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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Glühwürmchen leuchteten im Dunkeln, ab und an drang ein leiser Seufzer zu ihnen.
    Wie selbstverständlich waren sie schließlich im Gras gelandet. Lena spürte Niklas Lippen auf ihrem Hals, ihren Brüsten. Seine Hände schienen sich in selbstständige Lebewesen verwandelt zu haben, waren überall und nirgendwo zugleich, und sie war so mit Küssen und Spüren beschäftigt, dass ihr gar nicht auffiel, wie er zielstrebig ihren Rock immer weiter nach oben schob.
    Jetzt teilten die Hände des Spielsmanns ihre Scham und begannen den verführerischsten Tanz, den sie jemals erlebt hatte. Lena drängte sich diesen kosenden Fingern entgegen, begann zu zirpen und zu stöhnen, während Wellen der Lust in ihr aufstiegen und sie immer höher trieben.
    Irgendwann, viel zu früh, hörte Niklas damit auf, nahm ihre Hand und führte sie an seinen Hosenlatz. Er musste sich entblößt haben, nicht einmal das hatte sie in ihrer Seligkeit bemerkt, denn sie spürte sein Geschlecht, fest, heiß und überraschend seidig, ganz anders, als sie es sich nach den geflüsterten Andeutungen der anderen Mädchen und Frauen immer vorgestellt hatte. Aber durfte sie ihn dort überhaupt berühren?
    Niklas schien ihr Zögern falsch verstanden zu haben. Anstatt ihr mehr Zeit zu lassen, rollte er sich nun auf sie und drängte ungeduldig zwischen ihre Schenkel. Es war überraschend für Lena, zunächst aber nicht unangenehm, bis er offenbar tiefer gelangte.
    Ein scharfer, spitzer Schmerz, der sie jäh ernüchterte.
    Macht sie mir heute nicht zur Hur ... Johannes’ Stimme, so klar und deutlich, als stünde er direkt neben ihr. Jegliche Lust war mit einem Mal verflogen.
    »Ich will nicht mehr!«, rief Lena. »Hör auf, Niklas! Du tust mir weh.«
    »Das geht gleich vorbei«, murmelte er in einem fremden, rauen Tonfall, den sie noch nie zuvor von ihm vernommen hatte. »Und dann wird es sehr, sehr schön, Lena, auch für dich, das verspreche ich dir…«
    »Lass mich los!« Mit beiden Fäusten trommelte sie auf seinen Rücken, was seine Begierde freilich nur noch weiter zu steigern schien. »Du sollst mich sofort loslassen!«
    Als nichts helfen wollte, kniff sie die Beine zusammen und biss ihn gleichzeitig kräftig in die Lippen.
    Er schoss hoch, hielt sich schmerzverzerrt den Mund.
    »Bist du jetzt vollkommen verrückt geworden?«, schrie er. »Dich erst aufzuführen wie eine läufige Hündin, die einem die Säfte steigen lässt, und dann wie eine Wölfin einfach hinterlistig zuzuschnappen …«
    Lena sprang auf, gab Niklas einen Stoß, der ihn taumeln ließ, weil er nicht damit gerechnet hatte, und rannte einfach los. Vorbei an Dietz, der einen Humpen in der Hand hielt und ihr betrunken nachstarrte, ließ sie das Feuer hinter sich, den Hügel und alles Wunderbare und Schreckliche, das diese Rotnacht ihr bislang gebracht hatte.

     
    Sie hockte am Ufer der Sill, die Knie angezogen, ein kleines, unglückliches Bündel Mensch, als sie plötzlich eine warme Hand auf dem Rücken spürte. Lena fuhr auf und schaute in Wilbeths breites, bräunliches Gesicht.
    »Was machst du denn hier, Mädchen?«, fragte sie. »Mutterseelenallein – in dieser Nacht?«
    Lenas Tränen begannen zu fließen, bevor sie noch antworten konnte.
    »Ich war mit Niklas beim Rotfeuer auf dem Sonnenburger Hügel«, sagte sie schluchzend. »Wir haben getanzt und gelacht, und plötzlich wollte er …« Jetzt war Reden nicht mehr möglich.
    Wilbeth zog sie an sich. »Und ich hab Johanniskraut gesammelt«, sagte sie. »Niemals ist es wirkungsvoller, als wenn man es in dieser Nacht schneidet. Das sind die Freuden des Alters, Lena, wenn die der Jugend längst verflogen sind.«
    »Aber er hat mich nicht... falls du das glaubst«, brachte Lena hervor. »Ich bin zuvor weggelaufen.«
    »Weil du ein kluges Mädchen bist«, sagte Wilbeth sanft. »Und jetzt kommst du erst einmal mit mir.«
    »Wohin gehst du denn?«, fragte Lena.
    »Das wirst du gleich sehen.«
    Das Wasser der Sill rauschte, als sie tiefer in die Schlucht gelangten, und endlich kam das Schieferdach der kleinen Kapelle in Sicht.
    »Hier war ich schon einmal«, sagte Lena leise, als sie spürte, wie die Erinnerung langsam zurückkehrte. »Aber es liegt lange zurück. Damals war ich noch klein.«
    »Die drei Ewigen warten auf uns, egal, wie alt wir sind«, bekam sie als Antwort. »Sie sind die, die immer waren, die, die stets sein werden.«
    Gemeinsam betraten sie den Innenraum, und Wilbeth führte sie vor die drei hölzernen Statuen.
    »Sie

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