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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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eisernen Spießen drehten sich hier Lämmer und Spanferkel, die man üppig gefüllt und mit Kräutern mariniert hatte.
    Der fehlende Schlaf machte Lena dünnhäutiger als sonst, und der Rücken tat ihr noch weh von der harten Pritsche, auf der sie sich lange nach Mitternacht wie eine schläfrige Katze zusammengerollt hatte. Trotzdem fühlte sie sich wach und äußerst lebendig. Ihre Haut prickelte, und allmählich bekam sie richtigen Hunger.
    Schon im ersten Morgengrauen hatte Lena eine gewaltige Portion Nonnenpfürze aus Eiern, Mehl, Honig und Mandeln in schwimmendem Schmalz herausgebacken, die inzwischen auf eigens dafür vorgesehenen Holzgestellen abgetropft waren. Die erste aller noch folgenden Köstlichkeiten, die Bibiana damals im »Goldenen Engel« für Lena zubereitet hatte, nachdem sie in einer stürmischen Frühlingsnacht tropfnass mit ihrem Bündel bei ihnen aufgekreuzt war. Für die Hochzeitstafel des Herzogs würden die Nonnenpfürze später mit warmer Weincreme serviert werden. Ihr selbst genügte es für den Moment, in einen zu beißen und die sanfte Süße, die sich langsam entfaltete, genussvoll im Mund zu spüren.
    Fröhliche Kinderstimmen holten sie in die Gegenwart zurück.
    Zu ihrer Überraschung kam Niklas näher, der ein Grüppchen Buben vor sich her trieb. Alle waren frisch gekämmt, steckten in grünen Kitteln mit weißen Krägen und roten Beinlingen mit goldenen Glöckchen. Ihre Schnabelschuhe waren so blank gewienert, dass man sich darin spiegeln konnte. Seltsamerweise kamen die Gesichter Lena irgendwie bekannt vor, obwohl sie nicht hätte sagen können, warum.
    »Wen bringst du mir denn da?«, fragte sie lachend. »Lauter kleine Naschmäuler?«
    »Arme Buben, denen der Herzog gütigerweise ein neues Zuhause schenkt«, sagte Niklas. »Sie wollen dir unbedingt ein Ständchen bringen, damit du auch etwas von der Hochzeitsfeier hast, während du für uns hier unten schuften musst.«
    Noch bevor sie einen Einwand erheben konnte, hatten die Kinder zu singen begonnen:
    Zart Mägdelein, stets um dich sein -
    Wüsst ich auf Erd nicht größre Freud.
    Auch wünschen wollt: Oh sei mir hold
    Wie dir je, du Augenweid, die du es weißt.
    Der dich umkreist, sieh seine Pein,
    Juhu schwarz Mädlein, sei doch endlich mein …
    Die Buben verstanden ihre Kunst, das musste Lena zugeben, denn die hellen Stimmen waren klar und rein. Aber was sie sangen! Hatte Niklas das alles nur zusammengereimt, um sie noch mehr in Verlegenheit zu bringen?
    Jetzt kamen auch die anderen aus der Küche herbei und umkreisten sie neugierig. Einzelne Köche und Küchenjungen begannen zu tuscheln, andere kicherten. Welch peinliches Spießrutenlaufen würde sie wohl später erwarten? Viele der Heranwachsenden lauerten ja nur darauf, derbe Witze zu machen. Die Kinder, offenbar angeregt durch so zahlreiches Publikum, hoben bereits zur zweiten Strophe an.
    »Wenn dies geschah, wie spräch ich da …«
    »Hier unten wird gefälligst gekocht und nicht gesungen!« Meister Matthias’ Stimme unterbrach das sehnsuchtsvolle Lied. »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Oder ist deine Hechtsuppe schon fertig, Lena?«
    »Beinahe.« Sie presste die Lippen fest aufeinander und begann eifrig zu rühren. Die mit reichlich Eigelb verquirlte Sahne band die Flüssigkeit. Der Duft, der aus den beiden Töpfen aufstieg, war vielversprechend. Es roch genauso wie bei Bibiana: ein gutes Zeichen.
    Die Singbuben schauten Lena neugierig zu. Niklas stand so entspannt dabei, als sei die Küche sein Zuhause.
    »Lediglich Petersilie fehlt noch«, sagte Lena, an Matthias Rainer gewandt. »Habt Ihr vielleicht irgendwo einen Vorrat davon?«
    »Im Keller. Aber beeil dich gefälligst! Ich brauche dich gleich für das Anrichten. Das Turnier scheint wohl vorbei zu sein. Jetzt wollen sie sicherlich gleich essen.«
    »Im Keller?«, wiederholte Lena ungläubig. »Und wo da genau?«
    »Ich kann es dir zeigen«, sagte Niklas und scheuchte die Kinder hinaus. »Es gibt keinen einzigen Winkel in dieser Hofburg, den ich nicht kenne.«
    Lena schlüpfte aus der Küche. Natürlich hatte sie insgeheim gehofft, dass er sie begleiten würde, um ihr von den Feierlichkeiten zu berichten. Doch war sie froh, ihm vorerst den Rücken zuwenden zu können.
    »Also, was willst du wissen?« Sie waren kaum draußen, schon blieb Niklas stehen und hielt ihre Handgelenke fest, damit sie ihn ansehen musste. Wenn Els das wüsste! Ein Spielmann gehörte sicherlich nicht zu den Anwärtern, die sie sich

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