Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
ich mit jedem anderen Mann in diesem Raum machen«, sagte Burke. »Sogar mit Euch.«
»Ihr habt mich nicht getötet, obwohl Ihr es gekonnt hättet.
Ihr wisst, dass die Männer im Falle meines Todes angreifen werden.«
»Stimmt«, sagte Burke mit einem Seufzen. »Und das Einzige, das noch schlimmer ist als eine Armee, die von einem Fanatiker angeführt wird, ist eine, die von niemandem angeführt wird.«
Burke sah dem nackten Propheten in die Augen. Seine Hand lag auf einem zweiten Hebel unterhalb der Theke. Dealon fragte sich, welche raffinierte Maschinerie dieser Hebel in Bewegung setzen würde. Aber der Blick in Burkes Gesicht war ihm vertraut. Es war der gleiche Blick, den Dealon oft im Glas des Schachaffen gesehen hatte, der gleiche Blick, den er hatte, wenn er im Schach stand und wusste, dass jede Bewegung, die er machte, ihn teuer zu stehen kommen würde.
Burkes Finger glitten vom Hebel weg.
»Sonst niemand«, sagte er. »Ich mache bei Euch mit, wenn sonst niemand aus dieser Stadt mitgenommen wird.«
Jetzt war Ragnar derjenige, der ihn anstarrte, während er stumm über das Angebot seines Gegners nachdachte. Er musterte die Gestalt von Ugnan, der wie eine fleischige Vogelscheuche dastand, aufrecht gehalten durch den Stahlspieß. Ugnans Blut sammelte sich um die nackten Füße des Propheten. Mit einem zufriedenen Blick in den Augen wandte sich Ragnar an Burke. »Einverstanden.«
Burke entspannte sich. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: »Ihr habt mit dieser ›Mitmachen oder sterben‹-Taktik eine hübsche kleine Armee zusammengetrommelt. Habt Ihr auch noch andere Pläne im Ärmel? Sofern Ihr Ärmel hättet, meine ich natürlich.«
Der Prophet lächelte. Seine gelblichen Zähne leuchteten in dem verworrenen Bart. »Es ist kein Zufall, dass wir über die Schmiedestraße marschieren.«
Burke nickte, als wäre damit alles erklärt.
Kapitel Neun
Fieberträume
B itterholz träumte von Feuer. Er lief in Chakthallas Palast durch Korridore, deren steinerne Wände von Flammen umhüllt waren, und er musste die Luft anhalten, um den tödlichen Rauch nicht einzuatmen. Als er in den Innenhof kam, fand er sein Heimatdorf Christtal in Flammen stehend vor. Die Holzgebäude glühten wie rote Äpfel, aber sie standen noch; in den Türen standen die verkohlten Leichen von Frauen und Kindern und winkten ihn zu sich. Mit Schmerzen in der Lunge und Blasen im Gesicht stolperte er durch diese Feuersbrunst, bis er bei der Kirche ankam, die er einmal mit seinen eigenen Händen errichtet hatte. Die Struktur brach in einem Sprühnebel aus leuchtenden Funken zusammen. Als die brennenden Wände einstürzten, kamen Grüppchen von lebenden Bäumen zum Vorschein – der Tempel, der vor langer Zeit in seinem Dorf gestanden hatte. Der Tempel der Göttin.
Er blinzelte durch den Rauch ins Herz des Tempels, wo die Statue der Göttin stand. In Bitterholz’ Jugend war die Göttin eine starre, hölzerne Statue gewesen, aber in seinen Träumen schritt sie auf ihn zu. Hier war sie eine üppige Frau mit einer Haut, die an sattes Mahagoni erinnerte. Wo Haare hätten sein sollen, waren Flammen, die sich wie glühende Schlangen umeinander
rankten und ringelten und übel zischende Laute von sich gaben.
Das Feuer fraß sich auf ihrer glatten Haut weiter, als sie näher kam. Die Göttin taumelte und streckte Bitterholz ihre Arme entgegen, als sollte er sie auffangen. Er versuchte zu laufen, aber er konnte sich nicht bewegen, und dann fiel die Göttin gegen ihn, und auch sein Körper fing Feuer. Panik erfasste ihn, und er riss die Augen auf.
Er lag unter einem Steinvorsprung. Ein kleines, armseliges Feuer knisterte unruhig neben ihm. Weißer Qualm wirbelte von den Kohlen auf und hüllte seinen Kopf ein wie eine Wolke. Mit jedem Atemzug breitete sich der beißende Gestank mehr in seiner Lunge aus. Er lag unter einer schweren, nach Dung riechenden Wolldecke und war nass geschwitzt. Der Atem, der seine zittrigen Lippen verließ, war so heiß und trocken wie der Sommerwind. Er versuchte, sich den Schweiß von den Augen zu wischen, und als er die Hand sah, die er hob, erkannte er sie kaum als seine eigene wieder; sie war ein gelblich grauer Klotz mit purpurfarbenen Streifen. Bitterholz versuchte, die geschwollenen Finger zu bewegen, aber sie blieben reglos. Er ließ die Hand auf seine Brust sinken.
Als er sich umsah, fand er weder Zeeky noch Ferkelchen, sondern nur den Jungen, den er gerettet hatte. Er saß in der Nähe und lehnte an
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