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Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Glaesener
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nach Trost. Aber was sie dabei empfanden, war weder ein Freudenfeuer der Liebe noch schmutzige Begierde oder Lust. Sophie weinte und umschlang ihn mit ihren Beinen, während er in sie eindrang. Dann lagen sie da, und er hielt sie immer noch in seinen Armen, und sie wünschte, so könnte es bleiben und sie könnten hier sterben.
    Aber natürlich starben sie nicht. »Sophie, o Sophie«, murmelte Marx. »Wir sind schlechte Beschützer für die Kinder, die wir lieben. Ich bin ein schlechter Beschützer.« Er zupfte ihren Rock herab, knüpfte ihr Mieder zu und zog sie in seine Arme zurück. Der Wald leuchtete, die Sonne glitzerte durch die Zweige, die Pferde schnaubten und knabberten an den Zweigen. Sophie spürte, wie der Samen an ihren Schenkeln trocknete. »Hättest du Heinrich denn retten können?«, fragte sie leise.
    »Ich war bei ihm, als er starb. Ich lag direkt neben ihm. Er war nur eine Handbreit von mir entfernt, als das Schwert in seinen Hals fuhr, und ich hab’s nicht verhindert. Darüber find ich keinen Frieden.«
    »Was ist geschehen?«
    Er schwieg so lange, dass sie schon dachte, er wolle gar nicht mehr reden. Als er es doch tat, drehte er ihre Haare um seinen Finger. »Wir hatten uns am Abend zuvor getroffen. Ich wollte ihn überreden, mit mir nach Memmingen zu Wallenstein zu reiten, und er hat mich abblitzen lassen. Das war in Ordnung, er war kein Kind mehr, sondern in dem Alter, in dem man seine eigenen Entscheidungen trifft. Bitte glaub mir das. Ich hätte ihn nicht genötigt. Er hätte es auch nicht zugelassen. Heinrich war bester Laune. Er hat … und jetzt hör mir bitte gründlich zu … er hat die Liebe beschworen. Verstehst du?«
    »Die Liebe?«
    »Ich habe ihn geneckt und gefragt, wer sein Herz erobert hat. Aber natürlich habe ich nicht den richtigen Ton getroffen. Er wollte nicht herumalbern. Es war ihm ernst. Doch was tat das schon? Wir hatten ja noch einige Tage. Er wird mit ihrem Namen herausrücken, dachte ich.«
    »Und dann?«
    »Haben wir uns schlafen gelegt. Wir überlegten kurz, zur Burg hinauf zu gehen, zu Marsilius. Sie war ja kaum einen Katzensprung entfernt, und immerhin war er so etwas wie Verwandtschaft. Aber ich konnte ihn nicht leiden, und Heinrich wurde von seinen Gefühlen gewärmt. Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist Heinrichs Todesschrei und fast zugleich der Schlag auf meinen Kopf. Und dann Marsilius und die Wildenburg.«
    »Wie kommt Julius darauf, dass Heinrich einen Brief Wallensteins bei sich trug?«
    »Das behält er leider für sich. Was soll ich tun? Ihn quälen?«
    »Aber es gibt diesen Brief.«
    »Und er ist wichtig. Siehst du, mein Herz, Marsilius wollte mir ein Geständnis abpressen. Aber das war ein Mumpitz. Er wusste, dass ich mit dem Mord nichts tun hatte. Vielleicht ging’s ihm nur ums Malträtieren. Ich sag ja, wir konnten einander nicht leiden. Ein Wort gab das andere. Edith kam hinzu, und alles wurde noch übler, und dann …«
    »Ja?«
    »Hatte sie plötzlich den Brief in der Hand. Ein gerolltes und gesiegeltes Papier. Daher weiß ich, dass es ihn gibt. Er sah amtlich und wichtig aus und … Herrgott, ich weiß es nicht. Sie hat gesagt, dass Heinrich ihn bei sich trug und dass er …«
    »Ja?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was stand darin?«
    »Ich glaube, sie hat es mir gesagt. Nur war ich leider nicht in bester Verfassung. Diese verfluchten Schmerzen. Ich kann mich nicht erinnern. Ich krieg nichts mehr zusammen. Marsilius hat sie geschlagen, als er merkte, was sie tat, und hat ihr den Brief fortgerissen. Das Einzige, was mir im Kopf geblieben ist, ist Conrads Name.«
    »Wer ist das?«
    »Heinrichs Cousin. Conrad von Plettenberch. Ich bin sicher, Edith nannte seinen Namen, als sie mir den Brief zeigte. Conrad ist ein blasser Junge, der zu viel liest und zu wenig frische Luft bekommt. Heinrich ist mit ihm zusammen aufgewachsen. Ich mochte den Burschen nicht sonderlich, aber mir wäre nie der Gedanken gekommen …« Marx ließ sie los und setzte sich auf. Er beugte den Kopf vor. »Als ich aus der Wildenburg geflohen bin und halbwegs wieder beieinander war, hab ich mich aufgemacht, um ihn zu suchen. Nur war er leider nicht daheim. Nach zwanzig Jahren langweiligster Häuslichkeit war er fort, und schon das kommt mir merkwürdig vor. Natürlich brach man in Herbede nicht gerade in Entzücken aus, als ich nach ihm fragte. Das Mörderschwein traut sich zurück und so. Ich bin gerade eben mit heiler Haut davongekommen – und mit dem Wissen,

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