Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
Sonnensystem in ihm explodiert. »Tatsächlich? Er ist einverstanden? Fabelhaft! Einfach gigantisch!« Außer sich vor Begeisterung riss er sie an seine Brust. Aber der Moment geteilter Freude, den sie inbrünstig herbeigesehnt hatte, war ihr verdorben worden. Nun ließ er sie los, um beide Arme in die Luft zu werfen. »Oh, das wird fantastisch!« Den Kopf im Nacken, begann er, in blumigen Worten die Revolution
auszumalen, die sie entfesseln würden. So groß wie Yank oder Mitch war er nicht. Aber während er mit weit ausholenden Gesten die Luft durchschnitt und die Nacht mit den Pailletten seiner Träume erhellte, wirkte er weitaus größer als die beiden.
Da spürte sie wieder seine Energie, die sie so magnetisch anzog, jene unbeugsame Willenskraft, die sie zu seinem glänzenden Regenbogen führte. Und sie wollte so gerne mit ihm hinaufsteigen ... Aber diesmal leistete irgendetwas in ihrem Innern entschiedenen Widerstand. Als er sah, wie erstarrt sie dastand, verstummte er. Einige Sekunden lang musterte er sie, dann wandte er sich zu seinem Freund. »Suzie und ich gehen ein bisschen spazieren, Yank. Warte auf uns, okay?«
Nun suchte Yank den Boden zu seinen Füßen ab.
Sam zog den Duster-Schlüssel aus seiner eigenen Hosentasche und warf ihn seinem Freund zu. »Allzu lange wird’s nicht dauern.« Dann nahm er Susannahs Arm und zog sie zum Einkaufszentrum zurück. »Bist du immer noch zu feige, um mir den Fehdehandschuh hinzuwerfen? Du bist unglaublich sauer. Aber statt zu kämpfen, schmollst du lieber.«
Seltsam, ein Teil ihrer Courage kehrte plötzlich zurück. Lag es an seiner Nähe? Besaß er die magische Gabe, seine Energie aus seinem Körper in ihren zu leiten? »Vor einem Streit mit dir fürchte ich mich nicht. Im Augenblick frage ich mich nur, ob du’s wert bist?«
Noch ehe die Worte über ihre Lippen kamen, konnte sie nicht fassen, dass sie so etwas tatsächlich aussprach. Beinahe strauchelte sie, und sie wusste, wie tief sie ihn verletzt hatte. Welch ein eigenartiges Gefühl zu erkennen, wie viel Macht sie über ihn ausübte. Sie trat auf den Gehsteig. Auf dem Pflaster lag eine Eistüte in einer hässlichen braunen Pfütze. Sie gingen an der Tür von Mom & Pop’s vorbei. Vor
dem Schaufenster der chemischen Reinigung blieb Susannah stehen. Blindlings starrte sie ein Brautkleid an, das in einem großen Karton ausgestellt war. Wieder einmal entrang sie ihrer Seele den Mut, um zu sagen, was sie nicht verschweigen durfte.
»Versuch nie wieder, mich auszuschließen, Sam.«
»Glaubst du, das hätte ich getan?«
»Ja. Erst hast du mich abserviert – und dann ein Eheversprechen als Köder benutzt, um mich bei der Stange zu halten.«
»Allmählich wirst du paranoid. Ich nahm einfach nur an, eines Tages würden wir heiraten. Der Frauentyp, der jahrelang glücklich und zufrieden in wilder Ehe lebt, bist du nun mal nicht.« Er nahm eine Hand aus seiner Jackentasche und legte sie auf ihre Schulter. »Tut mir Leid, Suzie, ich hatte wirklich nicht vor, meine Macht zu demonstrieren. Ich verstand bloß nicht, dass du so versessen darauf bist, bei jedem t den Querstrich zu malen und ein Pünktchen auf jedes i.«
»Für mich stand viel mehr auf dem Spiel als i-Punkte.«
»Das sehe ich anders. Wir sind ein Paar, nicht wahr? Was der eine hat, gehört auch dem anderen.«
So ernsthaft, so überzeugend ... Aber diesmal ließ sie sich nicht übertölpeln. »Wenn das so ist – warum bist du nicht ausgestiegen?«, fragte sie sanft. »Warum hast du nicht gesagt: ›Ich halte mich da raus, Mitch, deine Partnerin soll Susannah sein. Was sie hat, gehört auch mir!‹?«
Abrupt nahm er seinen Arm von ihren Schultern. »Lächerlich! Nicht einmal logisch. Das Ganze war meine Idee. Und SysVal bedeutet mir alles.«
»Ich habe meinen Vater verloren, Sam. Auch mir bedeutet SysVal alles.«
Sobald ihm der Sinn ihrer Worte bewusst wurde, entspannten sich seine harten Züge. Unsicher lächelte er – ein
bedauerndes, reumütiges Lächeln. In ihrem Herzen begann ein bisschen Eis zu schmelzen. Er neigte sich zu ihr, seine Stirn berührte ihre, und ihre Lider senkten sich. So standen sie eine Zeit lang zusammen, die Augen geschlossen, Stirn an Stirn.
»Tut mir Leid«, flüsterte er.
In ihrer Kehle stieg ein Schluchzen auf, das sie sofort bezwang. Auf keinen Fall wollte sie in Selbstmitleid baden. »Ich möchte so wichtig für dich sein wie die Firma.«
»In meinem Herzen bist du mit SysVal vereint.«
So blieben sie noch
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