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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Mann und kann über unser Leben bestimmen.«
    Hella streckte sich wie eine Katze. »Aber was hättest du schon davon?«, sagte sie und behielt damit wie so oft das letzte Wort.
    Andres ritt nachdenklich zurück nach Hall, und nicht minder nachdenklich blieb Hella zurück. Bisher war ihr alles wie ein Spiel erschienen, ein köstliches, buntes Abenteuer, in das sie sich kopfüber und ohne langes Grübeln gestürzt hatte. Doch seit sie das neue Leben in sich spürte, hatten die Dinge sich verändert. Jetzt kam sie sich plötzlich vor wie schwankendes Schilf ohne Richtung, ohne Halt. Wie sollte sie in wenigen Monaten für ein Kind sorgen, nachdem sie sich doch selbst so hilflos wie ein Kind fühlte?
    Als das Klopfen an der Tür ertönte, blieb sie zunächst sitzen und versuchte es zu ignorieren. Sie wollte jetzt niemanden sehen – keine Wilbeth mit ihren immer neuen Vorhaltungen und auch keinen Niklas mit seinen heißen Umarmungen. Doch wer immer auch es sein mochte, der da abends Einlass begehrte, er ließ sich nicht abweisen, klopfte und polterte, sodass Hella schon befürchtete, die Nachbarn könnten aufmerksam werden.
    Seufzend stand sie auf und ging zur Tür.
    »Wer …« Das Wort blieb ihr im Hals stecken, als Leopold von Spiess vor ihr stand.
    »Lass mich hinein, nur einen kleinen Augenblick!«
    »Hast du mich neulich nicht verstanden?«, entgegnete sie scharf. »Dann tut es mir leid.«
    »Hella, bitte! Ich bin ganz krank vor Sehnsucht nach dir.«
    In der Tat sah er mitleiderregend aus, die Haut fahl, die Augen übergroß. Er schien ihr dicker geworden zu sein seit dem letzten Mal; die Schecke spannte über dem geblähten Bauch. Dazu kam sein brodelndes Atmen, als ob er gerade zu schnell gerannt wäre.
    »Einen kleinen Augenblick, nicht länger«, sagte sie und ließ ihn vorbei.
    »Wo nur soll ich beginnen?« Seine Stimme zitterte. »Ich hab einen großen Fehler gemacht, neulich, als ich so hässlich zu dir war. Du bist die Sonne meines Lebens, Hella, ohne dich ist alles kalt und grau. Das weiß ich jetzt.«
    »Und was meint die Hofmeisterin dazu?«, entgegnete sie kühl.
    »Alma? Sie ist großzügiger, als ich dachte. Sie weiß von uns, sogar schon eine ganze Weile, aber sie hat mir nicht einmal richtig die Leviten gelesen. Doch lass mich lieber von uns reden: Ich kann ohne dich nicht leben, Hella. Bitte, komm zu mir zurück!«
    »Wie sollte das gehen? Wir sind beide verheiratet, und ich bin noch dazu schwanger. Hast du mir nicht erst jüngst überzeugend aufgezeigt, dass es für uns niemals eine gemeinsame Zukunft geben kann?«
    »Aber es müssen sich doch Mittel und Wege finden lassen«, stieß er hervor, bleich wie Weizenmehl. »Fürs Erste könnten wir vielleicht alles so belassen wie bisher, das war doch wunderschön, meine Hella …«
    Er war so jämmerlich, dass ihre Abneigung jäh wuchs. »Ich fürchte, dazu ist es zu spät, mein Leopold«, sagte sie. »Denn leider bist du nicht mehr der einzige Höfling, der den nächtlichen Weg in dieses bescheidene Haus gefunden hat. Niklas, der Bastard des Herzogs, hat offenbar großen Gefallen an mir gefunden.«
    »Niklas?« Leopolds Lippen hatten sich bläulich gefärbt. »Du scherzt, Hella!«
    »Und wie ich seine Umarmungen genossen habe, so jung und stark und schön, wie Niklas ist. Und äußerst großzügig noch dazu – warte!« Er hörte sie im Nebenzimmer hantieren, dann kam sie in die Stube zurück. »Schau nur, das hat er mir geschenkt! Sieht es nicht aus, als könnte es einer Königin gehören? Soll ich es einmal für dich anlegen, Leopold?«
    Wie benommen starrte er auf das goldene Gespinst mit den schimmernden Perlen, das sie sich nun geschickt übers Haar streifte.
    »Gefalle ich dir?« Mit schwingenden Hüften tänzelte sie vor ihm hin und her. »Für Niklas allerdings hab ich es nackt getragen, musst du wissen.«
    Leopold begann zu röcheln, griff in seine Schecke und zog ein blaues Fläschchen heraus. Er setzte es an und trank. Der Inhalt war offenbar so bitter, dass ihn Schauer überliefen und er für einen Moment irritiert schien.
    »Du bringst mich um, Hella!«, flüsterte er und verschloss das Fläschchen wieder. »Ah, wie es in mir brennt! Das sind gewiss die ewigen Feuer der Hölle. Ich verdurste! Kann ich einen Becher Wasser bekommen?«
    »Dein kleiner Augenblick ist längst vorüber«, sagte sie, brachte ihm aber dennoch das Wasser, weil er so elend wirkte. »Und nun solltest du gehen, Leopold. Für immer.«
    »Aber ich kann nicht.« Er

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