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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Böses im Sinn, das spüre ich ganz genau. Wie er mich anglotzt – als ob er mich am liebsten erwürgen würde. Er weiß alles von mir, versteht Ihr, er kennt meine Familie, Sebi, meinen kleinen Vetter …« Lena umkrampfte ihre Schürze. »Was soll ich nur tun? Meinen Lieben darf doch nichts zustoßen!«
    »Und wenn ich einmal mit ihm rede?«
    »Das würdet Ihr tun?« Für einen Augenblick war ihr Gesicht ganz weich geworden, dann aber verdüsterte es sich wieder. »Was würde das schon nützen? Euch gegenüber wird er sicherlich nicht zugeben, was er im Schilde führt. Vielleicht macht ihn das ja nur noch wütender.«
    »Nicht unbedingt, wenn ich es klug genug anfange.« Johannes Merwais wandte sich zum Gehen.
    »Aber wie wollt Ihr …« »Willst du das nicht lieber mir überlassen, Lena?« Er lächelte. »Jemand, der so herrlich bäckt und kocht wie du, sollte sich den Kopf besser nicht darüber zerbrechen.«
    Sie sah ihm nach, als er aus der Küche ging.
    Inzwischen ließ sie sich längst nicht mehr von seinem steifen Gebaren hinters Licht führen. Nach außen konnte dieser Merwais sich ruhig weiterhin als Stockfisch aufführen, sie aber hatte längst erkannt, wie offen und weich sein Herz war.

     
    »Spürst du die drei?«
    Els nickte. Wilbeth kniete so nah neben ihr, dass sie das zarte Aroma wahrnahm, das von ihr ausging, eine Mischung aus Herbem und Süßem, an der sie die Freundin auch mit geschlossenen Augen erkannt hätte.
    »Ich spüre sie auch. Ihre Kraft war niemals stärker.« Der Kopf mit dem silbernen Haarkranz neigte sich tiefer über die gefalteten Hände.
    »Es tut so gut, ihre Liebe zu fühlen.« Barbara stand ein Stück hinter den beiden anderen. »Als ob wir ein Teil von ihnen wären.«
    »Das sind wir doch auch!«, sagte Wilbeth. »Schon als die Zeit noch keinen Namen hatte, gab es sie bereits: Wilbeth, die Schicksalsspinnerin, nach der meine liebe Mutter mich benannt hat, Ambeth, die Hüterin der Fruchtbarkeit, und Borbeth, die Beschützerin der Sterbenden. Ohne die drei würde nichts sein.«
    Zu Füßen der drei Statuen leuchtete vor dem Altar ein Lichtermeer.
    »Seht doch nur, so viele neue Kerzen wurden angesteckt!«, sagte Els. »Warum also sollten wir Angst haben? Wir sind beileibe nicht die Einzigen, die die Bethen ehren. Viele andere müssen da gewesen sein, Frauen wie wir, die es ebenfalls zu diesem heiligen Ort treibt. Vielleicht hätten wir doch gemeinsam gehen können, wie wir es bislang immer getan haben.«
    »Rosin, Hella und Bibiana kommen später«, entgegnete Barbara. »Ich denke, es ist klüger, erst einmal auf der Hut zu sein. Offenbar redet man in Innsbruck bereits über uns. Wenn Gundis ihre Drohung tatsächlich wahr macht …«
    »Aber wir tun doch nichts Unrechtes!«, rief Els. »Seit ewigen Zeiten ist diese Kapelle eine Zuflucht gewesen. Wer sollte sie uns verbieten wollen?«
    »Ich wüsste da schon jemanden.« Wilbeths Stimme war voller Wut und Trauer. »Dieser Mönch, der am Bodensee gewütet und dort schon viele ins Feuer geschickt hat. Dieser Mönch, der nun unter deinem Dach lebt, Els.«
    »Pater Institoris? Ich hab ihn seit Wochen nicht mehr gesehen. Wie kommst du darauf?«
    »Weil er in der Pfarrkirche zu Wilten gepredigt hat, dass der Teufel immer als Erstes die Weiber versucht, weil sie minderwertig sind, weniger zum Glauben geeignet, dass viele von ihnen über verbotene Hexenkünste verfügen, dass diese Hexen Unheil bringen über Mensch und Vieh, dass sie alle vernichtet werden müssen – mit Haut und Haaren.« Wilbeth atmete heftiger. »Ich hab es von meiner alten Base Lioba. Und die ist viel zu einfältig und fromm, um so etwas zu erfinden. Ich wünschte nur, Lioba hätte es mir schon früher erzählt!«
    »Der Pater ist wie vom Erdboden verschwunden«, sagte Els. »Die meisten seiner Sachen befinden sich noch immer in seinem Zimmer. Ich hab neulich schon versucht, in seine Kisten zu schauen, aber er hat alles verschlossen.« Sie schüttelte den Kopf. »Diese schrecklichen Dinge hat er wirklich gesagt?«
    »Und mehr als das!«
    »Ihr Bethen, steht uns bei!« Barbara war blass geworden. »Stellt euch nur mal vor, Gundis würde ausgerechnet zu ihm laufen …«
    »Oder Purgl Geyer, meine Erzfeindin, die mich schon seit Langem für ein verderbtes Hexenweib hält.« Auch Els klang plötzlich furchtsam.
    Wilbeth hatte sich aufgerichtet. Obwohl sie ein ganzes Stück kleiner war als die beiden anderen, überkam Els und Barbara das Bedürfnis, sich an ihre

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