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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sich um niemand anderen als einen stattlichen schwarzen Kater, der soeben mit einem leisen Plopp auf dem Fußboden gelandet war: Pippo, der den Juristen in Sebis Bett vorgefunden und sich friedlich zu ihm gelegt hatte, damit er nicht länger allein war.

     
    Das Bündel Leben in seiner großen Hand hatte ein schwarzes Fell, glänzende Augen und stieß ein hohes Fiepen aus.
    »Was bringt Ihr mir da, van Halen?« Die Herzogin wagte kaum noch zu atmen.
    »Einen kleinen Teckel, Euer Hoheit, vermutlich keine acht Wochen alt. Sieht aus, als wäre seine Mutter im Fuchsbau geblieben. Er braucht also jemanden, der sich seiner annimmt, damit er groß und stark wird.« Der Medicus lugte auf ihr cremefarbenes, spitzenbesetztes Kleid und schien plötzlich zu zögern. »Ich darf doch?«, fügte er hinzu und setzte das Tier auf Katharinas Schoß, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Ihre Hände begannen sofort, den Welpen zu kosen; sein Fiepen verstummte, dafür streckte er seine winzige rote Zunge heraus und begann die Herzogin abzulecken.
    »Er ist ja rabenschwarz!«, rief sie entzückt. »Und seht doch nur, diese kleinen weichen Schlappohren! Ich wollte nie wieder im Leben einen Hund, weil meine Fee doch …« Ihre Stimme klang plötzlich erstickt. »Sie war doch alles, was mich noch mit zu Hause verbunden hat«, fuhr sie fort. »Wo meine Angehörigen endlose Wochen vergehen lassen, bevor sie meine Briefe beantworten, beinahe, als hätten sie mich bereits halb vergessen.«
    »Warum nehmt Ihr den kleinen Dachshund nicht als Zeichen für einen glücklichen Neubeginn in Eurer wahren Heimat Tirol, Hoheit?«, schlug von Halen vor. »Mit ihm kann alles noch einmal ganz von vorn beginnen: Fee war weiß, er ist schwarz, sie war eine Hündin, er ist ein kleiner Rüde – aber lieben wird er Euch mindestens so, das lässt sich ja schon jetzt deutlich sehen.«
    Der Welpe hatte sich auf der Seide zu einer winzigen Brezel eingekringelt und schien eingeschlafen zu sein.
    Katharina beäugte ihn liebevoll. »Dann braucht er auch einen Namen«, sagte sie, »damit er lernt, mir zu gehorchen, auch wenn ich gehört habe, dass Teckel das nicht besonders gern tun.« Ihre Hände umschlossen das Tierchen behutsam. »Ich denke, ich werde ihn Leo nennen«, sagte sie. »Ja, du sollst Leo heißen!«
    »Ein Löwe?« Das Lachen des Medicus war dröhnend und ansteckend. »Etwas Passenderes hätte Euch wahrlich nicht einfallen können!«
    Er wurde wieder ernst, während sich die Herzogin noch immer beglückt mit dem Welpen beschäftigte.
    »Leo ist nicht der einzige Grund, weshalb ich Euch aufgesucht habe, Euer Hoheit. Es gibt da etwas Wichtiges, das wir besprechen müssen.«
    »Falls Ihr mich wieder nach meinen Blutungen ausfragen wollt«, sagte Katharina verlegen, »so muss ich Euch mitteilen, dass leider noch immer keine Stockung eingetreten ist. Ich trinke brav und regelmäßig die bitteren Tinkturen, die Ihr mir empfohlen habt, ich halte mich häufig an der frischen Luft auf, ich verlasse die Kutsche und gehe ein gutes Stück zu Fuß, ich verbleibe im Bett, nachdem der Herzog mir beigelegen …« Sie hielt inne. »Ihr wisst schon, was ich damit sagen will.«
    »Das, Euer Hoheit, ist alles sehr, sehr wichtig, doch heute ausnahmsweise nicht mein Anliegen. Ich weiß, dass es Euch schmerzen wird, und dennoch muss ich noch einmal auf die näheren Umstände von Fees traurigem Ableben zurückkommen.«
    Ihr Mund verzog sich leicht, doch sie schien sehr beherrscht. »Was ist es, das Euch im Kopf herumgeht?«, fragte sie.
    »Die kleine Hündin ist ja nicht sofort gestorben, nachdem sie die Schälchen ausgeleckt hat. Zuerst schien alles wie immer, plötzlich aber fing sie an zu jaulen und zu zittern, und dann ist ihr jenes zweifache Malheur passiert.«
    »Sie musste kotzen, das hatte ich schon öfters bei ihr erlebt, doch nie zuvor so schlimm. Und kurz darauf dieser schreckliche blutige Durchfall«, sagte Katharina. »Was niemals zuvor geschehen ist. Fee war absolut stubenrein seit dem Tag, an dem ich sie bekommen habe. Kein einziges Mal hat sie ein Zimmer beschmutzt.«
    »In diesem Fall war sie offenbar schon zu schwach, um zu bellen und anzuzeigen, dass sie rausmusste«, sagte van Halen. »Ihre Krämpfe, dieser blutige Durchfall – beides hat mich auf eine Idee gebracht. Mittlerweile bin ich fast überzeugt, dass das Gift, an dem sie gestorben ist, Colchizin war.«
    Hätte er die kleine Hündin obduziert, seine Analyse wäre gewiss noch eindeutiger ausgefallen. Doch

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