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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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sie exakt bestimmen, wo sie sich befand. Als sie an der Türe angekommen war, raffte sie ihr weißes Nachthemd etwas hoch, kniete sich nieder und presste ihr Ohr an das warme, nach Harz duftende Holz.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du dich dermaßen treulos verhältst!«, schrie Theodora.
    Wie ein Apollo saß Johannes in einem breiten, gemütlichen Sessel, die Beine über die Lehne geworfen, sein scharlachrotes Kardinalsgewand locker um den nackten Körper geschlungen, und sah zu, wie Theodora mit schaukelnden Ohrringen und zuckenden Mundwinkeln ihr Gemach von einer Wand zur anderen abschritt.
    Im Grunde hat Theodora Recht, dachte Johannes. Ein Verrat an ihr würde ihm tatsächlich kein schlechtes Gewissen bereiten. Sie war von rasch vergehender Schönheit, und weder ihre wie Bronze schimmernde Haut noch der zahlreiche klimpernde Goldschmuck, mit dem sie sich behing, vermochten die Zeichen ihrer zunehmenden Anspannung zu verbergen. Theodora war hektisch, unausgeglichen, unüberlegt. Sie beging Fehler. Sie war bisweilen zögerlich, wo sie hätte energisch sein müssen, und sie konnte ungeduldig werden, wo eine diplomatische Lösung angebracht gewesen wäre. Ihr fehlte Stil. In allem, was sie tat, war sie nur eine schlechte Imitation von Ageltrudis, selbst in ihrer Art, sich zu kleiden und zu frisieren. Ganz Rom machte sich heimlich darüber lustig, dass Theodora so lange gehungert hatte, bis sie die dürre Statur von Ageltrudis erreicht hatte. Dass sie offenbar tatsächlich glaubte, für ihn, den alle den schönen Johannes oder den römischen Adonis nannten, gut genug zu sein, sprach für seine Kunst der Verstellung und gegen den Verstand von Theodora.
    Immerhin, die Nächte mit ihr konnten noch immer reizvoll sein. Zur Not aber würde er leichten Herzens gegen Theodora intrigieren. Ihr Glück war, dass es dazu derzeit noch keinen Anlass gab, denn sie gab ihm, was er begehrte, und folgte auch meistens seinem Urteil. Wenn er sie nur von ihrem Realitätsverlust heilen könnte . . .
    »Louis von Provence-Lombardei«, erwiderte er auf ihre Anschuldigung der Treulosigkeit, »hat zwar deutsches Blut in sich und wird versuchen, Italien dem Ostfrankenreich anzunähern, aber er ist nun einmal von der Mehrzahl der italischen Länder zu Arnulphs Nachfolger gewählt worden. Nein, lass mich ausreden, Theodora. Du weißt so gut wie ich, dass die Leichensynode vor fünf Jahren von Ageltrudis erzwungen war und dass sie nicht ernst genommen werden kann. Arnulph war der rechtmäßige italienische König, Lambert war nur ein Popanz. Beide sind tot. Wenn Papst Benedikt sich auf dein Geheiß weiter weigert, Louis zum König zu krönen, dann wird Louis eben mit Truppen anrücken und den Papst dazu zwingen – zudem wird er uns alle in den Kerker werfen. Und das Imperium wird nichts dagegen unternehmen können, weil es mit sich selbst genug zu tun hat: Die Bulgaren belagern Byzanz, wie du weißt. So, das sind die Fakten, und sie ändern sich nicht, indem du eine päpstliche Marionette umbringst und durch eine andere ersetzt.«
    Es wurde still. Während Johannes einen großen Schluck Wein trank, beobachtete er Theodora aus den Augenwinkeln. Sie biss sich verkrampft auf die Lippe. Diese Minuten liebte er, in denen er ihr seine ganze Erfahrung und Ruchlosigkeit zu Füßen legen konnte.
    Er fuhr sich mehrmals durch die Haare, die ihm in Strähnen ins Gesicht fielen, und ließ die Hand im Nacken ruhen. Seine Füße wippten über der Lehne des Sessels. Ruhig, so als halte er eine Andacht, nahm er seine Ansprache wieder auf. »Ich bin kein Feigling, Theodora, aber ganz Italien liegt Louis bereits zu Füßen, nur dein getreuer Berengar von Friaul nicht, aber der kann mit seiner Markgrafschaft allein gar nichts ausrichten. Louis’ Heer ist zu groß, um es in offener Schlacht bezwingen zu können.«
    »Was schlägst du vor?«
    Johannes räkelte sich auf dem Sessel. »Jetzt hörst du dich schon viel vernünftiger an. Erstens: kein Widerstand unsererseits gegen Louis. Benedikt soll ihn nach Rom einladen und in einer feierlichen Zeremonie krönen. Zweitens: Du musst Berengar von Friaul dazu bringen, dass er an der Krönung teilnimmt und wie die anderen Fürsten den Eid des Vasallen leistet. Auf dich wird er hören.«
    »Ein überaus beeindruckender Plan«, zischte Theodora. »Da können wir ja gleich kapitulieren.« Sie fegte mit ihrer Hand eine Vase von einem Tisch, die klirrend an die Tür schlug.
    Johannes grinste in sich hinein. »Drittens«,

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