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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Wandgemälde zerstörte.
    Um wen hatte sie Angst?
    Sie rang sich eine ehrliche Antwort ab. »ja, ich habe Angst um meinen Vater und Onkel. Aber ich habe auch Angst um dich, Rhys. Um dich! « Dann trat sie die Flucht an, rannte die schwach beleuchtete Treppe zum Turmzimmer hinauf, gehetzt von dem Tumult widerstreitender Gefühle, die ihr Herz zu zerreißen drohten.
    Rhys starrte ihr lange nach und versuchte, sein rasendes Herzklopfen unter Kontrolle zu bringen. Mit geballten Fäusten stand er regungslos da und bot seine ganze Willenskraft auf, um Isolde nicht zu folgen.
    Warum hatte sie das gesagt?
    War es die Wahrheit? Hatte sie wirklich Angst um ihn?
    Mit einer Grimasse wandte er sich schließlich von der leeren Türschwelle ab, doch nun fiel sein Blick auf das zerstörte Wandgemälde. Er stieß alle unflätigen Flüche aus, die er kannte, kehrte dem Bild den Rücken zu, hatte jetzt stattdessen das breite Himmelbett vor Augen und konnte ein lautes Stöhnen nicht unterdrücken.
    Diese Frau würde ihn noch um den Verstand bringen! Wenn sie wütend war, wollte er sie zähmen. Wenn sie verstört war, wollte er Sie trösten. Und ihr Geständnis hatte den Konflikt, der in seinem Innern tobte, noch erheblich verschlimmert ...
    Im Laufe der Jahre hatte Rhys viele Frauen besessen, und die meisten hatten beteuert dass sie sich große Sorgen um ihn machten, wenn er zu einem Turnierkampf antrat oder in eine Schlacht zog. Im Grunde ging es ihnen aber mehr um ihr eigenes Wohlbefinden als um das seine. Jede Frau genoss es, wenn ihr Geliebter als Sieger aus einem Kampf hervorging, weil sie dann von anderen Frauen beneidet wurde. Jede Frau wollte sich im Ruhm eines Helden sonnen. Das verstand Rhys und nutzte es zu seinem Vorteil aus, ohne sich irgendwelchen Illusionen über tiefe Gefühle seiner Partnerinnen hinzugeben.
    Vor diesen Frauen hatte kein Mensch sich jemals Sorgen um ihn gemacht. Nein, das stimmte nicht ganz - für kurze Zeit hatte Josselyn sich seiner mütterlich angenommen. Doch dann hatte sie ihr Volk verraten und einen Fitz Hugh geheiratet. Und Rhys' Jugendfreundin Rhonwen hatte später das Gleiche getan. Beide hatten ihn im Stich gelassen ... Und seine Mutter war gestorben, als er noch ein Baby war, sodass Rhys sich an sie überhaupt nicht erinnern konnte.
    Jetzt behauptete Isolde plötzlich, Angst um ihn zu haben. Konnte er ihr glauben?
    Rhys rieb sich die Augen und verzog das Gesicht. Er wäre ein' kompletter Narr, wenn er ihr glauben würde! Und doch wollte ein Teil von ihm glauben, dass sie sich nicht nur um ihren Vater und Onkel Sorgen machte, sondern auch um ihn.
    Seufzend durchquerte er das Zimmer, trat an das schmale Fenster, presste seine heiße Stirn ans kalte Glas und versuchte auf diese Weise einen klaren Kopf zu bekommen.
    Wütend schlug er mit einer Faust gegen den hölzernen Fensterrahmen. Verdammt es war nur das Warten, das ihn ganz verrückt machte! Er wollte endlich gegen seine Feinde kämpfen und sie besiegen, dann würde er zur Ruhe kommen ...
    Aber im Augenblick blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die Rückkehr der Fitz Hughs zu warten. Immerhin könnte er diese zermürbende Wartezeit sinnvoll nutzen, indem er jedes Geheimnis von Rosecliffe Castle ergründete.
    In den nächsten drei Tagen konzentrierte er seine Kräfte ausschließlich auf diese Tätigkeit. Kein Gang, kein Lagerraum blieb unerforscht. Er studierte den Mechanismus der mächtigen Zugbrücke, kletterte den steilen Felshang zum Meer hinab, schaute sich jedes Ruderboot an. Bald gab es keinen Winkel der Burg, den er nicht genau kannte - mit Ausnahme des Turmzimmers, das er nie aufsuchte, weil er sich einer weiteren Auseinandersetzung mit Isolde nicht gewachsen fühlte. Umso mehr hatten alle anderen Bewohner von Rosecliffe unter seiner ständigen Gereiztheit zu leiden.
    Er trieb die Holzfäller zu schnellerer Arbeit an, verlangte von den Fischern und Jägern, dass sie länger als sonst auf dem Meer oder in den Wäldern blieben, und ließ Fisch und Fleisch sofort räuchern oder einsalzen, um für den Fall einer langen Belagerung genügend Vorräte zu haben. Er befahl dem Waffenschmied und seinen eigenen Männern, Speerspitzen und Pfeile in großen Mengen anzufertigen, Schwerter zu wetzen und zu reparieren, Waffengurte und Harnische sorgfältig zu ölen, damit das Leder nicht brüchig wurde.
    Es würde entweder zu einer Schlacht oder zur Belagerung kommen, und Rhys bereitete sich auf beide Möglichkeiten gründlich vor, setzte alle

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