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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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ergänzte er. »Berengar soll mit Louis irgendwie gut Freund werden und ihn in seine Markgrafschaft Friaul einladen, am besten nach Verona.«
    »Wozu soll das gut sein?«, fragte Theodora.
    »Weil sich die dortigen verschlungenen Katakomben bestens dazu eignen, Soldaten zu verstecken. Louis ist ein simpler, gutgläubiger Mensch, er wird gewiss nicht seine ganze Streitmacht in die Stadt mitschleppen, und Berengars aus den Katakomben hervorströmende Waffenträger können sie rasch niedermachen. Ein bisschen wie Troja, das Ganze. Sag Berengar aber bitte, dass er Louis nicht umbringen soll, sonst stürmen dessen restliche Soldaten aus Rache die Stadt. Er soll ihn stattdessen blenden und freilassen. Dann nämlich wird sich Louis erst einmal selbst bemitleiden und in die Provence zurückziehen. Sein Blindheit wird ihn nahezu regierungsunfähig machen. Keiner der italischen Staaten wird einen blinden, verstümmelten König ernst nehmen, und Byzanz behält somit seinen Einfluss.«
    Theodoras große, überraschte Augen waren eine Genugtuung für ihn.
    »Das ist großartig«, hauchte sie. »Das ist geradezu – perfekt.«
    Johannes strahlte. Er genoss es, wenn andere sein Talent würdigten. Eben noch hätte Theodora ihn beinahe aus dem Haus geworfen, und jetzt sah es so aus, als würde er sich einen Platz auf dem Papstthron reserviert haben. Bester Laune, verspürte er zum ersten Mal seit langem Lust, Theodora zu verführen. Er begann, wie ein Hund zu knurren und Theodora zu kitzeln, bis ihre Schreie und das Gelächter durch das ganze Haus drangen.

    »Die Etrusker . . .« Leon zog das Wort scheinbar endlos in die Länge und machte ein angestrengtes Gesicht.
    Pater Bernard nickte. »Weiter, mein Sohn.«
    »Dann die . . . Langobarden, dann die Römer, die Franken, die Byzantiner, die Goten, die Schwaben . . .«
    »Nein, nein, nein!«, rief der Pater und hielt sich beide Hände vor das Gesicht. Als er sie wieder senkte, zeigte er eine Miene, die aussah, als könne ihr jeden Moment die geduldige Fassade abplatzen. »Hast du deine Aufzählung der Geschichte Italiens aus einem Schüttelkasten gezogen?«, fragte er. »Die Reihenfolge ist Unsinn, und Gott bewahre, dass die zurückgebliebenen Schwaben jemals Macht über das heilige Rom bekommen. Geh also, schlage in den Büchern nach, die ich mitgebracht habe, und dann komme mit der richtigen Antwort wieder.«
    Leon schien wenig betroffen, sondern eher erleichtert, fortgeschickt zu werden, und auch Pater Bernard war erlöst. Er blickte seine Lieblingsschülerin an und sagte: »Glaube bloß nicht, dass du mit einer solch einfachen Frage davonkommst.«
    Marocia hob aufmerksam den Kopf. Sie nahm die Herausforderung siegesbewusst an, blieben ihr doch als Trost für ihr zurückgezogenes Aufwachsen neben den Lauschereien bloß ihre Studien. Von Romulus und Remus über den Untergang des Weströmischen Reiches, die Eroberung durch die Ostgoten, danach durch die Langobarden und die Byzantiner bis zum Versuch Karls des Großen, Italien einem neuen Reich einzugliedern, blieb Marocia kein Aspekt der Geschichte Italiens und des gesamten Abendlandes verborgen.
    Da ihre Eltern für sie kein offenes Ohr hatten und Leon und Egidia für tief gehende Diskussionen nicht in Frage kamen, schätzte sie Pater Bernard immer mehr. Allein schon, dass er von der Welt da draußen kam und dass seine ärmliche Kutte und das schlecht rasierte Gesicht einen so wunderbaren Kontrast zu diesem geschliffenen und gespiegelten Haus bildeten, übte auf Marocia eine große Faszination aus. Zudem war er – neben Egidia – der Einzige, von dem sie nicht Ablehnung, Gleichgültigkeit oder Mitleid empfing. Er schien sich zu freuen, wenn er ihr aus seiner kleinen Privatbibliothek in der Kirche
Sanctus Sebastianus
theologische Bücher und historische Abhandlungen mitbringen und mit ihr durchsprechen konnte, und mehrmals überraschte sie ihn sogar dabei, wie er sie stolz ansah, als wäre sie seine Tochter. Trotz alledem hatte Marocia ständig das Gefühl, als vergleiche der Pater sie mit irgendjemandem, als prüfe und untersuche er nicht nur ihr Wissen, sondern auch ihren politischen Spürsinn.
    »Was«, fragte er sie, »fällt dir beim Thema Byzanz ein?«
    Sie sah, dass der Pater keine Aufzählung geschichtlicher Daten hören wollte. Wie immer, wenn es ihm um Hintergründe ging, funkelten seine Augen, und seine Mundwinkel deuteten ein leichtes, kaum sichtbares Lächeln an.
    Marocia blickte sich so unauffällig wie möglich nach

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