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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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Ergebnis eines üblen Studentenscherzes. Mag sein, die frommen Studenten im Kloster, die du empörtest, als du ihnen, äh, Spitzen, Bänder und Litzen verkaufen wolltest, worauf deren Missgunst dich dann schließlich zu dem albernen Versteckspiel mit der Perücke veranlasste.«
    Neidlos musste Luzia anerkennen, dass die Phantasie des Rechtsanwaltes noch über die von Lukas hinausging. Er fabulierte die Geschichte so hin, dass sie logisch war, alles erklärte und niemand sie unkeusch schelten konnte. Namen erfragte er von Luzia, die sie ihm nennen konnte, denn tatsächlich waren einige der Burschen im Kloster ihre Kunden. Niemand durfte wissen, dass sie Jungfern der Stadt schöne Augen machten und ihnen nach Luzias Rat Litzen, Bänder und Spitzen schenkten. Daher war es nicht unglaubwürdig, dass einige sie neckten und sogar bedrohten, um ihr Schweigen darüber zu erzwingen. Luzia schnitt nicht so besonders geistreich dabei ab, aber sie sollte schließlich keine Heldin sein. »Herr Doktor Wegener, Ihr bekommt das schriftlich. Jungfer Luzia, von dir erwarte ich, dass du das so und nicht anders auswendig lernst. Es darf kein Wort unrecht sein und alles muss stimmen. Wahrscheinlich wird nie ein Mensch auch nur ein Komma dieser Geschichte wissen wollen, aber wir müssen für jeden Fall gewappnet sein. So also, Jungfer, wurdest du gefangen gesetzt und der Hexerei angeklagt nur aus dem Grunde, dass du verkleidet aufgefunden wurdest. Man ließ dich foltern?«
    »Der Zentgraf jagte mir eine Heidenangst ein, zeigte mir die Foltergeräte, fesselte mich grausam und ließ mich peitschen. Sie zwickten und stießen mich. Ich wurde bewusstlos geschlagen.«
    »Augenscheinlich lebst du noch. Gestandest du Zauberei?«
    »Bei der Liebe des Herrn Jesu Christ, ich bin keine Hexe und gestand es auch nie.«
    »Man ließ dich trotzdessen nicht frei. Hm. Und wie kam der Zentgraf auf die Idee, dich den Schrank öffnen zu lassen?«
    »Ich sagte ihm alles, was ich je im Leben an Sünden beging, und auch, dass ich dieses Handwerk beherrsche. Wenn man so furchterfüllt ist, sucht man jede Erinnerung heraus, um sich nützlich zu erweisen.«
    »So, so, der Vater ein Truhenmacher, bekannt für seine raffinierten Schlösser, der jemanden mit geschickten Fingern braucht, um seine Produkte zu testen. Frauen verrichten manchmal die erstaunlichsten Handarbeiten. Nun, das passt. Du halfst deinem halbblinden Vater, einem Schlossmechaniker, in einer Manufaktur Schlösser für Tresore zu montieren. Darum erkennst du sofort die Funktionsweise eines jeden Schlosses und kannst es öffnen. Geht das so?«
    Luzia sah seinem Gesicht genau an, dass er ihr kein Wort glaubte, aber das Spiel mitmachte. Sie nickte. »Wenn mich jemand auf die Probe stellt, das kann ich.«
    »Also bekam Zentgraf Noß heraus, dass du blitzschnell ein Schloss knacken kannst. Er brachte dich hierher, in dieses Zimmer, und schickte Jungfer Magdalene Wegener hinaus, um mit dir allein zu sein. Er befahl, dass sie persönlich Bier holte. Das gibt es in der Wirtschaft am Markt. Für seine Besorgung brauchte sie gewisslich eine Viertelstunde. Du öffnetest den Tresor, nahmst den Taufschein heraus, richtetest alles wie vorher und verstecktest den Taufschein. Warum nahm er ihn nicht an sich?«
    »Ich reichte ihm die Mappe, aber er wollte sie nicht anfassen. Ich sollte sie einstecken. Gleich darauf kam Magdalene mit dem Bier.«
    »So. Er wollte also seine Hände in Unschuld waschen, berührte die Papiere nicht einmal. Was passierte damit?«
    »Ich hatte Gelegenheit, sie mir während des Gesprächs mit Jungfer Magdalene unter dem Tisch anzusehen und in zwei Teile zu teilen. Auf der Treppe stolperte ich, wodurch er abgelenkt war. Mir gelang es, die eine Hälfte des Stapels, nämlich den Taufschein, hinter die Holzverkleidung zu stecken.«
    »Dann brachte er dich zur Kapelle zurück.«
    Luzia schloss die Augen und konnte fast noch den feinen Sprühnebel des schnellen Gewässers zu ihren Füßen fühlen, das laute Rauschen. Und die barsche Stimme, die sie bedrohte. Schnell sah sie wieder den Advokaten an.
    »Auf dem Weg dorthin, auf einer Brücke, befahl er mir, die Papiere zu zerreißen und in den Bach zu werfen. Das tat ich mit dem Pappendeckel und einigen Möbelrechnungen.«
    »Also reichte ihm das. Er schrieb eine Anklage und behauptete, Jungfer Magdalene hätte die Urkunde dem Teufel verkauft, um Hexenkräfte zu erlangen. Sehr schön. Daraus kann ich etwas machen. Wie gelang dir die Flucht, Jungfer

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