Die Hexensekte!
Mitglieder hat die Sekte?“ fragte David neugierig nach.
„Darüber darf ich nicht sprechen.“
„Warum? Man könnte meinen, hier hätte sich der österreichische Geheimdienst eingenistet.“
„Ich führe nur aus, was Hohepriester Atratus mir befiehlt.“
„Aha, ihr Hohepriester befiehlt? Nannten sie ihn eben Meister“?
„Der Hohepriester wünscht mit Meister angesprochen zu werden“, antwortete die Frau.
Der muskulöse Mulatte auf der Ledercouch sprach noch immer kein Wort, beobachtete jedoch jede Bewegung von David.
„Dann können sie mir gewiss erklären, was es mit ihrer Sekte auf sich hat. Welche Ziele verfolgt die Sekte? Woran glauben die Mitglieder?“ fragte der Privatdetektiv neugierig weiter.
Die Empfangsdame rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum. Die Fragen schienen ihr unangenehm zu sein.
„Wir huldigen die Göttin Hekate“, sagte die Frau. „Das sollte ihnen genügen.“
„Nein, eigentlich nicht“, erwiderte David. „Ich wüsste gerne, wie das in der Praxis abläuft.“
„Männer können nicht Mitglieder der Sekte werden, deshalb darf ich mit ihnen auch nicht über unsere missionarische Arbeit sprechen“, sagte die Frau.
„Na gut, dann werde ich darüber mit ihrem Meister sprechen. Ich komme später wieder“, meinte David, machte kehrt und verließ den Raum.
Er ging die kleine Treppe zum Ausgang herunter, ließ die knarrende Tür zuschlagen und huschte auf Zehenspitzen zurück. Er schlich wieder die Treppenstufen hoch, presste sein Ohr gegen die Bürotür und hörte, wie die Empfangsdame telefonierte.
„Da war gerade so ein Schnüffler, Meister. Ein Privatdetektiv, der in der Sache Vera Wallner ermittelt. Er stellte sehr komische Fragen und will in einer halben Stunde zurück sein. Was soll ich machen, wenn er wieder auftaucht?“
David konnte nicht hören, was der Teilnehmer am anderen Leitungsende sagte. Leise löste er sich von der Tür und huschte die Treppe zum oberen Stockwerk hinauf. Von hier führte ein knallrot gestrichener Korridor in die Tiefe des Klosters. Links und rechts zweigten weiß lackierte Türen davon ab. Der Privatdetektiv schlich den Gang und stoppte, als er eine sonore Männerstimme hörte.
„Sagen sie ihm, ich hätte plötzlich verreisen müssen, Lara. Versuchen sie herauszufinden, wer ihn mit den Ermittlungen beauftragt hat ...“
David öffnete einfach die Tür.
Der Raum, den er betrat, war ein schwülstig eingerichtetes Wohnzimmer, in dem es nach Parfüm und menschlichen Leibern roch. An der Zimmerdecke befand sich ein riesiger Spiegel. Die Wände waren mit pornografischen Bildern behängt.
Der telefonierende Mann stand an einem Schreibsekretär und war völlig nackt. Vor ihm kniete ein höchstens achtzehnjähriges Mädchen, das damit beschäftigt war, seinen erigierten Penis zu lecken. Sie knetete dabei seinen dicken Hodensack, zuckte aber entsetzt herum, als David die Tür hinter sich zuknallte.
Der nackte Mann ließ langsam den Hörer sinken. Er war ein großer, sehr athletischer Mann mit einem muskulösen Körper. Er sah aus, wie eine römische Statue, geschaffen von einem außergewöhnlichen Künstler. David betrachtete leicht neidisch die stark ausgeprägte Bauchmuskulatur. Unter seinem schulterlangen, schwarzen Haar lag ein markantes Gesicht mit funkelnden, zwingenden Augen.
„Geh raus, mein Kind“, sagte der Mann mit einer strengen und dominanten Stimme.
Das junge, blonde Mädchen erhob sich und eilte verwirrt aus dem Raum. David konnte noch kurz ihren perfekten, schlanken Körper bewundern. Er registrierte verdutzt, wie demütig das Mädchen war und wie hübsch. Sie sah keineswegs töricht oder naiv aus. Konnte es die gesuchte Vera Wallner sein?
„Hohepriester Atratus?“
Der Mann legte das Telefon zurück auf den Schreibtisch. Dabei ließ er David keine Sekunde aus den Augen. Es schien fast so, als ob er ihn hypnotisieren wollte.
„Ja, der bin ich“, sagte er mit einer tiefen, sehr angenehmen Stimme. „Und sie sind der Privatdetektiv, der mich sprechen wollte. Ist ihnen eigentlich klar, dass sie sich mit ihrem Eindringen des Hausfriedensbruchs schuldig gemacht haben?“
David machte zwei Schritte nach vorn, zog sich einen Stuhl heran und ließ sich rittlings darauf nieder. Die Arme verschränkte er auf der Lehne.
„Wenn es darum geht mit Anzeigen zu drohen, haben sie zweifellos Schlimmeres zu befürchten. War das eben die vermisste Vera Wallner?“ fragte der Privatdetektiv und beobachtete dabei genau die
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