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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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langsam von ihrem Stuhl und starrte ihren Beweisstücken hinterher. Wortlos wies sie auf einen großen braunen Karton, der jetzt auf Bettinas Tisch sichtbar geworden war. Und da wusste Bettina plötzlich, was die Neue mit »IT-Abteilung« gemeint hatte: den Ansperger, ihren Computerfritzen. In dem Karton war das neue Laptop. Plötzlich hatte Bettina ihre Kopfschmerzen vergessen.
     
    Ansperger umgab etwas Schokoladiges. Sein Blick war schmelzend, seine Haare mokkabraun, und insgesamt war er einfach süß. Leider vermutlich auch schwul. »Du schaffst jetzt fürs BKA?«, fragte er anerkennend.
    »Vorübergehend«, sagte Bettina bescheiden. Sie saßen in Anspergers Büro-Werkstatt, einem hellen Raum mit trockener Luft, dem einzigen der ganzen Dienststelle, in dem offen ein Pin-up-Kalender hing. Nur Ansperger durfte das. Und nur Ansperger hielt treu und brav zu Miss Juli 2003, wieso, das wusste kein Mensch. Vielleicht kannte er die Frau auf dem Bild, vielleicht hatte er auch nur vergessen, sie abzureißen. Auf jeden Fall war ihre Anwesenheit so fragil wie ihre Pose gewöhnlich, und Bettina begrüßte sie jedes Mal mit einem gewissen innerlichen Aufatmen: Du bist auch noch da, altes Haus. Dann ist die Welt ja im Lot.
    »Ha!«, sagte Ansperger vergnügt. »BKA, das ist toll! Onlinedurchsuchungen ohne Limit!«
    »Wir haben keinen Terrorverdacht«, winkte Bettina ab.
    »Wieso?« Ansperger packte ihr Paket aus, und sie sah zu. Der Computer war gut, so viel hatte sie schon raus, sonst wusste sie nichts. Sie ließ Ansperger machen. »Ich habe munkeln hören«, sagte der, »dass es in diesem supergeheimen BKA-Fall, bei dem vom ganzen Haus wieder mal nur die Boll -Bettina! Boll! – mitmachen darf, um eine fette Paketbombe geht, also wenn das kein Terror ist.« Er wühlte in einem Haufen kleiner Tüten mit Kabeln drin. »Ich wette eine Dose bretonische Butterkekse mit Meersalzkristallen, dass unser BKA jeden Fall mit Bombe als Terrorfall betrachtet, allein aus Prinzip. Die wären ja blöd.« Er schenkte ihr einen durchtriebenen Blick, Bettina grinste, Ansperger fabulierte weiter: »Vermutlich reicht auch schon ein Koffer. Fall mit Koffer, das heißt Terrorverdacht, das heißt europaweites Surfen mit Europol, und das heißt Freiheit.« Er hängte sich ein Kabel um den Hals und legte den Kopf schräg. »Stell dir mal vor: Keine Amtshilfeanträge mehr! Kein halbes Jahr warten, wenn du nur die Telefonnummer von deinem mysteriösen, hm …«
    »… bretonischen Keksbäcker«, sagte Bettina.
    Ansperger strich sich Haare aus der Stirn.« … französischen Langustenlieferanten willst.«
    »Du hast einen französischen Langustenlieferanten?«, fragte Bettina.
    »Meeresfrüchte aller Art«, sagte Ansperger und seufzte tief. »Jetzt denk dir, du gehst ins Netz und kommst direkt bis in die Präfektur oder die Melderegister vor Ort. Und alles, was du brauchst, sind ein paar kleine Fremdsprachenkenntnisse. Hach!«
    »Ich kann nicht mal richtig Latein«, sagte Bettina.
    »Ts«, machte Ansperger und blickte sie aus braunen Augen treuherzig an.
    »Ja, du lachst, aber das war der Grund, weshalb die mich überhaupt wollten beim BKA.«
    »Weil du kein Latein kannst?«
    »Weil ich so getan habe, als ob.«
    »Süße, so sind wir doch alle an unsere Jobs gekommen.« Elegant zog Ansperger das Kabel über seine rechte Schulter und verband es mit einem anderen. Es sah nicht aus, als ob er nur so tat, dass er seinen Job konnte. »Hast du eine Maus?«
    »Oben an meinem Computer.«
    »Mit USB-Anschluss?«
    Bettina zuckte die Achseln.
    »Nein«, sagte Ansperger, »ihr Kl 1er habt keine USB-Mäuse. Ihr seid ja eh nie an euren Plätzen. Euch fällt das gar nicht auf. Moment.« Mit elegantem Schwung rollte er auf seinem Stuhl zu einem Schränkchen. »Tadaa!« Er hielt eine graue Computermaus in die Höhe.
    »Super«, sagte Bettina.
    Ansperger schloss das Laptop an, begutachtete die aufgespielten Programme und erklärte ihr die Navigation. »Mit dem Notebook kannst du über jeden Internetanschluss in unser Intranet«, sagte er. »Du darfst jetzt auch zu Hause schaffen.«
    Bettina schnitt ihm eine Grimasse. Ansperger grinste und klickte sich zu der Eingabemaske, die das Passwort für PolRP, das Intranetportal der rheinland-pfälzischen Polizei anforderte. Dann schob er Bettina das Gerät hin, rollte auf seinem Stuhl weg und schaute in die Luft. Sie tippte ennolsammy2 ein. Sofort erschien die Seite mit dem Rheinland-Pfalz-Wappen im blauen Balken, mit der sie

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