Die Herzensdiebin
Silberschlüssel öffnet?«
»Ein Garten.« Devlins Tonfall verriet Desinteresse.
»Ein Garten also.« Gabriel drehte den Schlüssel in seiner Hand. Das Silber glänzte im Licht. »Diesen Garten muss jemand ins Herz geschlossen haben.«
»Mag sein. Die Benjamins sind dafür bekannt, ihre Zeit mit unbedeutenden Dingen vertrödelt zu haben.« Devlin tat sowohl die Benjamins als auch deren unbedeutende Vorlieben mit einer wegwerfenden Geste ab. »Was denkst du, wo könnte Meadow einen seltenen Silberschlüssel gefunden haben, der unten in die Haustür passt?«
»Sie ist deine Frau. Warum fragst du sie nicht?« Das erschien ihm nur logisch, aber die ganze Situation — eine Ehefrau, die mit einem geheimnisvollen Schlüssel in das Hotel ihres Mannes einbrach — ergab keinen Sinn.
»Genau das werde ich tun.« Devlin erhob sich und klopfte Gabriel anerkennend auf die Schulter. »Danke, dass du vorbeigekommen bist.«
»Musste ich ja. Es kommt nicht oft vor, dass jemand unsere Sicherheitssysteme überwindet.«
»Ich könnte schwören, dass ihr das nicht bewusst war, als sie die Tür öffnete.« Devlin war schon halb zur Tür hinaus, als er noch einmal kehrtmachte und den Monitor ausschaltete, auf dem Meadow zu sehen war.
Genau . Wacht wie ein Luchs über seinen Besitz.
»Da ist Kaffee, bedien dich«, meinte Devlin. »Bleib zum Abendessen, wenn du magst. Der Küchenchef testet gerade seine neuen Gerichte für die große Eröffnungsfeier. Ich speise seit zwei Wochen wie ein König.«
»Ich würde ja gerne bleiben, aber ich muss noch einen Flieger kriegen. Wir haben eine Familienfeier in Texas, an der ich teilnehmen möchte. Meine jüngste Schwester hat ein Kind bekommen, und wir treffen uns alle für die Taufe.«
Devlin konnte nicht nachvollziehen, mit wie viel Begeisterung Gabriel von dem bevorstehenden Ereignis sprach. »Verstehe, dann ein andermal.«
Gabriel wurde wieder ernster und kam auf das Geschäftliche zu sprechen. »Zur Eröffnung werde ich hier sein. Schließlich möchte ich sicherstellen, dass nichts mit dem Alarmsystem schiefläuft. Ich habe noch jemanden eingestellt, eine Frau mit guten Referenzen.«
»Für wen hat sie vorher gearbeitet?«
»Für einen Mann in Atlanta. Hopkins heißt der, sagt dir der Name etwas?«
»Habe von ihm gehört. Leitet ein Import- und Exportunternehmen.« Devlin kam noch etwas anderes in den Sinn. »Bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone, oder?«
»So kann man es auch ausdrücken.« Gabriel verzog angewidert den Mund. »Mr. Hopkins, wie er immer genannt wird, ist so gut wie unsichtbar. Niemand weiß, wo er wohnt. Über ihn liegen keine Polizeiakten vor. Und doch kursieren eine Menge Gerüchte über ihn — dass er Verrat mit einem gezielten Schuss ins Genick ahndet, zum Beispiel. Dass er seinen Willen durch Drohungen und Foltermaßnahmen durchsetzt. Dass er immer ein paar Politiker und Richter in Atlanta auf seiner Seite weiß.«
»Großer Gott. Wollen wir es da mit seinen Sicherheitsexperten zu tun haben?«
»Klar doch. Wer hat bessere Sicherheitssysteme als ein Mann, der so gut wie unsichtbar ist?«
»Stimmt.«
»Außerdem ist weibliches Personal wichtig für die Überwachungsarbeit, denn Jungs können in öffentlichen Räumen nie die Damentoiletten überwachen. Nur dass Frauen im Sicherheitsbereich rar sind. Am Wochenende der Eröffnung wird es keine Probleme geben.« Gabe war ein gut aussehender Typ, eine Mischung aus Spanier und Engländer, der von beiden Phänotypen das Beste abbekommen hatte. Er war groß und kräftig, hatte schwarzes Haar und grüne Augen, in die Frauen erst zweimal schauen mussten, um sich schließlich in diesem Blick zu verfangen.
Das wusste Devlin; er hatte es schon mit angesehen. Er mochte Gabe. Wichtiger war noch, er vertraute ihm. »Ich weiß.« Sein Computer piepste. Er hatte eine E-Mail bekommen.
»Ich werde mal mit meinen Jungs sprechen.« Mit diesen Worten verabschiedete Gabe sich und verließ den Raum.
Devlin hatte so eine Ahnung, als er die Mail öffnete — und runzelte die Stirn.
Der Text war kurz und bündig. Im Alter von vier Jahren, als sie in der Obhut ihres Stiefvaters Bjorn Kelly war, kam Sharon Benjamin bei einem Autounfall in Irland ums Leben. Isabelle Benjamin hatte keine weiteren Kinder.
So ein Quatsch, schrieb Devlin zurück. Forsch weiter.
8
Meadow brauchte einen Grundriss. Sie hatte ihr Zimmer verlassen und dachte, sie würde sich nur rasch im Hotel umsehen, den Haustürschlüssel aus der Spalte der
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