Die Hexe von Freiburg (German Edition)
Jungen.»
So war Lene. Für sie schien alles einfach, jede Schwierigkeit lösbar. Catharina wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
«Aber warum muss jetzt alles so schnell gehen? Tante Marthe hätte uns doch auch schon früher sagen können, was sie vorhat.»
Lene zuckte die Achseln. «Vielleicht hat sie jetzt erst begriffen, was zwischen euch ist, und übermorgen fährt zufälligerweise ein Händler, den sie kennt, nach Villingen und kann Christoph mitnehmen. Pass auf», Lene flüsterte jetzt, «er und ich haben beschlossen, dass wir in der letzten Nacht die Betten tauschen: Ich leg mich in seins, und er kommt herüber. Falls Mutter auf die Idee kommt nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist, zieht ihr beide euch einfach die Bettdecke über die Ohren. Ist das nicht ein famoser Einfall?»
Als am Abend die letzten Gäste gegangen waren, trat Catharina mit dem Kübel voll Essensreste in den Hof hinaus. Ihre Tante folgte ihr.
«Es fällt mir schwer, euch zu trennen. Ich seh doch, wie sehr ihr euch mögt. Aber versuch auch, mich ein bisschen zu verstehen.»
Catharina nickte nur. Dann ging sie zum Stall hinüber. Es dämmerte bereits, und Christoph war mit Füttern beschäftigt. Gemeinsam schütteten sie die Essensreste in den Schweinetrog.
Christoph nahm ihre Hand.
«Heute habe ich mich schrecklich mit meiner Mutter gestritten. Jetzt tut es mir Leid, was ich ihr alles an den Kopf geworfen habe.»
«Ist es wahr, dass wir morgen Nacht in einem Bett schlafen werden?», fragte Catharina leise.
«Ja, aber es wird nicht die letzte Nacht sein, das verspreche ich dir.» Er küsste sie lange und zärtlich im Dunkel des Stalles.
Den nächsten Tag war Christoph mit den Vorbereitungen für seinen Umzug beschäftigt. Vormittags ging er mit seiner Mutter in die Stadt, um noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen, dann machte er sich daran, seine Sachen zu packen. Catharina sah blass aus. Sie vermochte nicht zu sagen, was sie mehr beunruhigte: der Gedanke an Christophs Abschied oder die bevorstehende gemeinsame Nacht. Es war sicherlich nicht richtig, was sie vorhatten, und sie hatte Angst, dass Marthe sie erwischen könnte.
Catharina spürte, wie ihr das Blut in den Schläfen pochte, als am Abend Christoph in die Kammer trat. Die Stelle neben ihr im Bett war noch warm von Lenes Körper. Hilflos stand er vor ihr, trotz seines leinenen Nachthemds zitterte er.
«Frierst du?»
«Nein. Es ist nur – ich weiß nicht recht, was jetzt geschieht. Darf ich zu dir kommen?»
Sie schlug die Bettdecke zurück und rutschte gegen die Wand. Da klopfte es dreimal leise gegen die Bretter. Das vereinbarte Zeichen von Lene, dass alles in Ordnung war. Sie hatte sich noch einmal versichert, dass ihre Mutter schlafen gegangen war.
Catharina nahm Christoph in den Arm, bis er aufhörte zu zittern.
«Freust du dich auf Villingen?»
«Ach, weißt du, freuen ist zu viel gesagt. Es ist schön, einmal aus diesem engen Dorf herauszukommen. Und Onkel Carl finde ich recht nett. Aber ich habe Angst, dass du dir, wenn ich weg bin, irgendeinen hergelaufenen Dorfburschen angelst.»
Catharina streichelte seine Hand. «Lass uns einander versprechen, dass wir aufeinander warten.»
«Versprochen. Und jedes Mal, wenn ich freibekomme, werde ich dich besuchen.»
Dann lagen sie schweigend nebeneinander. Irgendwann fragte sich Catharina, ob Christoph wohl eingeschlafen sein mochte, so tief und regelmäßig gingen seine Atemzüge. Im Obstgarten miaute eine Katze. Sie fand keine Ruhe. Immerzu dachte sie daran, wie leer das Haus ohne Christoph sein würde.
Da spürte sie, wie er sich bewegte.
«Cathi, ich habe einen großen Wunsch. Willst du ihn hören?»
Sie nickte, obwohl er das in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Es dauerte eine Weile, bis er wieder sprach.
«Du weißt, dass ich nichts mache, was du nicht auch möchtest. Aber ich hätte gern, dass du – dass du dich ausziehst.» Dann fügte er so leise hinzu, dass sie es kaum verstehen konnte: «Vielleicht ist es ja das letzte Mal.»
«So etwas darfst du nicht sagen.» Sie zog sich das Hemd über den Kopf. Christoph küsste sie sanft auf ihre Augen, ihre Nase, ihre Wangen, während seine Hand die Linien ihres Halses bis zum Schlüsselbein nachzeichnete und von dort zu ihren kleinen festen Brüsten wanderte. Er streichelte Catharina lange und zärtlich. Sie schloss die Augen und genoss die Wärme, die ihr in die Glieder fuhr.
Cathis Furcht, dass meine Mutter sie ertappen könnte, war völlig
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