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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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sollte, werden Sie Dr. Ritter sicher überzeugen können, das Manuskript zurückzugeben. Dann dürfen Sie es wieder auf den alten Speicher verfrachten, auf dem es die letzten paar Jahrhunderte gelegen hat. Dr. Ritter wird es schmerzen, aber unserer Arbeit tut das wenig.« Krampe tippte eine Zahl in das Codeschloss. »Nur das Buch könnte Schaden nehmen.«
    »Was ist es wert?«, fragte Bettina.
    Er ließ seine Hand sinken und wandte ihr langsam den Kopf zu.
    Sie dachte, er habe sie nicht verstanden. »Was würde der Ovid auf einer Auktion bringen?«
    »Klar«, sagte er heftig. »Sie sind eine Frau. Sie messen in Cash.« Er breitete die Arme aus.
    Bettina wich einen Schritt zurück.
    »Was könnte er wert sein, unser Ovid –«
    »Soll ich schätzen?«, fragte da eine belustigte, aber wache Stimme aus dem Hintergrund, und eine alte Dame mit komisch braunen Haaren, staubigem Mantel, solidem Schuhwerk und einem kleinen Dackel an der Leine betrat die helle Schleuse.
    »Frau Ballier!«, rief Bettina.
    »Guten Tag. Ruhe, Liesel. Also, als nicht ganz Unbeschlagene im Büchergeschäft würde ich sagen«, sie zog genüsslich ihren Mund schief, »viereinhalb.«
    »Tausend?«, fragte Bettina.
    Krampe rollte die Augen.
    Ballier lächelte mitleidig. »Millionen. Ich sag Ihnen das jetzt so, privat, meine Gute, denn wir vom Herold sind vorsichtig und gehen von nicht ganz so hohen Summen aus.« Sie lächelte Krampe an, der biestig zurückschaute. »Natürlich darf ich die konkrete Versicherungssumme nicht nennen, auch wenn Sie vom BKA sind. Aber wir reden hier ja nur über Hypothesen, nicht wahr? Bei einer realen Auktion ist sowieso alles ungewiss. Nach Herrn Dr. Krampes offensivem Werbefeldzug könnte sogar gut und gerne das Dreifache hereinkommen.«
    Bettina starrte den Bibliothekar an. Dreizehneinhalb Millionen für ein Buch. Er warf ihr einen hasserfüllten Blick zu, dann sah er den Dackel. »Was macht der hier?!«, explodierte er.
    Ballier musterte amüsiert ihren Hund. »Sie sind nervös, Herr Doktor«, sagte sie eine Spur anzüglich, »genauso übrigens wie die unvergleichlich charmante Frau Marny. Die war so zerstreut, dass sie glatt vergessen hat, meine Liesel auszuweisen.«
    »Raus mit dem Vieh«, sagte Krampe kalt. »Und Sie, Frau Boll, haben Sie noch Fragen?«
    »Ja«, sagte Bettina.
    »Dann fragen Sie Frau Ballier. Die weiß es sowieso besser.« Er drückte in Windeseile den Rest seines Codes in das Tastenfeld, schnappte sich seine Karte und verschwand hinter der Glastür, die sich sofort schloss.
    »Ts«, machte Ballier und sah ihm aufmerksam hinterher. »Haben Sie ihn geärgert?« »Er war schon sauer, als ich kam«, antwortete Bettina.
    »Was ist passiert?«
    »Ich glaube, Marny und er haben sich gestritten. Dann hab ich ihm gesagt, dass wir eine heiße Spur haben und das Manuskript vielleicht bald zurückgegeben werden muss. Richtig böse ist er aber erst geworden, als ich ihn nach dem Wert des Buches gefragt habe.«
    »Tja, der Wert eines Buches.« Ballier warf ihr einen raschen Blick zu und zerrte an der Leine ihres Hundes. »Ist natürlich selten identisch mit dem Preis. – Übrigens, Frau Boll«, sagte sie dann ein wenig lauernd, während sie neben Bettina zum Ausgang schritt, »möchten Sie denn gar nichts über den interessantesten Preis dieses Liebesmanuskripts erfahren?«
    »Welcher soll das sein?«
    Ballier blieb stehen. »Der Schwarzmarktpreis.«
    »Oh. Doch, natürlich.«
    »Frau Boll, Frau Boll«, sagte Ballier. »Der Schwarzmarktpreis dieses Werks steht nach meiner Einschätzung zwischen einer viertel bis gut zwei Millionen – je nachdem.«
    Sie sahen sich an.
    »Nach was?«, fragte Bettina.
    »Wen man alles anspitzen konnte und wer noch alles mit verdient. Die Nachfrage steigt jedenfalls. Auf diese wunderschöne kleine Liebeskunst werden, angestiftet von Herrn Krampe, überall auf der Welt die Leute heiß.«
    »Glauben Sie, das Buch ist in Gefahr?«
    Die Agentin betrachtete Bettina mit leisem Spott. »Gefahr ist so ein großes Wort, nicht wahr?«
    »Will es jemand stehlen?«, korrigierte Bettina.
    Ballier lächelte. »Haben Sie das Buch gesehen?«
    »Kopien davon.«
    »Wie finden Sie es?«
    Bettina blickte verständnislos.
    »Ist es hübsch?«
    »Ja.«
    »Ja, es ist in Gefahr, Frau Boll.«
    Sie befanden sich am Übergang zur Halle. Liesel zog ihre Herrin weiter in den Schatten des Foyers. In dem halbdunklen Raum bewegte sich Marny mit ihrem Handy am Ohr raschen Schritts auf und ab. Dann blieb sie

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