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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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verführt hat«, schrie sie. »Du warst die Schlange, die ihm Schlimmes zugefügt hat. Büßen wirst du mir dafür, das schwöre ich dir!«
    Hella wischte sich mit dem Handrücken ab, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Verzweiflung stieg in ihr auf. Sie war in die Falle geraten. Viel schneller, als sie es für möglich gehalten hätte.
    »Wir nehmen sie mit in die Hofburg«, sagte die Spiessin. »Dort soll sie dem Herzog persönlich ihre frechen Lügen ins Gesicht sagen. Es ist Sache des Herzogs, zu entscheiden, was weiterhin mit ihr geschehen soll. Bindet sie!«
    »Aber das dürft Ihr nicht!«, rief Hella, während die Männer ihr die Arme grob auf den Rücken zerrten. »Ich bin doch unschuldig! Das hier ist mein Haus, und Ihr müsst …«
    »Dann schau dich lieber noch einmal genau um, Scheuberin!« Die Stimme der Hofmeisterin war schneidend. »Denn lebend wirst du hierher mit Sicherheit nicht mehr zurückkehren!«

     
    Das war die Stelle, wo sie ihren Hexensabbat feierten!
    Sie hatten sich bemüht, alle Spuren zu verwischen, Kramer jedoch ließ sich keinen Augenblick täuschen. Das Gras wuchs niedriger, und das oftmals entzündete Feuer hatte einen regelrechten Ring in das Grün gebrannt. Er schloss die Augen, weil die Luft auf einmal zu flimmern schien, und hatte mit einem Mal den beißenden Geruch der Flammen in der Nase.
    Er sah, wie sie sich an den Händen fassten und einen Kreis bildeten, wie sie lachten und schrien, wie sie Gott verhöhnten und all diejenigen, die seine gläubigen Kinder waren. Hier tanzten sie, dass die Brüste flogen. Hier rissen sie sich die Kleider vom Leib, um ihre unaussprechlichen Sünden zu begehen. Hier spreizten sie in Wollust die Beine und entblößten jenes Tor zur Hölle, das auch ihm nur Kummer und Verderbnis gebracht hatte. Hier reckten sie in verbotener Geilheit ihre Ärsche dem teuflischen Horn entgegen, um mit dem Fürsten der Finsternis jenen furchtbaren Pakt zu erneuern, der sie für immer ihrer unsterblichen Seelen beraubte.
    Ein Feuerstoß schoss Kramer in die Lenden und bescherte ihm eine so gewaltige Erektion, dass seine Kutte sich wölbte. Er wandte sich ab, beschämt, erniedrigt.
    Er musste sie brennen sehen – alle – je früher desto besser. Erst dann würde er endlich Ruhe finden und jenes Leben in Keuschheit und Kontemplation wieder aufnehmen können, das ihm Frieden und Sicherheit geschenkt hatte.
    Langsam ging er zur Kapelle zurück, vor der Dietz Geyer mit seiner Schubkarre wartete. Der Gastwirt hielt den Kopf gesenkt und wagte nicht, Kramer anzusprechen, weil der Pater ihn zuvor wütend angeherrscht hatte, um seiner Klage über die schwere Last ein Ende zu bereiten: »Die paar Bretter bringen dich schon zum Winseln? Schämen solltest du dich, mein Sohn! Denk an Jesus Christ, unseren Herrn, der das schwere Kreuz für uns getragen hat!«
    Nun betrachtete Kramer mit leisem Grauen die schieferfarbene Kapelle. »Hierher kommen sie, nachdem sie den Satan erkannt haben?«, fragte er.
    Dietz nickte.
    »Manchmal wohl auch zuvor. Es sollen viele sein, die sich noch immer hierherschleichen – so sagt man wenigstens.«
    »Du selbst warst noch nie da drinnen?«
    Energisches Kopfschütteln, obwohl es eine Lüge war. Die Mutter hatte Purgl und ihn einmal mit hergenommen, als sie beide noch Kinder gewesen waren. Und Dietz erinnerte sich genau an die vielen, hellen Lichter und an die feierliche Stille, die ihm wie ein warmes Tuch erschienen war, in das man sich kuscheln konnte.
    »Dann warte hier, bis ich zurück bin!«
    Kramer atmete tief aus und öffnete die Tür. Im Vorbeigehen sah er das Wandbild des Christopherus, dessen große Zehe inzwischen abgeschabt war. Verächtlich verzog er die Lippen. Von diesem widerlichen Aberglauben hatten ihm bereits einige Denunzianten berichtet. Am besten, man kalkt die ganze Wand frisch, um diesem Spuk ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.
    Jetzt erst fiel ihm auf, wie hell es im Inneren war, obwohl die schmalen Fenster kaum Licht einließen. Kerzen brannten zu Füßen der drei Holzfiguren, viel zu viele für seinen Geschmack. Er beugte sein Knie vor der Muttergottes mit dem Kind, die ernst auf ihn herabsah.
    »Du bist die Einzige, der mein Herz gehört«, betete er leise. »In Deinem Namen werde ich gründlich mit allem aufräumen, was Deine Herrlichkeit beleidigt. In Ewigkeit, Amen.«
    Jetzt fühlte er sich stark genug, um den Bildnissen zu begegnen. Wer auch immer sie geschaffen hatte, hatte sich angestrengt, sie wie

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