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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sie nun zu ihm und presste ihren Kopf gegen seine Leibesmitte.
    »Ich will büßen«, murmelte sie. »Erbarm dich meiner, Heinrich, und schenke mir die Gnade der Buße!«
    Ein Strom verschiedenster Empfindungen durchfuhr ihn bei dieser Berührung, die er längst vergessen geglaubt hatte. Gelüste, denen er nur zweimal in seinem Leben nachgegeben hatte, einmal noch als halbes Kind in einer warmen Johannisnacht, als ihn in seinem Heimatdorf die Frau des Schmiedes nach dem Sprung über das Feuer zwinkernd zwischen ihre fetten Schenkel gelassen hatte. Und noch einmal als Novize, da jener betörend schöne junge Mönch aus Rouen ihn im Dormitorium zu Schlettstadt geküsst und gestreichelt hatte, bis er vor Glück weinen musste.
    Jetzt machten sich ihre Finger entschlossen an seiner Männlichkeit zu schaffen, hatten sich unter die blütenweiße Kutte geschmuggelt wie freche Diebe, kosten und triezten ihn, hielten inne, nur um dann ihr gottloses Spiel erneut fortzusetzen.
    Ein Knurren entrang sich seiner Kehle. »Hör auf!«, rief er, ohne sich rühren zu können. »Ich bitte dich, lass ab von mir, Satan! Heiligste Jungfrau Maria, Gottesmutter, erlöse mich von dem Üblen …«
    Beinahe hätte er sich vor Lust und Schreck verschluckt. Denn nun kosten nicht mehr nur ihre Finger sein Glied, sondern auch ihre Zunge. Weiche Lippen umschlossen es leidenschaftlich und zart zugleich. In seinen Schläfen begann es zu pochen, als wetzten die Dämonen der Nacht bereits ihre Zähne, alles drehte sich um ihn, und er hatte Angst, im nächsten Moment wie ein gefällter Baum zu Boden zu gehen. Da hielt die Hofmeisterin plötzlich inne, sprang auf und zog ihn kraftvoll auf das Bett.
    Unfähig, noch Worte zu finden, ließ er zu, dass sie die Beine spreizte und sich auf ihm niederließ, bis er in ihr war. Ihre mausbraunen Haare hatten sich gelöst, die Haut war fleckig, Speichel troff aus ihrem Mund. Er fand sie so widerlich, dass er nicht damit aufhören konnte, noch tiefer in sie zu stoßen. Dann begann sie ihn zu reiten, schnell und immer schneller, bis ihn eine riesige Welle der Lust erfasste, die ihn hoch und höher trug und schließlich an einem steilen Felsen zerschellen ließ.

Sechs
     

     
    D ie Laute schmeichelte und lockte, hielt sich ein paar Akkorde lang scheinbar schamhaft zurück, um dann erneut einen weiteren kühnen Vorstoß zu wagen. Nie zuvor hatte Lena Niklas so spielen gehört, hingebungsvoll, fast selbstvergessen. Sein männliches Gesicht mit den starken Wangenknochen schien von innen her zu leuchten, die blauen Augen waren die meiste Zeit über halb geschlossen. Nur manchmal schlug er die Lider ganz auf und sah dann Lena umso durchdringender an.
    Nur für dich spiele ich , glaubte sie zu hören. Jede Note gilt dir ganz allein . Vernimmst du mein Werben, Liebste?
    Seine Anschläge auf den Saiten waren kräftig und gleichzeitig so behutsam, dass alles in Lena zu schwingen begann. Und wie anziehend er ihr erschien! Das lockige Haar hatte er sich vor wenigen Tagen stutzen lassen, was die muskulösen Schultern noch besser zur Geltung brachte. Dazu war er ungewöhnlich prächtig gekleidet, trug über einem weiten Hemd ein neues Samtwams, das zwischen Blau und Grün changierte, passende Beinlinge und blank gewienerte rötliche Schnabelschuhe.
    Seine Mutter muss sehr schön gewesen sein, dachte Lena, denn vom fürstlichen Vater hatte er ganz offensichtlich weder Gestalt noch Antlitz geerbt. Im Vergleich mit seinem hoch gewachsenen jugendlichen Bastard wirkte der Herzog in seinem Sessel trotz der Brokatschecke gebeugter als sonst, die Haut welk, die Lippen eingefallen. Nur die Nase hatte er dem Sohn vererbt, so gerade und zierlich geformt, dass sie ohne Weiteres auch in ein hübsches Mädchengesicht gepasst hätte.
    Niklas’ Nase. Und, wie ihr schien, auch Sebis Nase.
    Wie liebevoll der Spielmann im »Goldenen Engel« mit dem Kleinen umgegangen war, als Sebi nach seiner Laute gegriffen hatte! Das Bild der beiden, die möglicherweise sehr viel mehr miteinander verband, als sie ahnen konnten, hatte sich in Lenas Gedächtnis eingebrannt. Damit aber war auch ihre alte Frage, mit deren Beantwortung sie noch keinen Schritt weitergekommen war, in den Vordergrund gerückt. Dass die kleine Herzogin nicht nur von allem hellauf begeistert war, was Lena für sie briet oder backte, sondern auch immer häufiger auf Lenas Anwesenheit in den Wohnräumen bestand, machte die Angelegenheit für diese nicht einfacher.
    Denn je häufiger Lena

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