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Die Herrin Thu

Die Herrin Thu

Titel: Die Herrin Thu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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konnte er keinen von ihnen belasten. Achebset war sein Freund, aber meiner Ansicht nach würde Kamen Achebset nicht bitten, eine so große Verantwortung auf sich zu nehmen. Er konnte sie in den Dienstbotenquartieren der Kaserne untergebracht haben, doch damit legte er den Kopf in den Rachen des Löwen. Er konnte sie nach Fayum geschickt haben, und hätte es vielleicht auch getan, wenn die übrige Familie nicht dort gewohnt hätte. Blieb nur noch Takhuru, seine Verlobte. Seine Kindheitsfreundin. Ja. Bei Takhuru würde er es wagen. Es war nicht nur der passende Platz für Thu, so dicht bei Kamens Haus, sondern auch eine Prüfung, ob Takhuru treu war. Doch falls Kamen da Zweifel gehabt hätte, er hätte Thu gewißlich nicht Takhuru anvertraut.
    Ich ließ die Schüsseln stehen - mochte sie ein Diener wegräumen - und ging wieder ins Haus. Im Arbeitszimmer gab es kaum Geschäftliches zu erledigen, und als ich gerade damit fertig war, hörte ich Stimmen in der Eingangshalle. Ich verließ das Zimmer, und da kamen auch schon der Befehlshaber der städtischen Polizei und Pa-Bast über den frisch gesäuberten Boden geschritten. Ich stand stumm daneben, während der Haushofmeister erläuterte, warum man die Polizei gerufen hatte. „Es darf aber nicht an die Öffentlichkeit dringen“, mahnte Pa-
    Bast. „Gewiß möchte der edle Men nicht, daß in jedem Bierhaus von Pi-Ramses über das Verschwinden seines Sohnes geklatscht wird.“
    „Ganz sicher nicht“, bestätigte der Mann. „Deine Neuigkeiten betrüben mich ganz außerordentlich, Pa-Bast, und selbstverständlich werde ich mich nach besten Kräften bemühen, Kamen zu finden. Es muß euch ein gewisser Trost sein, daß der junge Mann Soldat ist und weiß, wie man sich vorsieht. Hoffen wir, daß er schlicht gezecht und randaliert hat. Vermutlich hat er keine Kleidung oder Habe mitgenommen?“ Pa-Bast beantwortete die wenigen sachdienlichen Fragen, während ich wartete, und als er gegangen war, seufzte der Haushofmeister.
    „Irgendwie kommt mir das verkehrt vor“, sagte er. „Das Ganze ist mir ein Rätsel, Kaha. Nun ja, das Leben in diesem Haushalt muß weitergehen, und wenn ich nicht Schelte von der Herrin Shesira bekommen will, sollte ich lieber auf den Markt gehen und Vorräte für die Küche einkaufen, ehe sie wieder da ist.“
    „Ich will mich heute Nachmittag mit Takhuru unterhalten“, sagte ich. „Daher wäre ich dir dankbar, wenn du dir einen Schreiber vom Markt nehmen würdest, der die Waren zusammenrechnet, auch wenn es dir Umstände macht, Pa-Bast. Aber es ist wichtig.“ Er warf mir einen scharfen Blick zu.
    „Du weißt mehr über Kamens Schicksal, als du verraten möchtest, ja, Kaha?“ sagte er. „Aber liegt dir dabei auch das Wohlergehen der Familie am Herzen?“ Das war eine Frage, keine Feststellung. Ich nickte. „Dann geh hin“, sagte er. „Andererseits ist Setau schon bei Nesiamun gewesen. Kamen ist nicht dort.“
    „Vielleicht nicht. Danke, Pa-Bast.“ Er wandte sich murrend ab, und ich ging in mein Zimmer und kleidete mich in einen sauberen Schurz und meine besten Sandalen. Ich hatte Angst, denn wenn ich über Nesiamuns Schwelle trat, stellte ich mich unwiderruflich gegen den Mann, den ich noch immer als meinen wahren Gebieter ansah. Doch es wurde Zeit, diese Gemütskrankheit zu besiegen. Ich schlüpfte in die Sandalen und schob mir das breite Goldarmband, das Zeichen meines Standes, über die Hand und verließ das Haus.
    Ich war blind für das schöne Wetter, während ich so dahinschritt und mich geistesabwesend durch immer neue Menschengruppen schob, die miteinander plaudernd kamen und gingen. Einige grüßten mich, und ihre Stimmen brachten mich kurz in die Wirklichkeit zurück. Ich erwiderte den Gruß, so gut es ging, blieb aber nicht stehen, weil ich befürchtete, meine Füße könnten mich wieder in mein Zimmer zurücktragen. Doch schließlich verlangsamte sich mein Schritt, und Nesiamuns Türhüter kam aus seiner Nische und ließ sich Namen und Zweck des Besuches sagen.
    Ich wartete. Bald darauf erschien ein Diener und meldete, der Hausherr wolle nicht gestört werden. Er sei in einer Besprechung mit General Paiis. Doch wenn ich wolle, könne ich beim Haushofmeister seines Gebieters eine Erfrischung zu mir nehmen. Sein Schreiber sei natürlich bei Nesiamun und könne sich nicht mit mir unterhalten. Sowie der Gebieter frei sei, würde er mich empfangen. Ich überlegte rasch. Ein unvorhergesehenes Pech. Ich konnte nur hoffen, daß Paiis

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