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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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vom Palast aus die Arbeiten überwachte.
     
     
    Wenige Tage nach Aufnahme der Bauarbeiten an der zweiten Pyramide von Mempi, der niemand einen Namen zu geben wagte, fand das Begräbnis von Meresankh statt. Hesire zelebrierte nach der traditionellen Bootsfahrt zum Osiris-Tempel nach Abodu die Riten, die meiner Mutter Unsterblichkeit schenkten. Auf ihren Wunsch hin wurde sie in der Nähe der Knickpyramide beigesetzt.
    Der Tod macht uns lebendig. Der Tod macht uns sinnlich. Ich konnte in dieser Nacht nicht schlafen und irrte durch die Gärten des Palastes. Die Sterne funkelten wie eine Hand voll Perlen. Die Blüten dufteten betörend. Die milde Nachtluft streichelte meine Haut.
    »Nefrit! Du bist gekommen.« Seneferu saß nur wenige Schritte entfernt und hatte mich beobachtet.
    »Ihr habt mich erwartet, Majestät?«
    »Ich hatte gehofft, dass du kommen würdest. Wir haben oft die gleichen Gedanken.«
    »Ihr hättet mich rufen lassen können.«
    »Das wäre nicht dasselbe gewesen.«
    »Dasselbe?«, fragte ich irritiert.
    »Dieses Mal hast du keine Angst.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Als wir uns kurz vor deiner Hochzeit mit Rahotep nachts hier getroffen haben, hast du vor Angst gezittert, erinnerst du dich? Du hattest Angst vor mir. Ich habe es gespürt, als ich dich berührte.«
    »Ich kann mich nicht erinnern«, log ich.
    »Wirklich nicht, Nefrit? Du hast gezittert wie ein kleiner Vogel, der von der Katze gefangen wird. Jetzt bist du kein kleiner Vogel mehr, Nefrit. Du kannst dich wehren, deine Krallen können tiefe Wunden reißen. Du spielst mit der Katze, bis sie müde wird.«
    »Ich habe nicht die Absicht, mit irgendjemandem zu spielen.«
    Er nahm meine Hand. »Ich auch nicht, Nefrit.«
    Ich entzog ihm meine Hand, drehte ihm den Rücken zu und spürte seine Blicke, die mich zu verbrennen schienen.
    »Ich liebe dich«, sagte er plötzlich.
    Er trat ganz nah an mich heran, bis sich unsere Körper beinahe berührten. Ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Nacken, auf meinen Schultern, und mir wurde beinahe schwindlig vor Begehren.
    Ich drehte mich zu ihm um und sah ihm in die Augen.
    »Küss mich!«, bat ich ihn.
    Und er küsste mich. Er umarmte mich und presste mich an seinen heißen Körper. Sein Kuss schmeckte nach Verzweiflung.
     
     
    »Wie ich dich liebe! Wie ich mich all die Jahre nach dir gesehnt habe!«, seufzte er, als er sich auf das Bett sinken ließ.
    Ich beugte mich über ihn und küsste ihm die Worte von den Lippen.
    Dann legte er seine Stirn an meine, als könnte er so meine Gedanken lesen, und eine Antwort finden auf die Frage, die mit jedem Kuss auf seinen Lippen lag: Warum haben wir so lange gewartet?
    Er öffnete sich mir, spreizte seine Schenkel, und ich legte mich auf seinen heißen Körper. Ganz sanft glitt er in mich hinein.
    Dann umarmte er mich und zog mich zu sich herunter. »Liebe mich!«, flüsterte er immer wieder: »Liebe mich, Nefrit! Und erlöse mich aus meiner Einsamkeit!«
    Sehr sanft begann ich mich auf ihm zu bewegen. Er hob die Knie, um mir Halt zu geben, dann glitten seine Hände über meinen Rücken bis zu meinen Schenkeln, die er umfasste, um den Rhythmus zu beschleunigen.
    Er folgte mir hinauf in den Himmel, immer höher. Mit geschlossenen Augen, schweigend, atemlos lächelnd und bebend vor Begierde, verharrten wir dort, ich weiß nicht mehr, wie lange. Wir hielten uns aneinander fest, um uns nie mehr zu verlieren. Dann stiegen wir erneut die Stufen in die Ewigkeit hinauf.
     
     
    Ich weiß nicht mehr, wie oft wir uns einander in dieser unvergesslichen Nacht schenkten – unsere Liebe, unsere Leidenschaft und unser Glück, uns endlich gefunden zu haben.
     

Sargon
    Unser Glück währte nicht länger als eine Nacht.
    »Euer Majestät, bitte wacht auf! Es ist etwas Schreckliches passiert!« Der Arzt Meru weckte uns durch Klopfen an der geschlossenen Schlafzimmertür.
     
     
    Durch den Garten eilte ich zu Ninsuns Wohnung. Die Diener hielten ihre Blicke gesenkt. Nur Meru wagte es, mir das Gesicht zuzuwenden. Er fragte nicht, woher ich wusste, dass etwas geschehen war. »Was ich befürchtet hatte, Prinzessin, ist eingetreten. Die Gottesgemahlin hat den Schnitt nicht überlebt.«
    »Ninsun ist tot?«, fragte ich entsetzt.
    »Ja, Prinzessin.«
    »Und das Kind?«
    »Ebenfalls tot.«
    »Ich will sie sehen!«
    Meru trat einen Schritt zurück und öffnete die Tür.
    Ninsun lag auf dem Bett, als wäre sie eingeschlafen. Ich zog den Vorhang beiseite, der die Schlafende gegen die

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