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Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Gesicht. Ein weiteres Mal zog ihr helles
Lachen durch die Nacht, doch diesmal so heftig, dass sie beinahe keine Luft mehr
bekam und sich den Bauch halten musste. Lorenz erkannte die Gunst der Stunde und
versuchte sie zu fangen, doch abermals rutschte er aus und landete ein weiteres
Mal auf dem Eis, alle viere von sich gestreckt.
    »Du machst das nicht zum ersten Mal, oder?«
    »Nein«, gluckste sie, sich immer noch vom Lachanfall erholend. Anmutig
rutschte Antonella ihm entgegen, half Lorenz auf die Beine und stützte ihn.
    »Komm!«, forderte sie ihn auf.
    Sich an der Hand haltend, schlitterten sie gemeinsam. Er konnte den
Blick nicht von ihren Augen nehmen, aus denen so viel Hingabe sprach, dass es Lorenz
beinahe die Sprache verschlug. Etliche Minuten rutschten sie händchenhaltend und
johlend um den Weiher. Dann zog er sie zärtlich an sich heran.
    »Danke, dass du mir diesen Ort gezeigt hast.«
    Mit den Zähnen biss sie sich auf die Unterlippe. »Eigentlich wollte
ich dir etwas anderes zeigen.«
    In kleinen, tippelnden Schritten näherte sie sich dem Hügel in der
Mitte des Gewässers. Mit der Hand deutete sie auf die Rückseite des Baumes.
    »Du sagtest, dass Schönheit nicht im Auge des Betrachters liegt und
keine Sache der Ansicht sei.«
    Lorenz nickte schweigend.
    »Sieh dieses Kraut, würdest du es als schön bezeichnen?«
    Er musste seinen Blick schärfen, um überhaupt etwas zu erkennen. Von
Frost und Schnee bedeckt, ragten einige Sträucher aus dem Weiß heraus. Lorenz konnte
an dem grauen, circa zwei Fuß großen Gewächs nichts ausmachen, was ihn auch nur
ansatzweise an Schönheit erinnerte. Eher im Gegenteil, die Sträucher schienen ihre
kleinen, buschigen Wülste nicht tragen zu können. Die Pflanze schien bereits zu
sterben.
    »Nein, tut mir leid, Antonella, schön ist diese Pflanze nicht.«
    »Und was sagst du jetzt?« Mit einer Hand zog sie den untersten und
dicksten Strauch ins Mondlicht. Lorenz konnte nicht glauben, welches Schauspiel
sich seinen Augen bot. Nun waren die Sträucher nicht mehr trauernd und hängend,
nein, sie schienen im Licht des Mondes zu tanzen und den frostigen Mantel abschütteln
zu wollen. Schneeflocken wanderten langsam an den Sträuchern herunter, als ob sie
diese streicheln wollten. Die vormals graue Farbe verwandelte sich in ein schimmerndes
Silber, das aus der Dunkelheit der Nacht herausstrahlen wollte.
    »Es ist silberblättriges Heiligenkraut. Die Menschen nehmen es nicht
wahr, wenn es am Rande des Weges nur knapp über dem Boden wächst und in seinem Grau
mit dem Boden zu verschmelzen droht. Doch im Mondschein, im hellen Schimmer, wirft
es seinen Mantel ab und es scheint, als würde es silbrig strahlen.«
    Dann ließ sie die Pflanze zurück in den Schatten des Baumes gleiten.
    »Was für manche unscheinbar und verborgen, ist für andere schimmernd
und wunderschön«, flüsterte sie.
    Lorenz’ Blick blieb noch einen Moment auf dem kleinen Strauch haften,
dann drehte er sich zu Antonella. Nun fiel das Mondlicht auch auf ihr Gesicht und
schimmerte im selben silbrigen Ton. Mit der rechten Hand berührte er ihre Wange
und fuhr langsam bis zu ihrem Hals. Antonella folgte seiner Hand mit ihrem Gesicht.
Fast ein wenig verängstigt und unsicher sah sie ihn an. Langsam, ganz langsam hob
er seine linke Hand und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, streichelte über
Antonellas Haar und berührte ihren Nacken. Mit beiden Händen fühlte er die Kälte
ihrer Wangen und die Wärme ihres Atems auf seiner Haut. Dann berührte er zärtlich
ihre weichen Lippen. Anfangs starr, erwiderte sie nach wenigen Sekunden den Kuss
und schmiegte sich an ihn. Die Kälte hatte in dieser eisigen Nacht noch einmal zugenommen,
doch dies war ihm gleichgültig. Denn innerlich brannte er.
     
    Der Rückweg war wie ein einziger Traum. Während er Antonella im Arm
hielt, stapften sie kichernd durch die winterlichen Felder und beobachteten die
Sternenbilder, die sich ihnen klar darboten. Sie machten sich einen Spaß daraus,
in ihre eigenen, gut sichtbaren Spuren hineinzutreten und sich gegenseitig mit Schnee
zu bewerfen. Schon von Weitem sahen sie den hellen Schein der Fackeln des Kuhtores.
Die Wächter öffneten ihnen lächelnd und boten ihnen sogar Tee an, den sie dankend
ablehnten. Vor dem Haus des Bürgermeisters umarmten sie sich innig. Hatten sie eben
noch herzlich gelacht, wurde Lorenz nun ernst, als er Antonella intensiv anblickte.
    »Danke für die schönsten Tage meines Lebens.«
    Ihre rosigen

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