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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Hand auf Addies. »Warum tust du dir das an? Wenn etwas Schlimmes passiert ist, warum bohrst du dann in der Wunde, bis es wieder blutet?«
    »Vielleicht hat er es ja nicht getan.«
    »Und vielleicht ist Chloe nicht wirklich gestorben? Und vielleicht kommt deine Mom gleich zur Tür hereinspaziert?« Roy seufzte. »Du fährst doch nicht, weil du dir beweisen willst, daß er schuldig ist; das wird sich bald vor Gericht zeigen. Du fährst, weil du die Wahrheit, die dir förmlich ins Gesicht springt, nicht glauben willst.«
    »Du weißt ja nicht mal, wo du suchen sollst«, fügte Delilah hinzu.
    »Da fällt mir schon was ein.«
    »Und wenn du nicht findest, was du suchst?«
    Auf Roys Frage hin blickte Addie auf. »Dann habe ich Zeit vergeudet.«
    Alle wußten, daß das nicht stimmte. Aber weder Roy noch Delilah, ja nicht einmal Addie wollten zugeben, daß ein Herz, das bereits so viele Risse bekommen hatte, dann vielleicht endgültig brechen würde.
    Jordan stand im Bad vor dem Spiegel und rasierte sich. Während er den Schaum wie mit einem Schneepflug durchzog, mußte er an Jack denken, der – Gott sei Dank – geduscht und rasiert gewesen war, als er Jordan mitten in der Nacht zu sich gerufen hatte, um ihm von den Kruzifixen aus Zweigen zu erzählen oder was auch immer er da an den Bäumen hatte hängen sehen.
    Er spülte die Klinge ab, bevor er sie wieder an die Wange hob. Er konnte immer noch auf verminderte Schuldfähigkeit wegen Trunkenheit plädieren. Vielleicht fand er sogar einen exzentrischen Psychiater, der als Gutachter aussagte, übermäßiger Alkoholgenuß könnte eine Dissoziation auslösen oder irgendeinen anderen Zustand, durch den Jack sich seiner Handlungen zur Tatzeit nicht bewußt war. Von da war es ein kleiner Schritt zur Schuldunfähigkeit … nicht schuldig aufgrund von Volltrunkenheit.
    »Dad?«
    Als Thomas die Tür aufriß, fuhr Jordan vor Schreck zusammen. Er schnitt sich in die Wange, und Blut tropfte ihm am Hals hinunter. »Verdammt noch mal, Thomas! Kannst du nicht anklopfen?«
    »Tschuldigung. Ich wollte mir nur die Rasiercreme ausleihen«, sagte er. Er schielte in den Spiegel. »Du blutest«, sagte er und schloß die Tür hinter sich.
    Jordan fluchte und klatschte sich Wasser ins Gesicht. Der Rasierschaum brannte in der Wunde. Er trocknete sich das Gesicht ab und schaute hoch. Es war ein langer, gerader, dünner Schnitt mitten auf der rechten Wange. »Mist«, sagte er laut. »Ich seh ja aus wie St. Bride.«
    Er drückte sich ein Stück Klopapier auf die Wunde, bis es aufhörte zu bluten, wischte dann das Waschbecken sauber und war schon halb zur Tür hinaus, bis er sich besann und noch einmal vor den Spiegel trat, um seine Wange genauer zu betrachten.
    Gillian Duncan hatte ausgesagt, sie habe Jack gekratzt, als sie sich gewehrt hatte. Charlie Saxton hatte den Kratzer auf Jacks Wange fotografiert; das Foto war in der Akte. Doch ein Mädchen, das sich kratzend gegen seinen Vergewaltiger zur Wehr setzt, würde dazu die ganze Hand nehmen – es müßten also vier oder fünf Kratzer zu sehen sein.
    Jack hatte aber nur einen.

Mai 2000
Salem Falls,
New Hampshire
    Gill und Jack durchfährt ein Schreck
beim Spiel am Brunnenrand:
Und Jack fickt Gill, ganz wie er will,
und Gill plumpst in den Sand.
    Charlie zerknüllte die mit der Hand geschriebenen Verse, die ihm jemand an den Computer geklebt hatte. »Das ist nicht witzig«, brüllte er, so daß jeder es hören mußte, und setzte dann ein Lächeln auf, als das erste der drei Mädchen, die er befragen sollte, am Arm des Vaters das Gebäude betrat.
    »Ed«, sagte Charlie mit einem Nicken. »Und Chelsea. Schön, daß du da bist.«
    Er führte sie in das kleine Besprechungszimmer, das seiner Ansicht nach unwesentlich besser war als der Verhörraum. Die Mädchen waren schon nervös genug, weil sie in die Ermittlungen hineingezogen wurden; er mußte sie nicht unbedingt noch nervöser machen. Er hielt die Tür auf und ließ Ed und seine Tochter eintreten.
    »Verstehst du, warum es wichtig ist, daß ich deine Aussage zu Protokoll nehme?«
    Chelsea nickte, die blauen Augen weit aufgerissen. »Ich möchte Gilly helfen, so gut ich kann.«
    »Das ist schön. Also, ich werde unser Gespräch auf Band aufnehmen, damit auch der Staatsanwalt hören kann, was für eine treue Freundin du bist.«
    »Ist das wirklich nötig?« fragte Ed Abrams.
    »Leider ja, Ed.« Charlie wandte sich wieder Chelsea zu und schaltete den kleinen Kassettenrecorder ein. »Kannst du mir

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