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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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ich ihm in den kühlen Garten folgte. »Ihr habt heute Nacht das Bett geteilt!« Das war mehr ein Vorwurf als eine Frage.
    Ich zog die Schleife meines Leinenkleides zu.
    »Liebst du ihn?«, fragte er leise.
    Es war angenehm kühl im Garten. Re sandte seine goldenen Strahlen über den Horizont und tauchte den Himmel in ein safranfarbiges Licht. Kleine Vögel flogen zwitschernd von Dach zu Dach. Der Garten duftete nach Lotus und hundert anderen Blüten.
    »Liebst du mich auch?«, fragte er, als ich nicht sofort antwortete.
    »Ich habe dich gern, Sarenput.«
    »Ich werde um dich kämpfen«, sagte er.
    Ich nahm seine Worte zunächst nicht ernst.
     
     
    Die Audienz bei Prinz Nefermaat wurde kurzfristig abgesagt. Ich nutzte den Tag, um mir unter Sarenputs Führung den Königspalast anzusehen. Sarenput war im Palast aufgewachsen und lebte noch dort, bis er das einundzwanzigste Lebensjahr vollendete oder einen eigenen Haushalt gründete, weil er geheiratet hatte. Der Palast war ihm daher seit frühester Kindheit vertraut.
    Die Halle der Throne Beider Länder war der größte Saal mit frei schwebender Decke, den ich je gesehen hatte. Der Raum durchmaß mehr als fünfzig Ellen in der Länge und war noch viel breiter. Auf drei Stufen an der gegenüberliegenden Wand stand der Thron aus Elefantenzahn, Ebenholz und Verzierungen aus Lapislazuli.
    Beeindruckt drehte ich mich um mich selbst, um all die Eindrücke dieses wundervollen Raumes in mich aufzunehmen. Im Vorübergehen sah ich Sarenputs zufriedenes Lächeln. Er hatte es geschafft, mich zu beeindrucken! Die Wände des Raumes waren mit Bildern bemalt, die die Verehrung des Gottkönigs durch die fremdländischen Könige darstellten.
    Den Boden aus Stein zierte eine riesige Karte des Landes Kemet. Ich stand direkt auf der Stadt Weset am oberen Lauf des Hapi. Einige Schritte seitlich von mir sah ich den ersten Katarakt, und wenn ich dem Hapi noch weiter stromaufwärts folgte, den zweiten Katarakt. »Das ist fantastisch. Ich bin in Kusch!«
    »Dann komm hier herüber. Hier ist Mempi.«
    Ich ging zu Sarenput und sah zu meinen Füßen die Stadt Mempi und ihren Ptah-Tempel. Auch der neue Tempel des Atum und die Pyramide waren bereits eingezeichnet.
    »Und das hier ist das Meer. Eines Tages werde ich dort hinfahren. Und wo liegt das Land, aus dem Sargon, der Botschafter von Kisch, stammt?«
    »Wer ist Sargon?«, fragte Sarenput.
    Ich antwortete nicht und machte mich auf die Suche. Ich überquerte das Meer des Sonnenaufgangs in Höhe des Sinai und las die Stadtnamen zu meinen Füßen. »Kadesch. Jericho. Megiddo.« Dann ging ich weiter in Richtung Osten, bis ich auf die beiden falsch herum fließenden Ströme traf: »Ur, Nippur, Lagasch. Hier ist Kisch!«
    »Ja und?«, fragte Sarenput. »Wen interessieren Kisch und Lagasch? Das ist am Ende der Welt!«
    »Nur weil die Karte hier endet, hört doch die Welt dort nicht auf!«
     
     
    Wir kehrten zurück in die Gärten. »Lass uns gemeinsam die Mittagsmahlzeit einnehmen.« Sarenputs Worte klangen nicht wie eine Bitte, sondern eher wie ein Befehl.
    Irgendwie schien mir sein Auftreten inszeniert, denn die Mahlzeit war innerhalb kürzester Zeit aufgetischt. Sarenput und ich saßen im Schatten und speisten königlich: Gänsebraten, Bohnen mit Nüssen, Ziegenquark, süße Zwiebeln, zwei Sorten Brot und Dattelbier. Ich aß, als wäre ich verhungert. Den Nachmittag verbrachten wir gemeinsam beim Bad in einem der unzähligen Wasserbecken der Gärten.
    An jenem Abend kehrte ich nicht in mein Schlafquartier zurück. Ich besprach mit Sarenput, wie wir Prinz Nefermaat dazu bringen konnten, einer erneuten Bauplanänderung mit einem flacheren Neigungswinkel zuzustimmen. Bis in die Nacht tauschten wir Argumente und Gegenargumente, besprachen Kompromisse und berechneten die Stabilität.
    Wir saßen auf Sitzkissen im Garten, vor uns auf einem niedrigen Tisch lagen die Zeichnungen. Mehr als ein Mal berührten sich unsere Hände, als wir dem anderen unsere Vorstellungen anhand des Planes erklärten. Mehr als ein Mal zogen wir die Hand wie verbrannt zurück und mieden den Blick des anderen.
    Irgendwann fasste Sarenput Mut und ergriff meine Hand, um sie nicht mehr loszulassen. Er sah mich nicht an dabei. Zärtlich rieb er seine Nase an meiner Handinnenfläche.
    Ich schwieg, aber das Schweigen stand nicht zwischen uns. Fasziniert sah ich ihm zu, als er jeden einzelnen meiner Finger küsste, den Handrücken, meinen Unterarm, meine Schulter. Dann zog er mich zu

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