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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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erhob sich, um auf das Wohl des Herzogs zu trinken, nicht einer trat mit einer Bitte oder einem Glückwunsch an ihn heran, niemand beachtete ihn mehr, als der minimale Anstand es gebot. Die Gäste unterhielten sich nur untereinander und stürzten sich auf die schweren Speisen aus Wildschwein und Würsten.
    In einem der wenigen Momente, in denen die Geräuschkulisse etwas anstieg, beugte Marocia sich zu Desiderius, der neben ihr saß, und fragte leise: »Seine Beliebtheit ist ausbaufähig, nicht wahr?«
    Desiderius grinste kurz über die ironische Bemerkung. »Fürwahr. Doch ich fürchte, dass die Beseitigung der früheren Herrscherfamilie zu viel Unmut im Adel hervorgerufen hat. Und der Herzog ist nicht der Mann, der eine solche Stimmung umzudrehen vermag.«
    Marocia faltete die Hände, stützte ihr Kinn auf die Fingerspitzen und blickte den Bischof nachdenklich an.
    »Ich frage mich, wie er sich überhaupt so lange halten konnte, wenn alle gegen ihn sind.« Das war in der Tat erstaunlich, denn Titel boten kaum einen Schutz gegen Feinde, im Gegenteil, sie waren gefährlich. In vielen Ländern Italiens wechselten die Herrscher binnen einer Dekade drei- oder viermal, und kaum einer von ihnen starb im sauberen Bett. Die meisten fielen tödlich getroffen in den Schlamm der Schlachtfelder, manche traf der Schlag, erschöpft von Feldzügen und harten Winterquartieren. Ein Lehnsherr – gleich ob Herzog, Markgraf oder Fürst – konnte sich nur dann behaupten, wenn seine Anhängerschaft stets größer als die Gegnerschaft war. Drehte sich dieses Übergewicht einmal, wenn auch nur für wenige Wochen, drohten Rebellion und Tod. Zudem waren da noch die anderen Länder, die alle das Ziel hatten, ihr Gebiet zu vergrößern. Einzig in Rom und dem Patrimonium waren die Verhältnisse einigermaßen geordnet. Doch diese relative Sicherheit lag nun hinter Marocia, und sie musste sich mit den hiesigen Gegebenheiten auseinander setzen.
    »Vielleicht kennt Ihr den Spruch«, antwortete Desiderius auf ihre Frage. »Sollen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten.«
    Marocia warf einen Blick über ihre Schulter. Auf den ersten Blick schien Alberic sich aus der Abneigung gegen ihn nichts zu machen. Er war eine Insel der Schweigsamkeit, vielleicht aus Neigung, vielleicht aus Gewohnheit. Sein dürres, langes Gesicht war fast ebenso grau wie sein Ziegenbart und seine wässrigen Augen. Mit stumpfsinnigen, mechanischen Bewegungen klemmte er sich ein Stück Fleisch nach dem anderen zwischen die knöchrigen Finger, führte es zum Mund, kaute es langsam – und die Prozedur begann von vorne. Bestenfalls war dieser Mann gelassen, doch Furcht vermochte er nicht zu erzeugen. Ansonsten, folgerte Marocia, würden die Vasallen seines Landes ihn nicht derart auffällig schneiden, sondern im Gegenteil mit falscher Ehrerbietung hofieren.
    Plötzlich verstummte der Saal. Alles hielt inne. Wer gerade einen Schlegel in der Hand hielt, behielt ihn dort, wer kaute, ließ die Brocken im Mund ruhen. Alle sahen zur Saalpforte, wo eine alte Frau stand und ihren Blick über die Bänke und Tische schweifen ließ. Völlig in schwarze Gewänder gehüllt, schritt sie langsam durch den weiten Raum auf die Ehrentafel zu.
    Desiderius beugte sich zu Marocia, so dass nur sie ihn hören konnte: »Constanza von Atri.«
    Marocia hatte sich Alberics Mutter nach den Gerüchten und Erzählungen anders vorgestellt, kräftiger, massiver, aufdringlicher. Stattdessen war sie klein und schmächtig. Ihr Kopf kam ihr kaum größer und glatter als eine Pampelmuse vor; er verlor sich fast über dem mächtigen schwarzen Kragen. Die roten Haare waren dünn, und ihre Kammerzofen schienen einige Mühe gehabt zu haben, sie aufzuplustern. Doch ihre großen, strengen, von Schatten umringten Augen sorgten dafür, dass die Blicke auf ihrem Gesicht haften blieben – und natürlich der Ruf, den sie innehatte.
    Die ganze Erscheinung erinnerte Marocia an irgendjemanden von früher. Noch während sie beobachtete, wie ihre Schwiegermutter sich an das äußerste Ende der Tafel setzte, ohne ihrem Sohn einen Blick zu schenken oder einen solchen von ihm geschenkt zu bekommen, fiel ihr ein, dass diese Greisin die jüngste Schwester von Ageltrudis sein musste, dieser Schreckgestalt ihrer frühen Kindheit. Doch auch ihre Dienerin, deren Gesicht ein dunkler Schleier verhüllte, hatte etwas an sich, das Marocia vertraut vorkam.
    »Ihr Erscheinen ist erstaunlich und nur durch ihre Eitelkeit zu erklären«,

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