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Die Herrin Thu

Die Herrin Thu

Titel: Die Herrin Thu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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behalten, schließlich habe ich besitzmäßig Interesse an dir.“ Jetzt verbarg er sein Grinsen nicht mehr, ein freches, knabenhaftes, selbstbewußtes Grinsen, in das ich gern die Faust geschmettert hätte.
    „Danke, General“, sagte ich. „Du schmeichelst mir. Es tut mir leid, daß ich deinen Dienst verlassen muß.“ Mit diesen Worten machte ich auf den Fersen kehrt und verließ sein Arbeitszimmer, während ich innerlich kochte und zugleich aufatmete.
    Als ich den Weg neben dem Wasser entlanglief, malte ich mir aus, vor dem Angesicht meines Vaters, des Pharaos, zu stehen. Er würde die Gründe nennen, warum er mich verstoßen hatte. Doch um Verzeihung würde er mich deswegen nicht bitten, denn nach seinem göttlichen Ratschluß war er gewißlich im Recht, aber er würde mich liebevoll und nachsichtig anblicken, während ich vor ihm kniete. „Gibt es irgend etwas, was ich für dich tun kann, Kamen?“ würde er mich gütig fragen. „Eine Gunst, die ich dir erweisen kann?“
    „Ja“, antwortete ich dann demütig, aber bestimmt. „Du kannst mir General Paiis ausliefern. Er hat sehr unrecht an mir gehandelt.“ In diesem Augenblick kam ich wieder zu mir. Ein Ruderer, der auf dem See vorbeiglitt, erkannte mich und rief mir eine muntere Begrüßung zu. Als Antwort hob ich den Arm, dann lachte ich schallend über die alberne Tagträumerei, über mich selbst wegen meiner Anmaßung und über Paiis wegen seiner Überheblichkeit. Der Anfall war heilsam, und ich erwiderte die Verneigung unseres Torhüters und strebte in besserer innerer Verfassung der Eingangshalle zu.
    Dort warteten Botschaften von meiner Familie auf mich. Mein Vater war wohlbehalten in Fayum eingetroffen, nachdem er die Karawane entlassen und ein Schiff nach Norden bekommen hatte. Er wollte eine Woche in Fayum zubringen und sich zusammen mit seinem Aufseher um die geschäftliche Seite unseres Anwesens kümmern, den Zustand des Bodens nach Rückgang der Überschwemmung prüfen und entscheiden, welche Feldfrüchte angebaut werden sollten, ehe er die Frauen nach Haus begleitete. Meine Mutter und meine Schwestern hatten lange, geschwätzige Briefe in ihrer eigenen Ausdrucksweise diktiert, so daß ich sie beim Lesen richtiggehend reden hören konnte. Ich liebte sie alle inniglich, aber es gab jetzt zu viele Geheimnisse zwischen meinem Vater und vielleicht auch meiner Mutter und mir, und bis die alle offengelegt waren, würde ich auf einer Seite und meine Familie auf der anderen stehen.
    Ich schickte Setau mit einer Nachricht zu Pa-Bast, daß ich abends nicht zu Hause speisen würde, denn ich hatte Achebset lange nicht gesehen und wollte mich im rauen Trubel des Bierhauses entspannen. Paiis und die Frau und meine Abstammung und meine Ängste, alles konnte bis zum Morgen warten und mich dann wieder vereinnahmen. Ich würde mich mit meinem Freund betrinken und vollkommen vergessen. Ich legte Waffen und Uniform ab, band mir einen kurzen Schurz um die Mitte, schlüpfte in ein Paar alte Sandalen, schnappte mir einen Umhang und verließ das Haus.
    Ich trank große Mengen Bier, doch sosehr ich mich auch bemühte, die Erinnerung an die letzte Woche konnte ich nicht völlig auslöschen. Ihre Ereignisse und Gefühle, ihre Anspannungen und Schrecken ließen sich nicht verdrängen und meldeten sich immer wieder hartnäckig unter dem Gesang und dem brüllenden Gelächter. Ich erzählte Achebset, daß ich demnächst im Haus des Generals abgelöst werden würde. Gern hätte ich ihm noch mehr erzählt, ihm mein Herz ausgeschüttet. Wir kannten uns seit dem Tag unserer Aufnahme ins Heer, doch ich wollte es nicht riskieren, seine Freundschaft zu verlieren oder ihn zu gefährden, auch wenn das wohl kaum passieren würde. Und so randalierten wir, würfelten und sangen, doch als der Mond unterging, kehrte ich nüchtern nach Hause zurück und fiel in einen unruhigen Schlaf.
    Ich erwachte spät und mit einem Kater, lag noch ein Weilchen auf meinem Lager und sah Setau zu, der die Matten vor dem Fenster hochhob und mein Zimmer aufräumte, während das Mahl, das er gebracht hatte, einen verlockenden Duft verströmte. Ich hatte es nicht eilig mit dem Aufstehen. Nach einem langen Auftrag bekam man zwei Tage Urlaub, also genoß ich auf dem Rücken liegend die Wärme der kräftig scheinenden Sonne. Ich war nicht hungrig, bis Setau sagte: „Kamen, bist du heute morgen krank? Oder nur faul?“ Bei diesen Worten setzte ich mich auf und schwang die Beine aus dem Bett.
    „Weder noch“,

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