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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sie. »Und wenn ihr mich hier unten in aller Ruhe arbeiten lassen würdet, anstatt mich wieder nach oben an die Tafel zu hetzen, wo ich nur fehl am Platz bin, könnte ich womöglich noch dieses oder jenes weitere Unglück abwenden.«

     
    Das kleine Gemach im Frauenzimmer kannte Alma noch aus den guten Zeiten, in denen es dem Herzog wie einem übermütigen Kind gefallen hatte, mit ihr Verstecken zu spielen. Was war es für ein Spaß gewesen, durch die langen Gänge der Hofburg zu laufen und sich in einem der zahlreichen Räume zu verbergen, in der köstlichen Gewissheit, dass er ihr schon bald folgen und seinen ausgiebigen Liebestribut fordern würde!
    Auf diesem Ruhebett mit dem einfachen Überwurf hatte er sie mehr als einmal in der Hitze des Spiels genommen, in jenem jungenhaften Übereifer, den Sigmund an den Tag legen konnte, wenn ihm etwas besonders zusagte. Dann war keine Rede mehr von Podagra oder Gliederreißen, dann verschwanden die Sorgen des Landes, die sonst auf ihm lasteten, und es gab nur noch Lust und Erfüllung. Genüsse, die Alma bitterlich vermisste, denn seit sie vom Herzog verstoßen worden war, hatte sie keinen zufriedenstellenden Liebhaber mehr gehabt.
    Leopold, ihr Gatte, war ein rechter Stümper, was diesen Bereich anging, ein Mann, der plump, ja fast schon hilflos vorging, einfallslos war und es in all den Ehejahren nicht geschafft hatte, wenigstens etwas an Raffinesse zuzulegen. Wie sie sein kraftloses Keuchen hasste, jenes hohe Wimmern, zu dem sein schwaches Herz ihn zwang, wenn er sich zu sehr aufregte. Allerdings hatte sie den Verdacht, er mime lediglich zu Hause den Kranken, während er sich anderenorts offenbar sehr viel munterer gab. Man hätte schon blind sein müssen, um nicht mitzubekommen, wie er dieses Servierweib mit dem goldenen Zopf und den aufreizend geschlitzten Ärmeln geradezu mit Blicken verschlang.
    Alma fächelte sich Kühlung zu.
    Wie konnte die Frau es wagen, derart angezogen bei der fürstlichen Hochzeit zu erscheinen und damit alle Damen des Hofes in den Schatten zu stellen! Herauszubekommen, wer diese impertinente Dirne war, dürfte nicht weiter schwierig sein. Für den Augenblick allerdings war ihre Anwesenheit gar nicht ungünstig, denn damit hatte Alma Leopold gegenüber wenigstens freie Hand. Und die brauchte sie, denn all ihre Energien durften vorerst einzig und allein nur dem einen dienen: die junge Herzogin so schnell wie möglich außer Gefecht zu setzen.
    Jetzt wurde Almas innere Unruhe so drängend, dass sie nicht länger sitzen bleiben konnte, sondern unruhig auf und ab ging. Als Erstes musste die Kleine von ihren giggelnden Gefährtinnen aus Sachsen isoliert werden, allein das würde sie bereits um einiges gefügiger machen. Und wenn erst einmal ihr gestrenger Vater wieder abgereist war, würde quälendes Heimweh Katharina sicherlich endgültig zu Wachs in den Händen ihrer Hofmeisterin werden lassen.
    Dass ausgerechnet dieser Pummel Sigmunds Geschmack traf, war wohl nicht zu befürchten, obwohl Alma durchaus bekannt war, dass er eine Schwäche für Jungfrauen besaß. Dazu zählten aber vor allem einfache, blutjunge Mädchen, seine Landestöchter, die fast noch Kinder waren und deren blanke Unschuld ihn bisweilen bis zur Raserei treiben konnte. Eine Fürstentochter jedoch, verzogen und anspruchsvoll, wie sich Katharina bereits erwiesen hatte, gehörte sicherlich nicht dazu. Er würde sie einfach nur schwängern, und spätestens dann …
    Alma stockte in ihren Überlegungen.
    Aber genau das durfte ja auf keinen Fall passieren! Dieses sächsische Gör sollte niemals ein Kind vom Herzog erwarten. Vor dem inneren Auge der Spiessin tauchte wie von Zauberhand ein breites bräunliches Gesicht mit weißem Haarkranz auf. Offenbar waren sie beide noch lange nicht miteinander fertig, wenngleich Alma das bevorzugt hätte. Doch wenn es denn sein musste, würde sie eben nochmals diese verdammte alte Hexe in der Silbergasse aufsuchen – selbst wenn sie ihren gesamten heimlichen Geldvorrat an sie verschwenden musste.
    Almas Kehle war wie ausgetrocknet. Das Gemach erschien ihr überheizt. Das morsche Fenster zu öffnen, wagte sie nicht, es ließ sich vielleicht nicht mehr schließen. Möglicherweise half es ja, wenn sie eine Klappe des Kachelofens aufmachte, damit die Wärme sich nicht länger staute.
    Alma erstarrte.
    Männerstimmen drangen zu ihr, deren Besitzer sie auf Anhieb erkannte. Direkt im Stockwerk darunter mussten sie sich lautstark und äußerst

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