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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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hatte sich wieder erhoben und zerrte an ihrem Rock. »Wo ich doch nur in Wolle und Flachs stecke, billiges Zeug, das die Farben nicht so annimmt wie Seide und Barchant. Schon das zarte Rot Eures Gewandes, die mit Blüten bestickte Schleppe und vor allem diese raffinierten Ärmel – einfache Färber und Schneider, die unsereins sich leisten kann, würden so etwas niemals im Leben hinbekommen.«
    »Ein Geschenk des Herzogs«, erwiderte Katharina. »Eines von vielen, zu denen auch diese prachtvollen Perlen und das Kreuz gehören. Seit er weiß, dass ich sein Kind trage, überhäuft er mich geradezu mit Liebesgaben.«
    Die Hofdamen ließen ihre Stickrahmen sinken und begannen zu kichern. Alma von Spiess, die ein Stück entfernt auf einem Sessel saß, verzog grimmig das Gesicht.
    »Da habt Ihr freilich großes Glück«, sagte Hella. »Denn nicht alle Männer reagieren so, wenn sie von der Schwangerschaft ihrer Frau erfahren. Allerdings geht es ja in diesem Fall um einen fürstlichen Stammhalter, der einmal die Regierung des Landes übernehmen soll. Das macht natürlich einen großen Unterschied.«
    Der Blick der Herzogin wurde schärfer. »Soll das etwa heißen, dass du auch …«
    »Es könnte ein Christkindlein werden«, sagte Hella. »Falls ich mich nicht verrechnet habe.«
    »Und dein Mann, der Münzschreiber Scheuber, freut sich nicht darüber? Das kann ich gar nicht glauben!«
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte Hella. »Manchmal scheint es mir fast, als würde mein Andres mich am liebsten regelrecht auffressen, damit er mich bloß mit keinem anderen teilen muss.«
    Die Hofmeisterin begann zu hüsteln, als ob sie sich verschluckt hätte. Eine ganze Weile ging das so, bis sie sich endlich wieder beruhigt hatte.
    »Dann sind wir jetzt beide guter Hoffnung, wie schön!« Katharina sprang auf und klatschte vor Freude in die Hände. »Ein weiterer Grund, dich künftig noch öfter in meiner Nähe zu haben. Weißt du eigentlich, dass es dein grünes Kleid war, das mir die Idee zu diesem Gewand gegeben hat?«
    »Ihr scherzt. Das war doch nur ein uraltes Ding mit ein paar Schlitzen.«
    »Das an dir wunderbar ausgesehen hat. Und die Art, wie du dein Haar trägst …« Beinahe scheu berührte sie Hellas dicke, glänzende Flechten. »Die anderen Frauen wirken wie Bäuerinnen dagegen. So raffiniert geflochten wie bei dir hab ich es bislang noch nirgendwo gesehen.«
    »Das ist kinderleicht«, rief Hella. »Wollt Ihr es denn auch so haben? Dann sorge ich im Nu dafür.«
    »Die Toilette der Herzogin ist ausschließlich Sache ihrer Zofe«, sagte die Spiessin säuerlich. Auf ihrem fahlen Dekolleté, das das taubenblaue Kleid großzügig zur Schau stellte, brannten rote Flecken. »Da kann nicht einfach irgendjemand daherkommen und …«
    »Ach bitte, ja!«, schnitt die Herzogin ihr ungerührt das Wort ab. »Am besten gleich auf der Stelle. Babette, lauf in mein Gemach und hole Bürste, Nadeln und einen Spiegel! Und du, Lise, sag Niklas Bescheid, damit er uns währenddessen mit seinen frechen Liedern ein wenig unterhält.«
    »Wo soll ich den Spielmann denn finden?«, maulte die Hofdame. »Muss ich seinetwegen jetzt die ganze Hofburg durchsuchen?«
    »Fang am besten bei Lena in der Küche an!«, sagte die Herzogin. »Ich glaube, dort hält er sich am liebsten auf.«
    Binnen Kurzem hatte Babette das Gewünschte gebracht, und auch Niklas war erschienen, den Lise allerdings nicht aus der Küche geholt, sondern im Stall entdeckt hatte, wo er im Heu eingeschlafen war. Hella hatte die aufgesteckten Haare der Herzogin gelöst und bürstete sie nun voller Hingabe. Katharina hielt die Augen halb geschlossen und schien die ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen in vollen Zügen zu genießen. Sogar Fee spürte offenbar die ungewohnt friedliche Stimmung. Der weiße Spitz lag zu Füßen der Herzogin und schnarchte.
    »Mit deiner Goldpracht können meine Haare natürlich nicht mithalten«, murmelte diese selbstvergessen. »Aber wenn du sie einigermaßen hübsch arrangierst …«
    »Was redet Ihr da, Hoheit!«, rief Hella. »Euer Haar ist doch ein Farbenmeer aus Blond und Kupfer und Rot. Wie die zarte Morgenröte, nachdem die Nacht sie geküsst hat …«
    »Will sie vielleicht ab jetzt meinen Part übernehmen?« Niklas klang spöttisch. »Solch herrliche Poesie bekomme ja nicht einmal ich auf Anhieb hin.«
    »Erspar uns deine Weisheiten und spiel lieber!«, befahl die Herzogin. »Am besten etwas Neues, nicht wieder die Lieder, die wir alle schon

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