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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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ähnlich siehst.«
    »Dann sag deinem Herrn, dass ich ihn sehr wohl verstanden hatte. Ich wollte aber weder mit ihm Wein trinken noch das Bett teilen.«
    »Scharrukena hatte gedacht, dass du eine Liebesdienerin bist. Scharrukena ist mit den Sitten des Landes Kemet noch nicht vertraut. Wenn bei uns eine Frau nackt ist, bedeutet das …«
    »Ich kann es mir vorstellen.«
    »Scharrukena bedauert dieses Missverständnis und lädt dich und deinen Begleiter zu einem Abendessen ein. Wirst du erscheinen?«
    »Ich werde kommen«, versprach ich. Ich war zu neugierig, um mir die Gelegenheit entgehen zu lassen, etwas über die Fremdländer zu erfahren.
     
     
    Scharrukena, den wir in unserer Sprache Sargon nannten, empfing uns am folgenden Abend, als er von einer Löwenjagd mit dem Wesir zurückgekehrt war. Sein Begleiter Tirigan setzte sich zu uns, um zu übersetzen. Djedef und ich dankten Sargon für die Einladung, und ich versicherte ihm, dass ich das Missverständnis bereits vergessen hatte.
    »Scharrukena bittet dich, von dir zu erzählen. Wer du bist und was du im Palast tust. Er vermutet, dass du ebenfalls ein Gast des Königs bist.«
    Ich erzählte Sargon und seinem Übersetzer, dass ich Priesterin sei, die Prüfung als Schreiber abgelegt hatte und derzeit Architektur studierte. Außerdem sei ich die stellvertretende Bauleiterin der Pyramide von Mempi.
    Sargon hob die Augenbrauen und sagte zwei Worte, und ich konnte mir denken, wie die Übersetzung lauten würde:
Eine Frau?
    Die Übersetzung der beiden sumerischen Worte fiel etwas ausführlicher aus: »Scharrukena bewundert deine Leistungen. In unserem Land wäre so etwas nicht möglich.«
    »Es ist auch in unserem Land nicht leicht.«
    »Scharrukena fragt, ob du immer das tust, was du willst.«
    »Mein Vater Kamose war Feldarbeiter, bevor er sich als Steinschlepper auf der Pyramidenbaustelle von Pihuni verpflichtete. Jahrelang besaßen wir nichts außer der Kleidung, die wir trugen. Dann beschloss ich, dass mir das nicht mehr genügte, und ging fort nach Mempi, um im Tempel zu studieren.«
    Bereits während der Übersetzung sah ich Sargon lächeln.
    »Auch mein Herr entstammt ärmlichen Verhältnissen. Seine Mutter war eine Priesterin Inannas, die ihren Sohn in einem Binsenkörbchen den Fluten des Stromes übergab. Er wurde von einem Feldbauern erzogen, bis er die Kriegerwürde erlangte. Nun ist Scharrukena der Mundschenk und Siegelbewahrer von Kisch.«
    Ich fragte Sargon, ob er wisse, was Schnee sei. Ich hatte darüber in einem Reisebericht des Neferefre gelesen.
    »Selbstverständlich weiß mein Herr, was Schnee ist.«
    »Aber
ich
weiß es nicht», sagte ich.
    Sargon verstand auch ohne Übersetzung, und er erläuterte mir, dass Schnee gefrorenes Wasser sei, das in der kalten Jahreszeit vom Himmel fiel. Doch diese Erklärung genügte mir noch nicht. Ich wollte wissen, wie Schnee aussah, wie er sich anfühlte, wann und in welchen Mengen und vor allem wo er fiel. Geduldig erläuterte mir Sargon die Kühle des Winters im Land der beiden Ströme.
    »Ich würde gern Schnee sehen!«
    Sargon erhielt meine Antwort übersetzt.
    »Scharrukena sagt: Das wirst du.«
     
     
    Als Djedef mich zu meinem Raum geleitete, waren wir beide nicht mehr nüchtern. Ich war den starken Dattelwein des Palastes nicht gewohnt, da ich sonst nur Bier oder mit Wasser verdünnten Wein trank.
    »Er sieht gut aus«, sagte ich und ließ mich auf mein Bett fallen.
    »Wer?«, fragte Djedef, der am Eingang meines Schlafzimmers stehen geblieben war.
    Ich sah an die bemalte Decke des Raumes: Sterne auf blauem Grund, das Kleid der Himmelsgöttin Nut.
    »Sargon mit dem unaussprechlichen Namen.«
    »Findest du?« Es war leicht, Djedef eifersüchtig zu machen. Sargon war nur drei Jahre älter als er selbst.
    »Er sieht sogar sehr gut aus!«, sagte ich und lachte über Djedefs Gesichtsausdruck.
    »Liebst du mich?«, fragte er mich plötzlich.
    Ich wusste nicht, was ich antworten sollte.
    »Dein Zögern verrät mir mehr als tausend Worte.«
    »Ich wollte dich nicht kränken, Djedef.«
    »Meinst du, wir könnten trotzdem …?«
     
     
    Am nächsten Morgen fand Sarenput Djedef in meinem Bett. Er war bei Sonnenaufgang erschienen, um mich für die Audienz bei seinem Vater abzuholen.
    Ein Geräusch an der Tür zum Garten weckte mich. Er stand im Licht der aufgehenden Sonne und war bleicher als der Vollmond, als er auf den schlafenden Djedef neben mir im Bett starrte.
    Sichtlich geschockt stellte er mich zur Rede, als

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