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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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denn, dir fiele vielleicht doch noch ein, wie ich länger …«
    »Raus!«, verlangte Barbara. »Und komm besser nicht wieder! Du kannst froh sein, wenn ich vergesse, dass du jemals hier warst.« Sie senkte ihre Stimme, was sie noch eindringlicher klingen ließ. »Oder soll ich dich lieber auf der Stelle zu deinem besorgten Verlobten und seiner Mutter begleiten, damit sie beide so schnell wie möglich von unserer kleinen Unterhaltung erfahren?«

     
    Wie Feuer war das Licht, so stark, dass es die Augen blendete, auch wenn er die Lider fest geschlossen hielt. Es loderte in ihm, als wolle es seine Eingeweide auffressen, es wucherte unter seiner Haut, warf sie auf zu gespenstischen Beulen, die juckten und schmerzten, sodass er sich blutig kratzen musste, was den Schmerz nur noch greller werden ließ.
    Um vieles schlimmer als diese körperlichen Qualen aber waren die seelischen. Es gab keinen Unterschied mehr zwischen Tag und Traum, zwischen Wachen und Schlafen. Stimmen hörte er – und wusste doch, dass er mutterseelenallein in seinem Schweiß lag. Gesänge marterten ihn, so hässlich und schrill, dass ihm das Trommelfell zerplatzen wollte. Wozu hatte er sich zwei endlose Wochen in einer eisigen Zelle des Prämonstratenserstifts mit harten Exerzitien und strengem Fasten gequält? Doch nur, um rein zu werden für seine große, seine heilige Aufgabe.
    Da waren sie plötzlich wieder vor ihm, jene stumpfen Gesichter der Gläubigen in der Pfarrkirche zu Wilten, die auf seine leidenschaftliche Predigt reagiert hatten wie eine verängstigte Schafherde mitten im Sommergewitter. Verwirrung hatte er in ihnen lesen können und blanken Abscheu. Manche hatten sich unter seinen Worten geduckt wie unter der strafenden Rute, andere wieder nur blöd vor sich hingestiert, doch begriffen hatte niemand den Sinn seiner Worte. Außer einem einzigen verirrten Bäuerlein, das schließlich angeschlichen kam und etwas über verhexte Milchziegen gejammert hatte – als ob der Herrscher der Finsternis nicht fähig wäre, weitaus größeres Unheil anzurichten!
    Dabei hatte er ihn doch höchstpersönlich aus der Hofburg ausgetrieben, ohne jegliche Furcht vor Satan, der einen beobachten, berühren oder sogar anspringen konnte. Kurz hatte Kramer während der heiligen Zeremonie sogar etwas Eisiges an seiner Schulter gespürt, den Impuls aufzuschreien jedoch mannhaft unterdrückt und von da an nur noch inständiger betend Weihwasser, geweihtes Salz und Öl auf Türschwellen und Fensterbänke verteilt.
    »Ich gebiete dir, unreiner Geist, als Diener der Kirche in der Kraft des gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus, weiche!«
    Der heiligste Bannspruch, stärker als alles Böse. »Visita, quaesumus, Domine, habitationem istam, et omnes insidias inimici ab ea longe repelle …« Unablässig murmelten seine rissigen Lippen auch jetzt diese überlieferten Worte des Exorzismus, zumeist in der Sprache der Kirche, die er beinahe so liebte wie den Herrn selbst, bisweilen aber auch in der des Volkes. »Herr, kehre ein in dieses Haus, und halte Nachstellungen des Feindes von ihm fern! Deine heiligen Engel mögen darin wohnen und uns in Frieden bewahren. Und Dein Segen sei über uns allezeit. Amen.«
    Kramer jaulte auf. Was war nur mit ihm geschehen?
    Nicht einmal die Namen der vierzehn Nothelfer, die er schon als kleiner Junge fehlerfrei hatte aufsagen können, waren ihm noch geläufig. So sehr er sein Hirn auch malträtierte, einzig Barbara kam ihm noch in den Sinn, die dunkle Patronin aller Sterbenden. Stand denn sein Tod nicht unmittelbar bevor? War er nicht gerade dabei, bei lebendigem Leib zu verfaulen? Er stank, von Kopf bis Fuß mit Aussatz und Krätze bedeckt wie einst der elende, von Gott verlassene Hiob. Wollte der Teufel ihm unbedingt beweisen, dass er trotz allem obsiegen würde?
    Als die Tür sich öffnete, stieß er einen schwachen Schrei aus.
    »Seid unbesorgt, Pater«, hörte er jemanden sagen. »Ich bin es, Cornelius van Halen, begleitet von zwei Dienern. Ich komme, um Euch zu waschen und einzureiben. Danach werdet Ihr Euch besser fühlen.«
    Bevor Kramer noch Einspruch erheben konnte, hatten sie ihn bereits hochgehoben und auf eine mitgebrachte Bahre gebettet. Halb im Dämmer vernahm er, wie sie sein Lager neu bezogen. Der Duft frischen Leinens stieg ihm in die Nase. So hatte es immer gerochen, wenn die Mutter in seiner Kindheit große Wäsche gemacht hatte – jahrzehntelang hatte er nicht mehr daran gedacht.
    Tränen stiegen ihm

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