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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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ist. Wäre ich damals, als ich nach Villingen ging, nur geduldiger gewesen und hätte auf die Rückkehr nach Lehen, auf die Rückkehr zu dir gewartet! Wären wir nur hartnäckig genug gewesen – meine Mutter hätte bestimmt in unsere Heirat eingewilligt. Aber es war einzig und allein meine Schuld: Ich wollte mir unbedingt beweisen, dass ich ein richtiger Mann bin und eine Frau erobern kann. Jetzt habe ich eine Familie, die mich liebt und die mich braucht und die ich nicht mehr verlassen kann. Wenn du wüsstest, wie oft ich davon geträumt habe, in deinen Armen zu liegen und –» Er stockte und wandte sich ab. Mit hängenden Schultern ging er in den Hof zurück.
    Catharina sah ihm nach. Am liebsten hätte sie sich in einen stillen Winkel verkrochen und geheult wie ein kleines Kind. Aber was nützte das alles, jetzt war es zu spät, um zu jammern. Sie riss sich zusammen und ging ein paar Schritte in der Einfahrt auf und ab. Als sie in den Hof zurückkam, hatte sich inmitten der lärmenden Hochzeitsgesellschaft die Gruppe um Marthe zum Aufbruch fertig gemacht. Nachdem Catharina von allen Seiten herzlich umarmt worden war, küsste auch Christoph sie auf die Stirn, nahm seine schlafende Tochter auf den Arm und ging voraus, ohne sich noch einmal nach ihr umzudrehen.
    Marthe nahm sie auf die Seite.
    «Pass auf dich auf, meine Kleine. Und denk nicht immer zurück, was hätte sein können. Das hat uns Menschen noch nie weitergebracht.»
    Der alte Trotz stieg in Catharina auf. Ihre Tante hatte gut reden, schließlich war sie es gewesen, die sich in ihr Schicksal eingemischt hatte. Oder hatte Christoph doch Recht, wenn er die Schuld bei sich suchte? Nachdenklich begleitete sie ihre Verwandten auf die menschenleere Gasse hinaus und sah ihnen nach. Da legte sich eine schwere Hand auf ihre Schulter.
    «Was schaust du so traurig, meine liebe Tochter», sagte der alte Bantzer mit vom Alkohol schwerer Zunge. «Das ist doch kein Abschied, das ist ein Anfang. Komm, trink noch einen Krug Wein mit mir.»
    Eingezwängt zwischen Michael und seinen Vater versuchte sie, keine Spielverderberin zu sein, und hielt, so gut es ging, mit bei der nächtlichen Zecherei. Schließlich hatte sie selbst diese Hochzeit gewollt. Als die ersten Vögel mit lautem Zwitschern den Morgen ankündigten, waren sämtliche Männer und die wenigen Frauen, die noch ausgeharrt hatten, betrunken. Michael stand schwankend auf.
    «Jetzt schreiten wir zur Tat, meine wunderschöne Frau und ich.»
    «Los, Bantzer, du musst sie über die Schwelle tragen, wenn du das noch schaffst.»
    «Ich schaff noch ganz andere Sachen heute Nacht», lachte Michael dröhnend und hob seine Frau auf die Arme. Wie eine Kuhherde folgten ihm die Gäste ins Treppenhaus bis vor die Schlafzimmertür. Ein paar Männer huschten durch die Tür und nahmen Aufstellung neben dem Bett.
    «Raus hier», brüllte Michael. «Die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei, wo man Zeugen brauchte für die erste Liebesnacht.»
    Nachdem er mit sanfter Gewalt die letzten Gäste hinausgeschoben und die Tür hinter sich verriegelt hatte, ließ er sich mit einem wohligen Seufzer auf das prächtigste Federbett fallen, das Catharina je gesehen hatte.
    «War das ein herrliches Fest!» Er wandte ihr den Kopf zu. «Na, wie gefällt dir unser nächtliches Reich?»
    Die kunstvoll geschnitzten Eichenholzpfosten trugen einen mit rotem Leinen bezogenen Himmel, von dem schwere Brokatvorhänge herabfielen, die ebenfalls tiefrot schimmerten. Vor dem Bett bedeckten zwei weiche Schaffelle den groben Dielenboden. An weiteren Möbeln befanden sich nur noch eine eisenbeschlagene Truhe, die sehr wertvoll aussah, und ein zierlicher Waschtisch im Raum. Für ihre Kleider gab es eine eigene kleine Kammer, die durch einen nachtblauen Vorhang abgetrennt war. Die Einrichtung zeugte sicher von erlesenem Geschmack, doch Catharina wäre in diesem Moment lieber in ihrem bescheidenen Schlafzimmer an der Mehlwaage schlafen gegangen. Sosehr sie bisher die Stunden im Bett mit Michael genossen hatte, so wünschte sie sich jetzt nichts sehnlicher, als dass er sie heute Nacht nicht berührte. Wie selbstgefällig er sich den ganzen Abend über benommen hatte! Aber wahrscheinlich tat sie ihm unrecht, wieso sollte er anders sein als die meisten Männer, die sie bei solchen Festen beobachtet hatte? Je mehr sie getrunken hatten, desto törichter wurden sie und ergossen sich mit Vorliebe in anstößigen Reden über Frauen oder Geschichten über sich selbst.
    Tiefes

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