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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Schulter zu lehnen.
    »Nichts wird uns zustoßen«, sagte sie mit fester Stimme, »denn wir werden klug wie die Füchse sein und listig wie die Schlangen. Die Heiligkeit dieses Ortes beschützt uns. Seid wachsam, Schwestern! Achtet darauf, was ihr sagt – und zu wem! Tut nichts, was Aufsehen erregen könnte!«
    »Dann gibt es wohl vorerst auch keine Kräuterlieferungen mehr nach Italien?«, fragte Els.
    »Davon würde ich dringend abraten. Außerdem war doch unser letzter Erlös so reichlich, dass wir noch eine ganze Weile auskommen werden«, erwiderte Wilbeth. »Und falls einer von euch etwas Ungewöhnliches auffällt, soll sie es sofort den anderen mitteilen. Wir haben etwas, das uns vor den anderen auszeichnet – wir haben uns!«
    Die Gesichtszüge der beiden anderen Frauen wirkten wieder entspannter.
    »Wirst du das auch den anderen drei sagen?«, fragte Barbara.
    »Ich fange gleich bei Rosin an. Und noch etwas: Vermeidet in nächster Zeit, öffentlich zusammen aufzutreten! Du warst sehr schlau mit deiner Warnung, Barbara. Genauso wie heute werden wir es auch in Zukunft halten.«
    Sie wandte sich erneut zum Altar.
    »Lasst uns noch ein gemeinsames Dankgebet an die Bethen sprechen! Mit ihrer Hilfe werden wir weiterhin glücklich und in Frieden leben können.«

     
    »Auf ein Wort, Hofmeister!«
    Leopold von Spiess blieb auf der Schwelle stehen und wandte sich um. »Euer Hoheit?«
    Die Herzogin erhob sich von dem Ruhebett. Kläffend und sichtlich beleidigt sprang der weiße Spitz von ihrem Schoß und suchte sich unter dem Tisch einen neuen Platz. Van Halen hatte ihr geraten, sich körperlich nicht zu überanstrengen, um eine mögliche Schwangerschaft um keinen Preis zu gefährden, doch das viele Herumsitzen machte sie müde und übellaunig. Wie gut hatte es da Sigmund, der nach dem Osterfest mit ein paar seiner Edlen zur Jagd ausgeritten war, um sich zu zerstreuen!
    »Lasst mich mit ihm allein!«, befahl sie ihren Hofdamen. »Ich rufe Euch später wieder.«
    Die jungen Frauen gehorchten sofort. Was die lieblichsten Töchter der edelsten Tiroler Geschlechter betraf: Zu ganzen drei Hofdamen hatte Katharina es inzwischen gebracht, und es schien nicht so, als würden es in absehbarer Zeit sehr viel mehr werden.
    »Wollt Ihr Euch nicht setzen?«, bot sie dem Hofmeister an.
    »Hoheit erlauben?« Der Hofmeister folgte ihrer Aufforderung, spähte aber zuvor vorsichtig nach unten, um jede Berührung mit dem Schoßhund zu vermeiden.
    »Ich kann mich doch auf Euch verlassen, Ritter von Spiess?« Sein Ausdruck war nun wachsamer. »In allem, Euer Hoheit«, erwiderte er. »Wie Euer Gemahl, der Herzog.«
    »Nun, dann lasst es mich so sagen: Der Hof hat sich verändert seit dem Tod Leonoras, ist es nicht so?«
    »Das ist in gewisser Weise richtig, Euer Hoheit.« Er schien um jedes Wort zu ringen. »Dem Ableben der Herzogin folgte eine dunkle Zeit der Trauer. Doch diese ist ja inzwischen vorbei, worüber wir alle sehr glücklich sind.«
    Katharina war langsam näher gekommen.
    »Ich hab Euch nicht zurückgehalten, um mir aus Eurem Mund glatte Komplimente anzuhören«, sagte sie. »Mir geht es um die Wahrheit. Als Brautwerber Sigmunds seid Ihr äußerst selbstbewusst aufgetreten und habt bei meinem Vater und mir den Eindruck hinterlassen, der Herzog herrsche über ein reiches Tirol. War es nicht so?«
    »Ganz richtig. Das Erzherzogtum verfügt über reiche Silberschätze. Allein die Minen von Schwaz …«
    »Warum wird dann hier an allen Ecken und Enden gespart?« Angriffslustig stemmte sie die Fäuste in die Taille. »Das betrifft wohlgemerkt nicht die Tafel, da ist alles im Überfluss vorhanden. Und auch die Truhen sind gefüllt mit prächtigen Stoffen und Gewändern. Aber wenn wir zur Ausstattung des Frauenzimmers kommen, sieht es schon anders aus. Habt Ihr am Hof meines Vaters nicht von steinernen Lavoirs, schönen Gemälden, ja sogar einem neuartigen Küchenaufzug geplappert? Wo sind denn nun all diese wunderbaren Dinge geblieben? Statt ihrer finde ich hier schludrig neu bepinselte Wände und halb verfallenes Mobiliar vor.«
    Sie ging zum Tisch, kam mit einem ledergebundenen Buch zurück, das sie aufschlug und ihm hinhielt.
    »Ich hab mich kundig gemacht«, sagte sie, »um nichts Falsches zu behaupten. Und was musste ich bei meiner Lektüre feststellen? Leonora von Schottland hat am Hof zu Innsbruck wie eine Königin gelebt, während Katharina von Sachsen wie eine Küchenmagd abgespeist wird.« Die Saphirkette bebte, so

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