten: »Brauchst wohl ’ne Draufgabe, was? Wo Marocia is’, wollt’ ich wissen. Noch mal frag ich nich’.«
    Der Page stotterte erstaunt. »Bib. . . Bibliothek, glaub ich. Hab sie da gesehen, vor ’ner Weile.«
    »Und wo ist die?«
    »Wer?«
    Crescentius presste stärker gegen den Kehlkopf. »Die Bibliothek, du Esel.«
    »Zwei. . . zweiter Gang rechts, dann der Nase nach«, keuchte der Page.
    »Danke«, flötete Crescentius in übertrieben lieblichem Ton. Dann wandte er sich wieder an seine Tante. »In der Bibliothek also. Mir nach.«
    Blanca hatte in ihrem Gewand Mühe, dem Schritt des Jungen zu folgen. »Das war aber nicht recht, Crescentius«, keuchte sie. »So mit dem Jungen umzuspringen.«
    »Die Sprache der Faust verstehen solche Burschen am besten, glaub mir. Und außerdem: Es hat doch geklappt.«
    Während alle anderen Räume noch wie Rumpelkammern wirkten, war in der Bibliothek schon zu erkennen, wie sie später aussehen würde. Die zwei Längsseiten waren mit schweren, verzierten Regalen versehen, die bereits zur Hälfte gefüllt waren. Bücher in bunten und sehr dicken Einbänden wechselten mit teils weißen, teils vergilbten Schriftrollen ab, aber kein Ding stand so hoch, dass eine mittelgroße Frau nicht herangekommen wäre. Die der Tür gegenüberliegende Stirnseite war fast vollständig von einem arabesken Wandteppich bedeckt, dessen vorherrschendes Azur dem Raum trotz dessen geistiger und rustikaler Wucht etwas Leichtes und Befreiendes gab. Zwischen Truhen und Säcken stand Marocia und gab Anweisungen: »Das nicht dort drüben hin, sondern hier. Halt, die schweren Bücher nach unten. Den großen Stuhl näher an den Kamin rechts der Tür.«
    In diesem Augenblick entdeckte Marocia endlich ihre Schwester. »Blanca!«, rief sie, ließ alles stehen und liegen und umarmte sie. »Nach so vielen Jahren. Ich freue mich, wieder in Rom zu sein.«
    Blanca lächelte. »Das sieht man. Du scheinst hier einen Hofstaat aufbauen zu wollen.«
    »So kann man es nennen. Die ganze Engelsburg wird von mir belegt. Weißt du, es ist merkwürdig. Früher, als die Burg noch mein Gefängnis war, nutzte ich nur vier oder fünf Räume für mich. Und heute, wo ich tun und lassen kann, was ich will . . . Ich schätze, es hängt mit meiner veränderten Einstellung zu dem Gemäuer zusammen.«
    »Apropos Einstellung«, fiel Blanca ein und ging einen Schritt zur Seite. Hinter ihr tauchte Crescentius auf, und der erste Blick, den er auf seine Mutter warf, war eine Mischung aus Ablehnung, Vorsicht und sogar etwas Furcht. Marocia sah ihn voller Verständnis an und respektierte den Wunsch nach Distanz, der sich in seinen Augen spiegelte. »Er ist groß geworden«, erklärte Blanca, um die Stille aufzulockern. »Er hat sich verändert.«
    »O ja, er ist groß geworden«, bestätigte Marocia die erste Aussage Blancas. Die strohblonden Haare ihres jüngsten Kindes waren noch immer schulterlang und bildeten nahezu den einzigen Anhaltspunkt für Marocia, auf den Jungen zu schließen, den sie damals in Bari in eine andere Richtung hatte davonziehen lassen, als sie selbst einschlug. Nun war er – Marocia rechnete kurz – beinahe achtzehn Jahre alt. Seine Statur war für sein Alter muskulös, sein Gesicht ein wenig kantig und streng, aber überraschend schön, viel anziehender als die oftmals aggressiven Züge Hugos, wie Marocia sich erinnerte. Die braunen Augen wirkten in ihrer Mattheit sogar ein wenig belanglos. Crescentius sah also im Grunde aus, als würde er ausgeglichen sein, in sich ruhen, wenn nicht ein winziges Detail Marocia eines Besseren belehrt hätte: An seinen Hüften hielt er, ein wenig versteckt, die Fäuste geballt.
    Marocia wollte ihren Sohn fragen, warum er nie auf ihre Briefe aus Capua geantwortet hatte, aber dann fiel ihr ein, dass es wohl nicht klug wäre, das Wiedersehen mit einem Vorwurf zu beginnen. Sie prüfte rasch die Möglichkeiten eines Begrüßungswortes, aber ihr kamen nur Floskeln in den Sinn, Allgemeinplätze, die man Fremden gegenüber anwendet. So schenkte sie Crescentius einfach ein sanftes Lächeln, von dem sie zwar hoffte, dass es mütterlich aussah, aber fürchtete, es könnte mitleidig wirken.
    »Du würdest staunen,

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