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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Suche nach ihrer Herrin auf Gratian gestoßen. Es war ungewöhnlich, sogar seltsam, ihn auf dem Markt zu treffen. In der Regel war es den Mönchen nicht erlaubt, den Lateran zu verlassen. Alles, was dort zum Leben gebraucht wurde, lieferten Händler und Bauern ab, und selbst wenn einmal etwas fehlte, schickte man lieber die Novizen los. Saxo wachte penibel über die Einhaltung des Verbots. Wenn ihr Geliebter also hier zu finden war, konnte das nur bedeuten, dass Saxo eine Ausnahme gemacht hatte – oder Gratian gegen die Regel verstieß.
    »Was suchst du hier, um alles in der Welt?«, flüsterte Damiane, als ob damit der Situation die Auffälligkeit genommen würde. Wenn ein einfacher Mönch sich mit einer jungen Frau unterhielt, war das in der Ewigen Stadt, als decke ein Esel ein Jagdpferd auf offener Straße. Prälaten hingegen, gefolgt von schönen Frauen, waren etwas Selbstverständliches.
    »Das tut jetzt nichts zur Sache«, entgegnete Gratian unwirsch. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass deine Herrin den Lateran verlässt?«
    Damiane zuckte arglos mit den Schultern. »Ich wusste nicht, dass dich das interessiert.«
    Er verdrehte stöhnend die Augen. »Ja, denkst du denn überhaupt nicht nach? Diese Information hätte mir gut und gerne ein Goldstück eingebracht. Weißt du, was das für mich bedeutet . . . ich meine für uns?«, schob er nach. »Eine Kuh vielleicht, oder vier Sack Getreide, oder ein Sack Salz, oder einen Ballen . . .«
    »Ich bin nicht dumm«, fuhr Damiane laut dazwischen, dämpfte danach aber wieder ihre Stimme. »Ich habe dich verstanden.«
    »Leider zu spät«, seufzte Gratian. »Mein Auftraggeber hat eher als ich gemerkt, dass Marocia ausgegangen ist. Das war ziemlich peinlich. Wenn ich mich nicht auf dich verlassen kann, bekomme ich kein Geld . . . ich meine, wir . . . für uns . . . für unsere Zukunft. Ich bin ziemlich enttäuscht von dir.«
    Damiane wusste nicht, ob sie mehr auf Gratian oder auf sich selbst wütend sein sollte. Ihr gefiel ganz und gar nicht, was ihr Geliebter von ihr verlangte, aber wie er sich nun ärgerlich von ihr abwandte und behäbig davonstapfte, brach ihr fast das Herz vor Kummer.

    »Pater!«, rief Marocia und fasste sich ans Herz. »Ihr habt mich erschreckt. Aber . . . aber es ist schön, Euch wieder zu sehen.«
    Pater Bernard sah nicht annähernd so fröhlich und erleichtert aus wie seine ehemalige Schülerin. Er schien in diesen zwei Jahren alt geworden zu sein – und streng. Unter den grauen, struppigen Brauen und der nach vorne gewölbten Stirn lagen Augen, aus denen die Güte früherer Tage verschwunden war. Misstrauisch funkelte er Marocia an.
    »Was willst du?«, fragte er.
    »Wollen? Ich weiß nicht, was Ihr meint, ehrwürdiger Vater. Ich bin hier herumgelaufen und . . . Habt Ihr vielleicht Johannes gesehen, den Kardinal?«
    »Johannes?«, grollte der Pater. »Was bist du nur für ein Weib! Ist dir der Papst nicht Laster genug? Reicht es dir nicht, dass du alles vergessen hast, was ich dir beigebracht habe, dass du eine Dirne geworden bist? Musst du mich nun auch noch in Verruf bringen, indem du dich mir in die Arme wirfst und mich nach deinen Gespielen befragst? Deine Familie bringt mir nur Unglück. Eine ist wie die andere, schwach, verführbar, verdorben.«
    »Ehrwürdiger Vater!«, rief Marocia erregt und ungläubig. »Ihr habt mich missverstanden. Ich . . .«
    Pater Bernards Augen irrten umher. Plötzlich packte er Marocia an den Händen und rief: »Bete mit mir für dein Heil:
Vexilla regis prodeunt fulget crucis mysterium quo carne carnis conditor suspensus est patibulo

    Sie wand sich los, weil er ihre Hand quetschte. »Ich bin es doch!«, schrie sie. »Eure Schülerin, Euer . . . Euer Kind!«
    Als sei er aus dem Schlaf gerissen worden, sah er sie an und schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Du bist nicht mein Kind. Du bist eine Ausgestoßene. Merkst du das nicht? Ganz Rom verachtet das, was du bist und was du tust. Warum bist du nicht ins Kloster gegangen, wie ich es dir gesagt habe? Warum hast du dich nicht ersäuft? Geh weg, bevor ich es nachhole. Ich wünschte, ich wäre dir nie begegnet.«
    Sein Geist war offensichtlich verwirrt.
    Dieser Anblick war zu viel für Marocia, er tat ihr fast körperlich weh. Und doch vermochte sie den Pater, den beinahe wichtigsten Menschen ihrer Kindheit, nicht aus den Augen zu lassen, während sie langsam, Schritt für Schritt rückwärts gehend, von ihm wich.
    »Geh weg, sage ich. Fort, du

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