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Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Umstehenden beinahe magisch anzog. Mit ihrem umwerfenden Lächeln
strahlte sie Lorenz aus tiefgrünen Augen an.
    »Es ist wirklich zu schade, dass du bereits gehen musst«, hauchte sie.
»Warum bist du vor zwei Tagen nicht gekommen? Ich wollte dir ein Abschiedsgeschenk
mit auf den Weg geben.«
    Er konnte spüren, dass die Blicke seiner Freunde immer noch im Ausschnitt
des Mädchens hingen.
    »Nun … ich …«, stammelte Lorenz, »… wir mussten viele Vorbereitungen
treffen.«
    Sie nickte. Ihr sonst immer strahlendes Antlitz wandelte sich nach
seinen Worten. Auf einmal wirkte es ernst, bittend, so wie Lorenz Elisabeth nie
zuvor gesehen hatte.
    »Nun denn. Dann versprich mir, heil zurückzukommen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns nach deiner Rückkehr öfter treffen könnten
…«, sagte sie, beinahe etwas schüchtern. »Ich weiß, dass ich mit einigem zu weit
gegangen bin, aber vielleicht können wir von Neuem anfangen.«
    Aus ihren Augen sprach zum ersten Mal, seitdem sie sich begegnet waren,
eine Ehrlichkeit, die Lorenz berührte. Und genauso ehrlich wie sie nun zu ihm war,
wollte er auch zu ihr sein.
    »Elisabeth«, stammelte er tief atmend, »es tut mir sehr leid. Du bist
eine entzückende Frau und jeder hier auf diesem Platze könnte sich glücklich schätzen,
wenn du ihm diese Worte sagst, aber …«
    Leicht öffnete sich ihr Mund und ihre Stirn lag in Falten, anscheinend
konnte sie die Worte, die sie gerade vernommen hatte, nicht glauben.
    »… aber, mein Herz ist schon vergeben.«
    Seine Ehrlichkeit überraschte ihn selbst. Er hörte
seinen Bruder laut ausatmen, und auch von seinen Freunden kamen flüsternd ein paar
Worte des Unglaubens. Noch ein paar Sekunden sah sie ihn wortlos an. Ihre Augen
verengten sich zu Schlitzen, bis sie »Gut« fauchte und sich zu ihrem Vater gesellte,
der das ganze Treiben etwas abseits verfolgte.
    »Elisabeth, ich …«
    Als er sie sah, stoppte er mitten im Satz. Antonella. Sie war in das
grüne Kleid gewandet, das sie bereits bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte.
Auch den grauen Umhang, dessen Kapuze sie tief in das Gesicht gezogen hatte, konnte
Lorenz erkennen.
    »Was bist du nur für ein blöder Idiot«, stupste Ratte ihn heftig an.
»Jeder hier träumt, dass diese Frau ihn auch nur ansieht und du schickst sie weg.«
    »Er ist verliebt«, stöhnte Maximilian und verdrehte dabei die Augen.
»Da trifft man nun mal dumme Entscheidungen.«
    Doch Lorenz hörte die lästernden Worte seiner Freunde
nicht mehr. Es war wie ein Donnerschlag, als sein Blick Antonella traf. Für einen
Moment waren sie allein auf diesem großen Platz, und die Flammen der Fackeln schienen
nur für sie zu tanzen. Er wollte auf sie zugehen, sie umarmen, sie küssen, doch
bereits, als er den ersten Schritt in ihre Richtung machen wollte, wurde er kräftig
am Arm gepackt.
    »Lass es, kleiner Bruder«, entfuhr es Maximilian ernst. »Muss ja nicht
jeder sehen, dass du mit ihr etwas hast.«
    Schweren Herzens hob er lediglich die Hand. Zaghaft erwiderte sie seinen
Gruß, darauf bedacht, dass Elisabeth nichts von ihrem Treiben mitbekam. Aus ihren
Augen sprach dasselbe Verlangen und dieselbe Unsicherheit.
    »In zwei Linien angetreten!«, brüllte der Hauptmann.
Sofort sammelten sich die Freiwilligen unbeholfen und versuchten, militärische Ordnung
in ihre Reihen zu bringen. An der Spitze jeder Linie stand jeweils ein Tisch. An
dem einen nahm Sekretär Baier, an dem anderen die Soldaten des Hauptmannes Platz.
Mit abschätzigem Blick drückte Baier jedem, der an ihnen vorbeischritt, einen kleinen,
ledernen Beutel mit dem Sold eines Monats in die Hände, dann erhielten die Partisanen
ihre Musketen, Säbel und Decken. Sofort legten die Freiwilligen die Waffen an. Lorenz
und Maximilian erkannten sofort die alten Modelle, trotzdem nahmen sie sie an. Während
Ratte für Jakob und sich das Geld zählte, prüfte Maximilian die Waffen auf ihre
Funktionstüchtigkeit. Mechanisch ratterte er die Bauteile der Muskete herunter und
kommentierte ihren Zustand. Lorenz nickte abwesend, während seine Augen die Masse
nach Antonella absuchten.
    »Herausgetreten!«, war erneut die schneidende Stimme des Hauptmanns
zu vernehmen. Locker trabten die Männer hintereinander her. Lorenz warf einen letzten
Blick auf die Kirche, unter der Pfarrer Tillmann ein Lobeslied anstimmte. Die Menschen
machten den Weg frei für die Partisanen, nickten ihnen dann und wann zu, manche
lächelten sogar. Auch der Bürgermeister stand, eingerahmt

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