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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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ihres Chefs immer mit seinem Titel. »Wir müssen am Wochenende feiern. Es wird alles ganz spontan und einfach. Exklusiver Rahmen, Klosteratmosphäre. Kein Klimbim. Das Manuskript kommt heim in seinen Safe, das ist alles.« Sie maß das Zimmer mit den Augen, holte einen schicken weißen Katalog aus ihrer Handtasche und schlug ihn auf, sodass Gregor mit hineinsehen konnte. »Was hältst du von dem Sofa? Drei davon kann ich heute noch kriegen. In Rot.« Kritisch trat sie mit dem Heft einen Schritt vor in die Sonne.
    »Hübsch«, sagte Gregor, der auf Biancas glänzende Haare blickte.
    Sie lächelte offen. »Weißt du, interessant sind diese Faksimile-Verlage schon. Ich war mit in Luzern, in London und in Wien, ist das nicht nett, wie ich herumkomme? – Aber am gruseligsten ist der in Grenoble. Warst du mal da?«
    Gregor blickte in ihre goldenen Augen und merkte, dass er näher getreten war. Stumm schüttelte er den Kopf.
    »Ein Schloss am See. Teppiche, so dick.« Bianca zeigte es mit Daumen und Mittelfinger. »Aus Seide, ist das nicht furchtbar? Und buntes Glas in jedem Fenster. Samtvorhänge. Originale, also originale Arts & Crafts-Tapeten. Natürlich Champagner im Salon. Besser als jeder Puff, sag ich dir. Na ja, bei den Preisen. Die Leute haben alle weiße Handschuhe an.«
    »Vielleicht wollen sie keine Fingerabdrücke hinterlassen«, sagte Gregor dunkel. Zu seinem eigenen Erstaunen legte er seine Rechte auf Biancas Hüfte.
    Sie lachte und schmiegte sich an ihn. »Du hast recht, vielleicht drucken sie nachts heimlich Banknoten. Das Werkzeug hätten sie ja.«
    Biancas Duft war wundervoll, süß und leicht. Gregor wollte sie an sich reißen. Doch er lachte nur rau. »Du bist die einzige Frau, die einen Vector fährt, ständig drei Möbelkataloge bei sich hat und es trotzdem fertigbringt, sich über Seidenteppiche aufzuregen.«
    »Ach! Stell dir nur all die kleinen Raupen vor! Und den Vector fahre ich nicht, den bewege ich nur. Das ist wie mit Pferden. Man kann sie nicht ewig im Stall stehen lassen.« Ihre Augen glänzten spitzbübisch.
    »Stimmt genau«, flüsterte Gregor und beugte sich hinab, um sie zu küssen, doch er flüsterte und küsste ins Leere, denn Bianca war plötzlich nicht mehr da. Sie stand drei Schritte entfernt und blickte ihn mit schräg gelegtem Kopf bedauernd an. Gregor schluckte und räusperte sich. »Dr. Ritter wird sich nie von seiner Frau trennen«, brachte er dann hart hervor.
    »Von mir auch nicht«, erwiderte Bianca.
    Sie starrten sich an, eine Ewigkeit, bis es an der Tür klingelte.
    »Meine Putzfrauen«, sagte Bianca sanft. Und ging.
     
    Bettina fand, dass die knuffige Marny heute etwas fiebrig wirkte. »Ach, Sie sind es, Frau – äh – Boll!«, rief die junge Frau laut und blickte über Bettinas Schulter auf den Parkplatz. »Möchten Sie wieder aufs BKA warten?«
    »Eigentlich«, sagte Bettina, ihre Tüte mit dem Buch fest im Griff, »bin ich das BKA.«
    »Oh«, sagte Marny und warf eine lange Haarsträhne zurück.
    »Ist Doktor Krampe zu sprechen?«
    »Ich denke schon«, sagte Marny unschlüssig. »Kommen Sie.« In der Mitte der kleinen Eingangshalle blieb sie stehen und rief laut: »Gregor!«
    »Schrei doch nicht so«, sagte der von der Treppe aus, lächelte Bettina gemessen zu und stieg die Stufen hinunter, dabei zog er seine schmale Krawatte zurecht. »Hallo, Frau Boll, was kann ich für Sie tun?«
    Bettina lockerte den Griff um ihre Tüte. Hier brauchte sie nichts zum Festhalten. Krampe und Marny sahen erregt aus. Offenbar war sie in eine Auseinandersetzung geraten. Die Privatsekretärin hielt Schultern und Blick gesenkt, und Krampe fixierte die junge Frau aus den Augenwinkeln. Heute wirkte er mager, wie ein Schauspieler, der unversehens aus seiner strahlenden Heldenrolle gefallen war. Dabei kam er falsch lächelnd auf Bettina zu und packte ihre Hand zu fest.
    »Wollten Sie zu mir?«
    Marny wandte sich ab.
    »Genau«, sagte Bettina. »Ich dachte, vielleicht haben Sie mal Zeit, mir die Bibliothek zu zeigen.« Rasch versteckte sie die Tüte hinter ihrem Rücken.
    »Na klar!«, rief Krampe in Richtung Marny. Hastig zog die junge Frau ein Handy aus der Tasche und betrat wortlos einen Nebenraum. Sogleich wirkte Krampe blasser. »Also machen wir eine Führung.«
    Bettina hätte ihn am liebsten getröstet. Doch natürlich durfte sie nichts dergleichen tun, im Gegenteil, diese Situation gehörte ausgenutzt. »Schlechte Nachrichten für Sie«, verkündete sie nun doch ihren einzigen

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