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Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Glaesener
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Paters von seinem Schenkel und erhob sich. Er verließ den Garten und ging durch das feuchte Gras zum Bach hinab. Dort folgte er ein Stück dem Bachlauf und ließ sich dann in dem Unkraut nieder, das das Ufer säumte. Er löste die Kniebänder, zog Strümpfe und Schuhe aus und ließ das Wasser über seine nackten Füße sprudeln. Die Vögel waren verstummt. Er hörte nur noch Grillen zirpen und eine Kröte quaken. Es gab noch jemanden außer ihm, der die Tierwelt aufstörte.
    Unruhig vor Erwartung fischte er einen Kiesel aus dem Wasser und ließ ihn durch die Finger gleiten, von einer Hand in die andere, sicher minutenlang. Dann, endlich, raschelte es in seinem Rücken. Im nächsten Moment wurde er am Haupthaar gepackt und sein Kopf in den Nacken gerissen. Jemand drückte eine Klinge gegen seine Kehle.
    Er schaute in kühle Augen …

   utter plante einen Ausflug. Es war das erste Mal für Sophie, dass sie nach ihrer Rückkehr das Haus verlassen sollte, und sie stimmte nur mit Widerwillen zu. Sie war so erschöpft, dass sie am liebsten die ganze Zeit geschlafen hätte. Aber Mutter war unerbittlich.
    Also stiegen sie an einem sonnigen Septembertag in den Kutschwagen mit den beiden Bänken – Mutter, Christine und die Amme, die ihnen die beiden Kinder heraufreichte. Sophie bereitete sich auf einen strapaziösen Tag vor. Seit Henriettes Geburt waren drei Wochen vergangen, aber sie konnte immer noch nicht bequem sitzen.
    Der kleine Jürgen, der auf einem Kissen zwischen den beiden Kutschbänken saß, beugte sich über Henriettes gepolstertes Weidenkörbchen und betatschte ihr Gesicht, was sie sich mit erstaunlicher Geduld gefallen ließ. Der Wagen rumpelte dahin. Die Sommerhitze hatte nachgelassen und die Luft roch würzig. Pilze schossen aus dem Boden, am Himmel zogen Vogelschwärme in schwarzen Keilen gen Süden. Früher hatte sie solche Ausflüge geliebt. Jetzt starrte sie bedrückt auf die Körbe voller Speisen, die Mutter und Christine vorbereitet hatten.
    Irgendwann drang Gestank aus dem Körbchen, und Mutter ließ die Kutsche halten, damit Henriette gewickelt werden konnte. Die Amme nahm sich des Kindes an, trug es zum Wegrand und säuberte ihm den kleinen Hintern. »Sie bindet das Henriettchen nicht straff genug«, kritisierte Mutter, als die Frau dem Säugling Arme und Beine streckte, um ihn wieder einzuwickeln. Auffordernd zog sie die Augenbrauen hoch, aber Sophie machte keine Anstalten, die Amme zu tadeln.
    »Wickle das Kind fester. Die Ärmchen müssen stramm am Körper anliegen«, schrillte Ursulas Stimme über den Waldweg. Ihrer Jüngsten zischte sie zu: »Ein Hund kümmert sich besser um seine Welpen.«
    Da hatte sie recht. Sophie hätte sich auch gern anders verhalten, sie war doch kein Monstrum. Aber die Stelle, an der Henriette ihren Körper zerrissen hatte, erinnerte sie unablässig an das, was ihr das Kind angetan hatte. Die Hebamme, die sie auf Mutters Wunsch hin untersuchte, hatte entsetzt den Kopf geschüttelt. So viel gerissenes Fleisch! Das war ja unglaublich. Da wusste man kaum, wohin man die Salbe schmieren sollte. Wie kann ich ein Kind lieben, vor dem ich mich fürchte?, dachte Sophie. Die Zukunft lag vor ihr wie ein dunkles Loch.
    Henriette begann zu weinen. Ihr Schreien zerrte an den Nerven. Kurz darauf musste Jürgen sich übergeben. Die Amme bekam einen Teil der Bescherung auf den Rock. Es roch entsetzlich, und Henriette brüllte immer noch. »Kehren wir doch lieber um«, schlug Sophie vor, aber Mutter schüttelte den Kopf. Sie hatte einen Plan entworfen, wie der Tag ablaufen sollte, und davon wurde nicht abgewichen. Mit Kreuzschmerzen, weil sie nicht entspannt sitzen konnte, lauschte Sophie ihrer und Christines Unterhaltung über die Vorzüge eines Gängelbandes, das Christine für Jürgen genäht hatte.
    Schließlich befahl Ursula, haltzumachen. Sie befanden sich an einer Wegkreuzung. Wiesen voller weißer Sterndolden rahmten sie ein. Hinter einer der Wiesen floss ein Bach, und dort wollte Mutter Rast machen. Müde stieg Sophie aus der Kutsche. Sie wartete nicht, bis die beiden Knechte die Decken ausgebreitet hatten, sondern nahm das Kissen, auf dem sie gesessen hatte, und legte sich damit ins Gras.
    Mit geschlossenen Augen hörte sie zu, wie die Männer sich um die Pferde kümmerten und Mutter die Amme scheuchte. Zum Glück war Henriette endlich still geworden! Christine setzte sich mit den Kindern zu ihr. »Es ist doch eigentlich hübsch hier. Vielleicht der letzte warme Tag«,

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