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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Wunde pressen sollte. Den Rest des Tages durfte ich die priesterliche Kleidung nicht mehr anlegen.
    »Die Nächste!«, rief Ptahhotep.
     
     
    Einen Tag lang ließ mich Ptahhotep in Ruhe. Doch nach den Abendriten des folgenden Tages gab er mir zu verstehen, dass ich ihm meine Dankbarkeit erneut beweisen sollte: »Ich erwarte dich heute Nacht in meiner Kammer, Nefrit!«
    Welche Wahl blieb mir? Wenn ich nicht erschien, konnte er das Missgeschick des misslungenen Schnittes jederzeit der Tempelverwaltung melden. Ein anderer Priester würde dann den präzisen Schnitt ausführen. Also suchte ich in jener Nacht seine Kammer erneut auf.
    Ptahhoteps Augen waren geschlossen, sein Körper war feucht in der schwülen Nacht. Ich beugte mich über ihn, bis meine Brüste über seinem Mund hingen. Seine gierige Zunge schnappte nach den reifen Früchten, die spielerisch immer wieder seinen Mund berührten.
    Ich setzte mich zurecht und wartete ab. Ich saß ganz still, um ihn noch ein wenig hinzuhalten.
    »Los, beweg dich, ich will was fühlen!«
    Als sei mein Geist erwacht, spürte ich frische, kühle Gedanken in mich einströmen, Gedanken an Vergeltung und Gerechtigkeit. Ich richtete mich auf, kniete über ihm und zog die Muskeln zusammen. Er zögerte, wusste nicht, ob er es genießen sollte oder nicht.
    »Was tust du da?«
    »Ich bewege mich, wie du wolltest!«
    Erneut zog ich mich zusammen, und er überließ mir den Rhythmus. Ein kurzer Blick auf sein Gesicht bestätigte mir, dass er seine Augen geschlossen hielt.
    Meine Bewegungen wurden schneller, härter. Ich spürte meine Macht über ihn und genoss sie. Ich wollte ihn erniedrigen, demütigen, wie er mich gedemütigt hatte. Mit voller Absicht beschleunigte ich den Rhythmus, bis er mir kaum folgen konnte. Ungläubig starrte er zu mir hoch, unfähig sich zu bewegen. Meine Verrenkungen auf seinem schweißnassen Körper, meine Stöße wurden immer schneller, immer heftiger, immer härter. Ich begann zu stöhnen, erst leise, dann immer lauter. Als ich sicher war, dass er sich unaufhaltsam dem Gipfel näherte, täuschte ich stöhnend den Zenit der Lust vor und entwand mich ihm.
    Als sein Samen sich ergoss, war er längst nicht mehr in mir. Er schrie auf vor Enttäuschung und Demütigung.
    Dann beugte ich mich über ihn. »Na, hat dir das gefallen?«
    Er griff nach mir, konnte mich aber nicht fassen. Dann schlug er mir ins Gesicht. Mein Schlag war nicht minder heftig als seiner.
    Ich floh.
     
     
    Ich ließ die Vergangenheit hinter mir, verließ den Tempel des Ptah zum letzten Mal. Welche Zukunft hatte ich noch? Ich war zur Gottesdienerin geweiht worden, hatte die Ausbildung als Schreiber absolviert und auch die Abschlussprüfung als Architekt bestanden. Doch was nützte mir all das, wenn ich nur mit Zustimmung der Priesterschaft diese Tätigkeiten innerhalb des Reiches Kemet ausüben durfte?
    In einem einzigen unbedachten Augenblick hatte ich mir meine gesamte Zukunft zerstört und alles vernichtet, wofür ich jahrelang gekämpft hatte. Ich war verloren! Was sollte ich anfangen?
     

Rahotep
    Unter mir hörte ich das unaufhörliche Plätschern der Strömung, die sich am Landungssteg des Tempels brach. Ich blickte hinunter auf das schwarze Wasser des Hapi, das langsam mit vielen hellen, glitzernden Punkten an der Oberfläche vorbeiglitt. Es war mein eigenes, dunkles Spiegelbild, das zu mir heraufstarrte.
    »Nefrit?«
    Ich blickte nicht auf und vergrub mein Gesicht in den Händen.
    Rahotep setzte sich neben mich und umarmte mich. An seiner Schulter weinte ich mich aus. Ich erzählte ihm von den Demütigungen dieser und der vorletzten Nacht. Rahotep, mit vierzehn Jahren bereits selbst Priester des Sonnengottes von Iunu, war entsetzt. Er brachte mich in den Palast und ließ mir durch seinen Sandalenträger eine Wohnung in der Nähe seiner eigenen zuweisen.
     
     
    Rahotep hatte in jener Nacht meiner Flucht die Verantwortung für mich übernommen und kümmerte sich hingebungsvoll um mein Wohlbefinden. Die mir zugewiesene Wohnung im Alten Palast war weitläufig und hatte fünf Räume, zwei Bäder und einen eigenen Garten mit Schwimmbecken. Jeden Tag ließ er frische Blumen in meiner Wohnung arrangieren, und nachdem er mich einige Male besucht hatte, schickte er mir ein neues, geschnitztes Bett aus dunklem Ebenholz mit passender Nackenstütze. Ich vermutete, dass er dieses Bett eines Tages mit mir zu teilen gedachte.
    Ich genoss einige Tage lang den Aufenthalt im Palast, bis ich

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