Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
weiß so recht, was es ist. Mal heißt es, sie hätte zu dünnes Blut, dann wieder, sie leide an inwendigen Geschwüren. Aderlass hilft auch nicht, da verliert sie jedes Mal das Bewusstsein und erholt sich nur ganz schwer wieder. Jetzt soll sie, wenn die Hitze endlich nachlässt, eine Badekur machen.»
    Er blieb stehen. «Hör mal, würdest du sie begleiten? Von uns kann niemand mit, wir haben zu viel Arbeit, und allein möchte ich sie nicht fahren lassen.»
    Catharina schwieg. Das Angebot kam zu überraschend.
    «Nun sag schon ja. Wo du doch so gern auf Reisen gehst!» Er boxte sie fast übermütig in die Seite.
    «Ich werde es mir überlegen.»
    Sie waren fast am Bischofskreuz angekommen. Catharina hielt an und kniff die Augen zusammen. Was, wenn hinter dem Stein der rote Zwerg auftauchen würde? Sie hatte plötzlich genau im Ohr, was er ihr damals prophezeit hatte. Ja, sie lebte neben einem stattlichen Mann und verwelkte dabei – wie Recht er gehabt hatte. Aber da war doch noch etwas anderes gewesen? Ein leichter Schauer lief ihr trotz der Hitze über den Rücken.
    «Komm», sagte sie zu Christoph. «Lass uns hier zum Fluss abbiegen. Der Weg dort ist viel schöner.»
    «Du hast wohl Angst vor dem toten Bischof!», stichelte er.
    Sie schüttelte den Kopf und erzählte ihm, wie sie sich als Kind vor diesem Ort gefürchtet hatte, erst recht, nachdem der alte Bartholo hier aufgetaucht war.
    Es tat gut, so offen mit Christoph zu reden, sie fühlte sich leicht und ausgeglichen wie schon lange nicht mehr. Sie würden Freunde bleiben. Das Zusammensein mit ihm, mit Tante Marthe und den anderen war so viel heiterer, so viel ungezwungener als der Alltag in ihrem großen, vornehmen, kalten Haus am Fischmarkt. Ja, sie würde von nun an öfters nach Lehen kommen.
    An der äußeren Stadtmauer verabschiedeten sie sich. Catharina tauchte in den Schatten des Torbogens ein, als Christoph sie zurückrief.
    «Warte.» Er berührte sachte ihren Arm. «Ich weiß, dass ich das nicht sagen sollte, aber – mein Herz gehört noch immer dir.»
    Dann drehte er sich um und ging mit schnellen Schritten davon.
    Sein letzter Satz hallte noch lange in ihr nach. In der kühlen Hofeinfahrt ihres Hauses blieb sie stehen und holte tief Luft. Hätte er nur geschwiegen – anstatt alte Sehnsüchte und Wünsche in ihr anzufachen. Sehnsüchte und Wünsche, die sich niemals erfüllen konnten.
    Aus der Küche drang lautes Gelächter. Die Tür öffnete sich, und Michael, immer noch lachend, kam heraus.
    «Da bist du ja, mein Schatz. War’s schön bei deinen Verwandten?» Er küsste sie auf die Wange.
    «Ja, es war sehr schön. Und hier? Mir scheint, ihr seid alle bester Stimmung.»
    «Ach, diese Barbara – sie hat eben erzählt, wie der alte Fischhändler Streit mit einem Kunden hatte und wie sich die beiden schließlich vor lauter Wut die toten Fische um die Ohren geklatscht haben. Es war dermaßen komisch, wie sie das erzählt hat. Ich muss nochmal in die Werkstatt, wir sehen uns dann beim Abendessen.»
    Nach dem Essen ging Catharina in die Küche, um die Ausgaben der beiden Frauen in ihr Buch einzutragen. Als Elsbeth ihr einen hohen Betrag für einen Kerzenleuchter nannte, sah Catharina erstaunt auf.
    «Was soll das? Wozu brauchen wir einen Kerzenleuchter?»
    Elsbeth deutete auf einen zierlichen dreiarmigen Leuchter aus Zinn, der auf dem Küchenbord stand.
    «Euer Mann hatte mich beauftragt, den Leuchter aus der Zinngießerei abzuholen, er hatte ihn dort bestellt. Ich glaube, es ist ein Geschenk.»
    Jetzt wurde Catharina misstrauisch. Ein Geschenk? Es kam zwar hin und wieder vor, dass bestimmte Kunden zu besonderen Anlässen ein Präsent erhielten, aber einen Zinnleuchter? Sie wurde ärgerlich. Da sparte und sparte sie, und ihr Mann warf das Geld zum Fenster hinaus, indem er kleine Kostbarkeiten an ohnehin reiche Leute verschenkte. Plötzlich kam ihr ein ganz anderer Gedanke: Steckte vielleicht eine Frau dahinter? War Michael deshalb in letzter Zeit so gut gelaunt? Ach was, am besten fragte sie ihn, für wen der Leuchter gedacht war.
    «Schau doch nicht so misstrauisch, der Leuchter ist für einen Kaufmann aus Waldkirch», sagte Michael und lächelte sie an. «Gerade in schlechten Zeiten muss man zu besonderen Mitteln greifen. Es ist ein ganz großer Auftrag, den ich da im Auge habe. Aber sag Vater nichts davon, du weißt doch, wie geizig er sein kann», fügte er hinzu und blinzelte ihr verschwörerisch zu.
    Catharina wusste nicht, ob sie ihm glauben

Weitere Kostenlose Bücher