Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
»Bist du okay?«
Sie zuckte die Achseln und sank auf einen der Stühle mit dem Schilfgeflecht, das Badetuch fest unter die Arme geklemmt. Mit einer Fingerspitze zeichnete sie einen bunten Frotteestreifen nach, der sich über ihre Oberschenkel zog. »Hast du’s gewusst, Mitch?«
Bevor er antwortete, wanderte er zu der niedrigen Stuckmauer und schaute zum Meer hinab. »Was?«
»Über Sam und Mindy? Und die anderen?«
Eine Brise zerzauste sein Haar. Zögernd wandte er sich zu ihr und nickte.
Da fühlte sie sich erneut verraten. »Also war das gesamte SysVal-Personal über Sams Seitensprünge informiert, nicht wahr? Außer mir wussten alle Bescheid.«
»Nicht das ganze Personal, aber ...«
Langsam stand sie auf. »Wir sind Freunde. Warum hast du’s mir nicht erzählt?«
»Weil ich dachte, du hättest es herausgefunden.«
Beinahe wurde ihr übel. Das traute er ihr zu? Hielten sie auch die anderen für eine rückgratlose Null, die Sams Untreue geflissentlich übersah? »Kennst du mich so schlecht?«
»Was Sam betrifft, kenne ich dich überhaupt nicht.«
Verurteilte er sie? Das ließ sie sich wirklich nicht bieten. »Gibst du mir die Schuld?«
»Sam gehört zu den größten Visionären in unserer Branche. Aber sobald es um persönliche Beziehungen geht, ist er ein Versager. Das ist kein Geheimnis. Was ich nicht verstehe, warum bist du die Einzige, die er mit seinen Eskapaden überrascht hat, Susannah?«
In ihrer Brust breitete sich ein brennender Schmerz aus. Warum musste Mitch ihr so zusetzen? »Ich habe dich nicht hierher eingeladen. Und du sollst dich nicht in mein Privatleben einmischen.«
Mit jeder Sekunde verkniffen sich seine Lippen noch mehr. Dann schien irgendetwas in ihm zu zerbrechen. »Oh, verdammt ...« Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und umfing sie mit seinen starken Armen.
Diesen Trost brauchte sie so dringend wie die Luft zum Atmen. Sofort verzieh sie ihm, umschlang seine Taille und legte ihre Wange an seine kraftvolle Brust.
Direkt unter ihrem Ohr pochte sein Herz. »Ich habe ihn geliebt, Mitch«, wisperte sie, »und ich wollte so etwas nicht wahrhaben.«
»Das weiß ich, Schätzchen«, flüsterte er heiser und streichelte ihren Rücken durch das Badetuch hindurch. »Bald wird alles wieder gut.«
Während er sprach, bewegte sich sein Kinn an ihrer Schläfe. Seine Finger glitten unter das Frotteetuch und berührten ihre Haut. Die Lider gesenkt, genoss sie die beruhigende Wirkung, die er auf sie ausübte – die Sam ihr niemals vergönnt hatte.
Und dann änderte sich etwas. Sein Körper spannte sich an, die Muskeln seiner Oberarme erhärteten sich, und schließlich hatte sie das Gefühl, er würde sie nicht beschützen, sondern gefangen halten. Plötzlich presste er ein Knie zwischen ihre Schenkel, als wollte er ihre Beine spreizen.
Nie zuvor hatte sie seine überlegene Kraft gespürt und sich noch nie davon bedroht gefühlt. Das ist Mitch, sagte sie sich. Nur Mitch ... Eine Sekunde später umklammerten seine Fäuste das Strandtuch.
»Nicht, Mitch!«, würgte sie hervor, entriss ihm das Tuch und stemmte sich gegen seine Brust.
Da ließ er sie so abrupt los, dass sie taumelte. Bevor das Badetuch hinunterfiel, hielt sie es fest und richtete sich auf. »Mitch, was ...« Aber als sie in seine Augen schaute, erinnerte sie sich nicht, was sie sagen wollte.
»Ja, Susannah?«, fragte er sanft.
So unerschütterlich und beherrscht wie eh und je ... Sie kam sich albern vor. Was stimmte nicht mit ihr? Von diesem Mann ging keine Bedrohung aus. Gehörte auch das zum Vermächtnis, das Sam ihr hinterlassen hatte? Die Angst, alle Männer wären gefährlich?
»Hat jemand Lust auf Horsd’œuvres?« Paige trug ein Tablett mit Käse, schwarzen Oliven und Crackern auf die Terrasse.
Susannahs Kopf begann zu schmerzen. Dankbar für die Unterbrechung, entschuldigte sie sich und floh in den Bungalow, um zu duschen. Aus reiner Bosheit – daran zweifelte Susannah keine Sekunde lang – bestand Paige darauf, das Mitch bei ihnen blieb. Am Abend übertraf sie sich selbst mit knackigen Garnelen, in Butter und Kräutern sautiert, einem Reis-Pilaw, griechischem Salat und einem knusprigen, ofenwarmen Brot. Mitch überhäufte sie mit Komplimenten, und ihre Wangen färbten sich rosig. Auf Susannah schienen die beiden kaum zu achten.
Beim abschließenden Obstkuchen mit Schlagsahne erzählte Mitch eine urkomische Geschichte über Yank, der seinen neuen Porsche in der Parkgarage eines Einkaufszentrums
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