Die Herzensdiebin
ich ... sind Sie sicher, dass es überhaupt hier ist? Existiert es auch wirklich?«
»Sie wollen doch wohl nicht unsere Vereinbarung untergraben?« Der Tonfall veränderte sich nicht. Mr. Hopkins klang genauso freundlich wie zuvor, genauso interessiert.
Aber der junge Bradley hatte schon einmal den Fehler gemacht, Mr. Hopkins zu unterschätzen. Das würde ihm nicht wieder passieren. »Nein. Nein! Es ist nur so ... ich lebe hier schon viele Jahre. Es gibt jede Menge Gemälde, aber ich glaube, ich kann mich nicht an das erinnern, das Sie mir beschrieben haben.«
»Mir liegt nicht viel daran, was Sie glauben. Sie haben sich auf die Suche zu begeben. Ich bitte Sie, nicht zu vergessen, was Ihnen widerfuhr, als Sie das letzte Mal unsere Vereinbarung brechen wollten, Mr. Benjamin.«
Bradley strich über die Kerbe an seiner Ohrmuschel und erschauerte. »Ja, ich weiß«, sagte er mit matter Stimme.
»Ich könnte den Rest Ihres Ohrs in meiner Hand halten, oder auch einen Finger. Ich könnte aber auch jemandem wehtun, der Ihnen am Herzen liegt.«
Schwer atmend stand Bradley auf und presste den Hörer an sein Ohr. »Wie meinen Sie das?«
»Wenn man so liebenswürdig — und nutzlos — wie Sie ist, ist man anderen Menschen gegenüber doch aufgeschlossen, nicht wahr? Ein Mann wie Sie hat sicher Freunde und gibt somit einem Mann wie mir ein nettes Druckmittel an die Hand.«
Bradley konnte sich das hämische Lächeln von Mr. Hopkins lebhaft vorstellen und zog die logische Schlussfolgerung. »Dann haben Sie also die Hydraulikleitung durchgeschnitten?«
»Suchen Sie nur schön weiter, Mr. Benjamin. Immer hübsch weitersuchen, und niemandem wird ein Leid geschehen.«
Bradley hörte, wie die Verbindung mit einem leisen Klick unterbrochen wurde. Entgeistert starrte er auf den Hörer in seiner Hand. Wenn nun Devlin etwas passierte ... Devlin verachtete ihn, aber eben in einer Weise, wie ein Mann seinen willensschwachen Bruder verachtet. Gestern, in Amelia Shores, hatte Devlin ihm die Hand auf die Schulter gelegt. Zum ersten Mal seitdem Bradley versagt hatte, hatte Devlin ihm die Ereignisse in Erinnerung gerufen, die sie in harten Zeiten zusammengeschweißt hatten.
Und Meadow ... sie war die wundervollste Frau, der Bradley jemals begegnet war. Natürlich hatte sie nichts für ihn übrig — das hatten keine Frauen, sobald Devlin Interesse an ihnen zeigte —, aber er mochte sie. Ja, er mochte sie.
Und irgendwie wusste Mr. Hopkins das.
Irgendjemand beobachtete ihn und gab die Informationen brühwarm an Mr. Hopkins weiter.
Er musste unbedingt dieses Bild finden — bevor Devlin, Meadow oder er selbst getötet wurde.
»Also ich mag am liebsten Josh und Reva.« Meadow schob sich noch ein Kissen in den Rücken, damit sie keinen steifen Hals bekam, wenn sie zu dem Fernseher an der Wand aufschaute.
»Ach, die sind zu alt.« Katie war mit ihren sechzehn Jahren das jüngste der sieben Zimmermädchen, die es sich in verschiedenen Posen in Meadows Schlafzimmer bequem gemacht hatten, von Jordans Horsd'oeuvre naschten und die Springfield Story guckten.
»Sei leise. Die sind nicht alt. Die sind toll.« Rashida, vierzig, groß, dunkelhäutig, öffnete ihre Brotdose, holte ein Sandwich heraus und benutzte die aufgeklappte Dose als Krümelfänger auf ihrem Schoß.
»Hier, Sie können gerne das Tablett benutzen.« Meadow hob es von der Matratze hoch und reichte es der Frau. »Das geht besser.«
»Danke, Mrs. Fitzwilliam.« Rashida stieß Buzzy, die neben ihr auf der Couch saß, mit dem Ellbogen in die Seite. »Hab ich dir nicht gesagt, dass ich ihr am besten gefalle?«
Buzzy versetzte ihr ebenfalls einen Stups und lachte. »Du alte Schachtel. Sie kennt ja mich noch nicht.«
Die beiden Frauen waren unterschiedlich alt und hatten auch nicht dieselbe Hautfarbe, waren aber seit langem befreundet.
Meadow verfolgte das freundschaftliche Geplänkel mit neidischen Blicken. Ihre beste Freundin, die Tochter russischer Immigranten, lebte weit weg in Washington, und in letzter Zeit hatte Meadow viel zu wenig Zeit gehabt, etwas mit Firebird zu unternehmen.
Aber sobald die Ärzte sagten, dass Sharon wieder ganz gesund sei, würde Meadow endlich wieder zu dem kleinen Haus der Familie Hunter fahren. Dem Familienvater, Konstantine, würde sie mit Respekt begegnen, denn er war der typische russische Patriarch — beleibt, kräftig und ein wenig Angst einflößend. Sie würde Firebirds jüngere Brüder necken. Zorana würde einen tollen Picknickkorb
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