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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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höher und höher, bis die Luft über dem Tor von den Tönen in Schwingungen geriet.
    Sie riefen Maponus, den Gott der Jugend, samt seiner Mutter Modron, auch Nodens, den Wolkenmacher, der Reichtum bringt, und die Göttin Sulis, die heilendes Wasser schenkt, ebenso Rigiamus und Nemetona, Herr und Herrin des heiligen Hains, und auch Briga, die Mutter der Menschen, und Teutates, den Herrn der Stämme, Tanarus, der das Rad donnernd über den Himmel rollt, und Ceridwen, die den Kessel bewacht, und zum Schluß Camulos, den Gott der Soldaten, und Cathubodva, die Rabengöttin des Krieges.
    Teleri hörte die Namen, und sie wirkten wie Blitze der Erleuchtung, die ihre Sinne weit öffneten. Sie spürte die Kraft, die sich um die Priester ballte, und auch die ausgleichende Energie der Priesterinnen.
    In diesem Ritual wurde nicht ein Gott von einem Menschen beschworen. Nein! Die Priester und Priesterinnen riefen alle Kräfte der Götter und Göttinnen. Aus ihnen wurden schließlich DER Gott und DIE Göttin.
    Dierna trat vor und hob die Hände. Ihre Worte kamen auch aus Teleri, und sie wußte, die Hohepriesterin sprach für sie alle.
    » Ich bin das Meer von Raum und Zeit, die Nacht von Allem und von Nichts.
    Ich bin der Leib, in dem sich vereinen die Kraft der Dunkelheit
    und die des Lichts.
    Ich bin die ewige Ruhe und ewiges Vergehen,
    Das Formlose, aus dem alle Dinge entstehen.
    Ich bin die Allmutter des Universums, das fruchtbare Tal,
    in dem das Leben beginnt und endet jedes neue Mal ... «

    Cerdachos trat vor und stellte sich auf die andere Seite des Altarsteins, der Hohepriesterin gegenüber. Im blitzschnellen Wechsel der Sicht wurde aus dem Alten ein junger Mann und ein Krieger, ein Vater und ein Heiler, dessen Aura in großem Umkreis helfend strahlte. Als er der Priesterin antwortete, hörte sie alle Stimmen in seiner Stimme.
    » Ich bin der Wind der Zeit, der ewige Tag.
    Ich bin der Weg, des Lebens Stab.
    Ich bin das Wort der Macht, die erste Glut.
    Durch mich entsteht Bewegung und aller Mut.
    Ich bin der Allvater, die himmlischen Bahnen,
    Die Quelle der Kraft und Gottes Samen! «

    Dierna streckte die Hand aus und hielt sie über das auf dem Altar bereitliegende Holz.
    » Aus meinem Leib ... « rief sie.
    » Durch meinen Willen ... « fuhr der alte Druide fort und streckte ebenfalls die Hand aus, aber so, daß sich ihre beiden Hände fast berührten. Im selben Augenblick sah Teleri, wie sich ein Lichtbogen zwischen den Händen bildete.
    »So wird das Licht das Lebens gezeugt!« riefen Priesterin und Priester zusammen. Die kunstvoll aufgeschichteten Stöcke entzündeten sich.
    »So brennt das heilige Feuer!« rief der Druide. »Das Licht siegt über die Finsternis. In diesem Augenblick beschwören wir seine Macht. Durch die Vereinigung unserer Kräfte werden wir dafür Sorge tragen, daß dieses Licht auch in den dunkelsten Stunden brennt, damit wir niemals der Finsternis verfallen.«
    »Das Feuer wird unsere Hoffnung sein, ein Licht, das überall zu sehen ist«, rief Dierna. »Diese Flamme soll uns den Retter bringen, der Britannien Frieden und Sicherheit schenkt!«
    Die Flammen züngelten und schlugen höher.
    »So sei es denn!« antwortete der Priester, nahm einen der Stöcke und hielt ihn hoch.
    Nacheinander kamen Druiden und Priesterinnen und griffen nach einem Stock, bis schließlich ein Kreis von Fackeln entstand, als schenke die Sonne über ihnen ihre Strahlen denen, die unten auf der Erde standen.
    Teleri blickte in den Himmel. Erstaunt hielt sie die Hand vor die Augen. Ein dunkler Fleck schwebte durch das helle Blau. Auch die anderen sahen es und deuteten darauf. Alle staunten, als sie erkannten, daß es ein Adler war, der mit dem mächtigen Schlag seiner Schwingen aus dem Süden vom Meer kam. Er flog näher und immer näher, bis ihn alle deutlich sahen. Es hatte den Anschein, als werde der Vogel von den Flammen angelockt.
    Dann war er über ihnen. Der Adler flog herab, kreiste dreimal über dem Altar und stieg wieder hoch in die Luft, bis er am Himmel mit dem Licht verschmolz.

11. Kapitel
    »Es freut uns, dich zu sehen! Nach dem Sturm hatten wir die Hoffnung beinahe aufgegeben.« Maximian Augustus hob den Kopf von den Wachstäfelchen und lächelte.
    Carausius nahm militärische Haltung an und legte zum Gruß die rechte Hand auf die Brust. Er hatte den Stellvertreter des Kaisers nicht in Gesoriacum erwartet. Im Westen des Reiches lag die Macht in den Händen dieses gedrungenen, grauhaarigen Mannes, der

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