Die Hexe von Freiburg (German Edition)
die Gemeinde diesen Hokuspokus verboten hat.» Sie goss das Wasser an die Johannisbeersträucher. «Dort drüben in den Kräutern steht übrigens Sofie. Sag ihr doch eben guten Tag, und danach kannst du mir beim Vorbereiten des Mittagstischs helfen. Da haben wir dann genug Zeit zum Reden.»
«Ist Christoph auch da?»
«Ja, irgendwo im Haus.»
Sofie war dabei, mit ihrer Tochter Schnittlauch und Petersilie zu schneiden. Auf dem Rücken hatte sie ihren Säugling festgebunden. Fast zaghaft begrüßten sich die beiden Frauen. Catharina erkundigte sich nach der Geburt, und Sofie erzählte, wie schmerzhaft und langwierig sie gewesen sei.
«Ich scheine fürs Kinderkriegen nicht geschaffen», lächelte sie, «aber dafür war Andreas von Anfang an ein ganz schöner Brocken.»
Catharina betrachtete das schlafende Kind. Für seine sechs Monate war es tatsächlich ungewöhnlich kräftig. Es hatte dunkles Haar und zwei lustige Grübchen in den dicken Wangen. Angestrengt überlegte Catharina, worüber sie sich mit dieser zurückhaltenden Frau unterhalten könnte, als ihre Tante kam und sie bei der Hand nahm.
«Gehen wir ins Haus. Höchste Zeit, um mit dem Mittagessen anzufangen. Die Köchin muss ich immer ein bisschen antreiben, aber dafür macht sie den besten Braten in der ganzen Gegend.»
In der großen Stube stand Christoph und unterhielt sich mit einem Gast. Als seine Mutter ihm zurief, dass Besuch da sei, drehte er sich um und sah seine Base im Türrahmen stehen.
«Cathi», sagte er freudig, «bist du’s wirklich?»
Er zog sie an sich. Für Catharinas Empfinden hielt er sie viel zu lange in den Armen. Dann trat er einen Schritt zurück.
«Du bist schmaler geworden. Dabei habe ich gehört, dass das Bantzer’sche Geschäft immer noch ganz gut läuft.»
Sein Gesicht war von der Sonne gebräunt, doch es stand ihm gut. Was Catharina erst auf den zweiten Blick auffiel, waren die tiefen Falten, die sich um seine Mundwinkel eingegraben hatten. Er wirkte um einiges älter als an ihrem Hochzeitsfest.
«Tante Marthe hat erzählt, dass ihr jetzt weniger Gäste habt.»
«Das stimmt, aber sie sieht immer gleich alles so schwarz. Wir nehmen zwar weniger Geld ein, aber wir können uns immer noch satt essen. Hast du gesehen, wie dick unser kleiner Sohn ist?»
Catharina nickte. «Aber dafür wirkt Sofie ziemlich ausgezehrt.»
Christoph ging auf diese Bemerkung nicht ein. Mit einem Blick auf die eintretenden Gäste fragte er sie, ob sie über Mittag bleibe.
«Ja. Ich will am frühen Abend zurück sein.»
«Fein, dann bleibt uns ja nachher noch genug Zeit», sagte er und kehrte zurück in die Gaststube.
Nachdem die letzten Mittagsgäste gegangen waren, setzten sie sich alle zusammen zum Essen. Nur Lene fehlte, und Catharina vermisste sie wieder einmal schmerzlich. Wilhelm kam zu spät.
«Wie immer», sagte Christoph und gab seinem jüngeren Bruder eine Kopfnuss, als er sich setzte. «Er treibt sich überall herum, nur dort nicht, wo es Arbeit für ihn geben könnte. Dabei hat er Kraft für zwei.»
Wilhelm grinste und löffelte gierig seine Suppe, während Catharina von der schlechten Versorgungslage in der Stadt berichtete. Dieses Mal war ihr, als sei sie zu Hause angekommen. Wie herrlich könnte es sein, immer in einer so großen Familie zu leben. Dann erfuhr sie, dass Lene, wie jedermann erwartet hatte, schwanger war.
«Wie ich meine Schwester kenne, bekommt sie gleich Zwillinge», meinte Christoph.
«Und wann ist es bei dir so weit?», fragte Wilhelm.
Catharina zögerte. «Ich hab’s nicht so eilig.»
Christoph warf ihr einen prüfenden Blick zu, dem sie auswich.
Nach dem Essen machte sie mit ihrer Tante einen Rundgang durch Haus und Hof, Moses immer dicht auf den Fersen. Sie musste versprechen, bald wieder vorbeizukommen. Als sie sich von Christoph verabschieden wollte, eröffnete er ihr, dass er sie ein Stück begleiten würde. Sie schüttelte den Kopf. Nein, das wollte sie nicht, aber er ließ nicht locker.
«Mutter hat es befohlen, da gibt’s keinen Widerspruch.»
Ohne Eile schlenderten sie Seite an Seite über die heiße Landstraße. Christoph wollte mehr über ihre Ehe mit Michael erfahren, das spürte sie, aber sie lenkte ab. So redeten sie über dies und jenes, bis die Sprache auf Sofie kam.
«Du hast vorhin gesagt, sie würde ausgezehrt aussehen – ich mache mir auch langsam Sorgen um sie. Irgendwas stimmt nicht mit ihr, wir waren schon bei zwei Baderchirurgen und sogar bei einem Arzt. Aber keiner
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