Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Titel: Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Janssen
Vom Netzwerk:
noch andere Pferde auf der Welt, sosehr er diese auch liebte. Es gab aber nur diese eine Herzogin für ihn.
    Mit erhobenem Schwert ritt der Anführer auf die Herzogin zu. Kunstfertig ließ sie Guirlande rückwärtsgehen, sodass der Abstand zwischen ihr und dem Mann bestehen blieb.
    “Nun, meine Dame, wir könnten ein paar hübsche Pferde wie diese da gut gebrauchen”, stellte der Räuber fest.
    Henri öffnete den Mund. Sie warf ihm einen warnenden Blick zu, und er schloss ihn wieder. “Ich bin sicher, das könntet Ihr”, erwiderte sie. “Allerdings sind es nun mal meine.”
    “Ihr würdet gern auf der Straße sterben, sehe ich das richtig?”, fragte der Bandit.
    “Ihr könnt uns nicht beide gleichzeitig erschießen”, stellte sie fest. “Der Überlebende würde Euch eine Menge Ärger machen.”
    “Seid Ihr sicher, dass es einen Überlebenden geben wird?”, mischte sich der Bogenschütze ein.
    Henris Gedanken rasten. Er könnte Tulipe steigen lassen und dadurch vielleicht die Pferde der Räuber zum Scheuen bringen, was der Herzogin Gelegenheit zur Flucht geben würde. Allerdings würde dadurch der Bauch seines Pferdes ungeschützt Pfeil und Schwert ausgesetzt sein, und sie würden Tulipe vielleicht töten. Wie konnte er sein Messer benutzen? Kaspars Peitsche wäre in dieser Situation nützlicher. Er ließ Tulipe nach links gehen, dann nach rechts und versuchte auf diese Weise die Aufmerksamkeit der Schurken von der Herzogin abzulenken. Vielleicht würde eine Ablenkung ausreichen, um ihr und Guirlande die Flucht zu ermöglichen.
    “Nicht bewegen!”, rief jemand.
    Henri erstarrte. Als er in Richtung der Bäume schaute, erspähte er zunächst Lilas, dann die kleine Gestalt auf ihrem Rücken. Sylvie hielt in jeder Hand eine langläufige Pistole. Die Banditen waren in ihrer Schussweite, und er zweifelte keinen Moment, dass sie treffen würde, worauf auch immer sie zielte.
    Der vorderste Reiter wendete sein Pferd, um sie anzusehen, während der Räuber hinter ihm die Aufgabe übernahm, die Herzogin zu bedrohen. “Wir sind zu dritt, falls du das übersehen hast”, rief der Anführer Sylvie entgegen.
    Ein Schuss zerriss die Luft. Henri zügelte rasch Tulipe. Guirlande zuckte kaum zusammen. Der Schütze hatte seinen Bogen fallen lassen und hielt sich die Schulter. Sylvie ließ die benutzte Pistole fallen, zog eine andere aus ihrem Gürtel und rief: “Jetzt seid ihr noch zwei. An eurer Stelle würde ich mich aus dem Staub machen, wenn ihr am Leben bleiben wollt.”
    Die Banditen wussten offenbar, wann sie verloren hatten, und flohen. Henri beruhigte die Pferde, während Sylvie über das abgeschnittene Haar der Herzogin jammerte. Aus der Entfernung hörte er Sylvies Worte: “Arno ist in Sicherheit”, und erkannte an der Körperhaltung der Herzogin, wie erleichtert sie war. Sylvie griff wieder nach Lilas’ Zügeln, und er sagte zu ihr: “Vielen Dank.”
    “Du bist mir nun etwas schuldig”, erklärte sie ihm mit einem breiten Grinsen. “Wirst du mich für meine Mühe entschädigen, wenn ich dich darum bitte?”
    “Das werde ich tun”, schwor ihr Henri. Er streckte ihr seine Hand entgegen, und als Sylvie ihre hineinlegte, hob er ihrer beider Hände an die Lippen und küsste Sylvies Fingerknöchel. “Madame hätte um Guirlande geweint, wenn sie sie verloren hätte.”
    “Ich würde nicht weinen, doch ich würde trauern”, erklärte die Herzogin. “Aber ich wäre noch trauriger, wenn ich einen von euch verlöre.” Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. “Es war dumm von mir, mich zu weigern, ihnen die Pferde zu geben, aber ich konnte nicht anders. Lass dir das eine Lehre sein, Henri. Niemals darf dein Herz über deinen Verstand siegen. Wenn Sylvie nicht gewesen wäre, könnten wir jetzt die Leichen sein, von denen ich gesprochen habe.”
    “Ich sehe, dass ich Euch nicht für einen Moment aus den Augen lassen darf”, stellte Sylvie fest. “Es ist zu schade, dass wir diese Banditen nicht der Obrigkeit melden können.”
    Henri senkte den Kopf. “Es tut mir leid, dass ich Euch nicht beschützen konnte, Madame.” Je mehr seine Erleichterung nachließ, umso mehr wuchs sein Ärger auf sich selbst, weil er nicht in der Lage gewesen war zu helfen. Er war entsetzt über seine eigene Unfähigkeit. Seine Hände begannen zu zittern.
    “Ich werde Euch nie wieder allein lassen”, schwor Sylvie der Herzogin. Keiner von ihnen erwähnte, dass die Herzogin ihr befohlen hatte, mit Kaspar zurückzubleiben.
    “Lasst

Weitere Kostenlose Bücher