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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Schwierigkeit auf, mit der sie nicht gerechnet hatte: Sie wachte erst am späten Morgen auf, als die Hausmagd an die Tür klopfte. Wenn sie auf irgendeinen Erfolg hoffen wollte, würde sie die nächsten beiden Nächte wach bleiben müssen.
    Bis auf Lene wunderten sich alle, wie müde und unaufmerksam Catharina in den nächsten Tagen ihre Arbeit verrichtete. Catharina war heilfroh, als das Unternehmen vollbracht war. Außerdem glaubte sie gar nicht so recht an das Gelingen ihrer  Verwünschung, da sie ja eine Nacht verschlafen hatte. Und es geschah auch erst einmal gar nichts. Wahrscheinlich hatte ihr Vater Recht, wenn er sämtliche Gerüchte über Magie mit der Bemerkung «Wunder verrichtet nur der liebe Gott» ins Reich der Lügen verwies.
    Mittlerweile war es November geworden. Johann war nun endgültig aus der Lateinschule ausgeschlossen worden, da hatten Hiltruds sämtliche Überredungskünste nichts genutzt. Nun lungerte er von morgens bis abends in den Gassen herum, beleidigte ehrbare Bürger oder zettelte Raufereien mit anderen Burschen an. Catharina wagte sich ohne Lene nicht mehr in die Stadt.
    Es war die Zeit des Schweineschlachtens. Die Freiburger Metzger machten ihre Runde durch die Dörfer und boten ihre blutigen Dienste an. An jenem Morgen erwachte Catharina von gellenden Schreien, die nicht enden wollten. Sie presste sich die Hände gegen die Ohren, zog die Decke über den Kopf, doch es war vergeblich. Widerstrebend stand sie auf und kleidete sich an. Es war sicher schon spät. Marthe hatte sie schlafen lassen, weil es gestern in der Gaststube spät geworden war. Und sicher auch, weil Catharina beim Schlachten nicht gern dabei war.
    Die beiden Schweine hingen an den Hinterläufen vom Vordach des Stalls, mit heraushängender Zunge, den Bauch weit geöffnet. Christoph und der Lehrbub des Metzgers schütteten den Zuber mit dem heißen Wasser aus, während Marthe mit dem Meister die ausgenommenen Tiere begutachtete. Catharina betrat die Küche. Vor einem riesigen Kessel dampfender Blutsuppe stand Lene und rührte, damit das Blut nicht zu gerinnen begann.
    «Na endlich. Mach mal weiter, mir fällt gleich der Arm ab.»
    Catharina nahm den schweren Holzlöffel. Angewidert von dem süßlichen Geruch drehte sie den Kopf zur Seite. Lene richtete unterdessen kräftiges Graubrot, Speck und Käse als Morgenmahl her. Für die Männer füllte sie Bier in Krüge. Dabei trank sie selbst genüsslich ein paar Schlucke.
    Marthes kräftige Gestalt erschien in der Küchentür.
    «Ist alles gerichtet? Die Männer haben Hunger.» Ihr Blick fiel auf Catharina. «Ach, Cathi, weißt du übrigens, was mir der Metzger eben erzählt hat? Johann ist seit drei Tagen spurlos verschwunden.»
    «Ist das wahr?» Catharina wurde bleich. Lene versetzte ihr einen Tritt gegen das Schienbein.
    «Siehst du, was hab ich dir gesagt!», rief sie, als sie wieder allein waren. «Du hast es geschafft! Jetzt hockt dieses Scheusal hungernd und frierend in einer Höhle und wartet darauf, dass ihm die Räuber den Kopf abschlagen.»
    «Hör auf, so zu reden.» Catharina umklammerte den Holzlöffel, als müsse sie sich daran festhalten. Ihr war alles andere als wohl bei dem Gedanken, dass Johann etwas zugestoßen sein könnte.
    Sie versuchte, nicht mehr an ihren Stiefbruder zu denken. Doch als er nach zehn Tagen immer noch nicht aufgetaucht war, war sie sich seines Todes so gut wie sicher. Irgendwann würde seine Leiche gefunden werden – und was sollte sie dann dem Vater sagen? Dass sie schuld war an Johanns Tod? War das, was sie getan hatte, Mord?
    Die Geschichte der Besenmacherin Anna Schweizerin aus der Wolfshöhle kam ihr in den Sinn. Sie sei dem Teufel verfallen gewesen, sagten die Leute, und habe mit ihrer Hexenkunst, Hagel zu sieden, etliche Bürger und Bauern geschädigt. So sei es nur rechtens gewesen, dass man sie bei lebendigem Leib verbrannt hatte.
    Wieso bloß hatte sie auf Lene gehört?

    Catharina hatte sich tatsächlich eingebildet, sie habe Johann mit ihren magischen Kräften umgebracht. Zwei Tage lag sie nervenkrank und mit hohem Fieber im Bett, von Albträumen geplagt, bis schließlich die Nachricht kam, Johann stecke in Straßburg.
    Herr im Himmel, verzeih mir – aber wäre dieser Kerl nur schon damals verreckt. Das hätte Catharina und mir so vieles erspart.

3
    Ganz plötzlich wurde es Winter. Eine Woche vor Weihnachten wachte Catharina auf und wusste sofort, dass es geschneit hatte. Es war, als ob sie den Schnee riechen konnte.

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